2019.02.13 Udienza Generale 2019.02.13 Udienza Generale 

Generalaudienz: Gebet nur zum eigenen Vorteil ist „nicht christlich“

Gott ist der Vater aller Menschen, ohne Ausnahme: Unter dieser Prämisse stand die Katechese des Papstes bei seiner Generalaudienz am Mittwoch in der Audienzhalle. Nach zwei „Reiseaudienzen“, bei denen Franziskus Rückschau auf seine Apostolischen Reisen nach Panama und Abu Dhabi hielt, führte er in dieser Woche seine Katechesereihe zum Vaterunser fort.

Christine Seuss - Vatikanstadt

Das wirkliche Gebet, so habe es uns Jesus gelehrt, sei eine Herzensangelegenheit, ein stilles Zwiegespräch mit Gott, erläuterte der Papst. Dies unterscheide sich deutlich von dem Gebet der Pharisäer, die inmitten der anderen beteten, um bewundert zu werden. Doch gleichzeitig rutsche diese persönliche Begegnung mit Gott niemals in eine ausschließliche Intimität ab – denn der Christ nehme auch seine Umwelt und seine Lieben mit ins Gebet zu Gott:

„Da ist eine beeindruckende Leerstelle im Text des Vaterunsers. [...] Es fehlt ein Wort, das heutzutage – aber vielleicht auch immer schon – großes Ansehen genießt: es fehlt das Wort „Ich“. Jesus lehrt zu beten, indem man vor allem das Wort ,Du' auf den Lippen trägt, denn das christliche Gebet ist Dialog: geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe.”

„Es gibt keinen Platz für Individualismus im Dialog mit Gott“

Dann, in der gesamten zweiten Hälfte des Gebetes gehe Jesus über zum „Wir“, fuhr der Papst fort. Selbst in Hinblick auf ein elementares Bedürfnis des Menschen wie demjenigen nach dem täglichen Brot bitte man nicht ausschließlich für sich selbst: „Er erfleht es für alle, für alle Armen der Welt. Doch vergesst das nicht, es fehlt das Wort ,Ich'. Man betet mit dem ,Du' und dem ,Wir'. Das ist eine gute Lehre Christi, vergesst das nicht“, unterstrich Franziskus.

„Es gibt keinen Platz für Individualismus im Dialog mit Gott. Die eigenen Probleme werden nicht in den Vordergrund gerückt, als wären wir die einzigen auf der Welt, die leiden. Es gibt kein Gebet, das sich zu Gott erhebt, das nicht das Gebet einer Gemeinschaft von Brüdern und Schwestern ist.“ Er erinnere sich, dass ihm als junger Priester einmal ein Gefängniskaplan die Frage gestellt habe, was das Gegenteil von „Ich“ sei, nahm Papst Franziskus die Pilger mit in seine Vergangenheit. Er selbst habe in seiner Einfältigkeit geantwortet: „Du“. Der Kaplan habe ihn daraufhin zurechtgewiesen: „,Das ist der Beginn des Krieges. Das Gegenteil von ,Ich' ist ,Wir', wo der Frieden ist, alle zusammen.' Das ist eine schöne Lehre, die dieser Priester mir erteilt hat.“

„Wir sind nicht die Einzigen, die Probleme haben“

Denn, so führte Franziskus weiter aus, in seinem Gebet trage der Christ die Probleme aller Menschen, die ihn umgeben, vor Gott. Dies könne beispielsweise der Schmerz sein, dem man im Lauf des Tages begegnet sei, viele Gesichter, von Freunden wie von feindlich gesinnten Menschen: „Er scheucht sie nicht weg wie gefährliche Ablenkungen.“ Denn wenn jemand nicht wahrnehme, dass es rund um ihn selbst Menschen gebe, die leiden, nur mit sich selbst beschäftigt sei, dann habe er „ein Herz aus Stein“ und sollte zum Herrn beten, damit er es erweiche, mahnte der Papst.

„Christus ist nicht unbeteiligt an den Miseren der Welt vorbeigegangen: jedes Mal, wenn er Einsamkeit, Schmerzen an Körper oder Geist erspürt hat, wurde er von Mitleid bewegt, wie die Eingeweide einer Mutter. Dieses ,Mitleid haben' ist eines der Schlüsselworte des Evangeliums, es ist das, was den Barmherzigen Samariter dazu bringt, sich dem verletzten Mann am Straßenrand zuzuwenden, im Gegensatz zu den anderen, die ein hartes Herz haben.“

„Das ,wir' erlaubt es mir nicht, in Frieden für mich allein zu sein“

Wenn einer sich im Gebet nicht für die Schmerzen der anderen öffne, es nur als Beruhigungsmittel für sich selbst verstehe, dann sei man „das Opfer eines schrecklichen Missverständnisses“, fuhr Franziskus in seinen Erläuterungen fort. In diesem Fall handele es sich nämlich keineswegs um ein „christliches Gebet“: „Denn dieses ,Wir‘, das Jesus uns gelehrt hat, erlaubt es mir nicht, in Frieden allein zu sein, und es macht mich verantwortlich für meine Brüder und Schwestern.“

Jesus bitte uns um Gebet für alle Menschen, auch um die, die augenscheinlich nicht auf der Suche nach Gott seien – denn gerade diese suche Gott besonders dringend, erläuterte Franziskus. Dies sei auch eine wertvolle Lektion für uns: Denn Gott liebe alle, nicht wie wir, die wir nur zu denen, „die uns gefallen“, gut seien:

„Brüder und Schwestern, Heilige und Sünder, wir sind alle Geschwister, die von demselben Vater geliebt werden. Und am Ende des Lebens werden wir nach unserer Liebe gerichtet werden, wie wir geliebt haben. Nicht nur eine Liebesbeziehung im engen Sinn, sondern eine mitleidige und konkrete Liebe nach den evangelischen Räten, vergesst das nicht. , Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan‘ (Mt, 25, 40). So spricht der Herr, danke.“

Gedenken an Kyrill und Method

Am Ende seiner Generalaudienz erinnerte der Papst daran, dass die Weltkirche an diesem Donnerstag der heiligen Kyrill und Method gedenkt. Das Beispiel der Slawenapostel und Mitpatrone Europas „möge uns dabei helfen, in jedem Lebensbereich Jünger und Missionare zu werden, zur Bekehrung der Fernen wie auch der Nächsten“, so der Papst vor den anwesenden Pilgern. „Ihre Liebe für den Herrn gebe uns die Kraft, jedes Opfer zu ertragen, damit das Evangelium grundlegende Regel unseres Lebens werde.“

(vatican news)

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Eindrücke von der Generalaudienz
13. Februar 2019, 10:47