Vereinigte Arabische Emirate: Madonnenkapelle vor Moschee Vereinigte Arabische Emirate: Madonnenkapelle vor Moschee 

Warum besucht der Papst ausgerechnet die Emirate?

Warum besucht Papst Franziskus in den nächsten Tagen ausgerechnet die reichen Golfemirate? Warum fliegt er nicht stattdessen in den hungernden Jemen, in das von den Nachbarn boykottierte Katar oder gar nach Saudi-Arabien, wo Christen keinerlei Religionsfreiheit genießen? Auf diese Fragen hat der Vatikan zwei Tage vor dem Aufbruch des Papstes nach Abu Dhabi zu antworten versucht.
Zum Nachhören

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Zum einen weist man im Vatikan darauf hin, dass Franziskus ja einer konkreten Einladung folge, und die komme nun einmal vom Kronprinzen von Abu Dhabi und vom dort ansässigen Apostolischen Vikar für das Südliche Arabien, Bischof Paul Hinder. Bei diesem Hinweis schwingt unausgesprochen mit: Saudi-Arabien hat den Papst bisher nicht eingeladen – obwohl es durchaus Kontakte zwischen dem Vatikan und Riad gibt, wenn auch keine diplomatischen Beziehungen.

Eine religiöse Toleranz, die der Vatikan ermutigen will

Zum zweiten seien die Emirate von einer religiösen Toleranz geprägt, die in der Region ihresgleichen suche, und diese religiöse Toleranz will Franziskus ermutigen. Hinder, ein aus der Schweiz stammender Kapuziner, formuliert das in der Regel so: „Es gibt in den Emiraten keine Religions-, aber durchaus Kultfreiheit.“ Im Vatikan rechnet man damit, dass die Emirate die religiösen Freiheiten für die Nichtmuslime nach dem Papstbesuch ausweiten werden.

Ein alter Bekannter: Großscheich al-Tayyeb aus Kairo

Und zum dritten ist der Großscheich der ägyptischen Universität al-Azhar, al-Tayyeb, auch die Führungsfigur eines relativ neuen „Muslimischen Ältestenrates“, der von Abu Dhabi aus operiert. Damit erfährt der Dialog, den der Vatikan mit al-Azhar wiederaufgenommen hat, eine Art Ausweitung auf die arabische Halbinsel. Es ist übrigens schon die fünfte Begegnung von Franziskus mit al-Tayyeb. Die Webseite des Ältestenrates stellt Franziskus und al-Tayyeb als die „prominentesten religiösen Führer unserer Zeit“ vor.

Politik machen will Franziskus nicht

Politik machen will Papst Franziskus auf der 27. Auslandsreise seines Pontifikats ausdrücklich nicht. Ihm geht es um den interreligiösen Dialog und um eine Geste der Geschwisterlichkeit gegenüber den Muslimen am Golf, ganz im Sinn des hl. Franz von Assisi, der vor genau 800 Jahren Ägypten besuchte und mit dem Sultan sprach.

Und es geht dem Papst natürlich auch um die Christen in der Region. Die sind durch die Bank ausländische Arbeiter aus meist asiatischen Ländern, vor allem aus Indien und von den Philippinen, ohne emiratische Staatsbürgerschaft. Die 900.000 Katholiken stellen rund zehn Prozent der Bevölkerung. Die Scheichs der Emirate haben den Bau von Kirchen erlaubt, die große Freiluftmesse des Papstes in einem Stadion von Abu Dhabi wird allerdings schon wegen ihrer Größenordnung eine Premiere für die arabische Halbinsel.

Heißer Boden für einen Papst

Wie heiß der Boden für einen Papst in Arabien trotz allem ist, mag man daraus ersehen, dass Franziskus nur zwei Ansprachen plant. Und dass typische Elemente, wie man sie von anderen Papstreisen kennt, fehlen, etwa eine Rede an Gruppen aus der Zivilgesellschaft, der Besuch an einer Universität, ein Jugendtreffen. Auf die Frage eines Journalisten, ob sich Franziskus in Abu Dhabi für einen Frieden im Jemen einsetzen wird, konnte Vatikansprecher Gisotti an diesem Freitag nicht antworten; er erwähnte lediglich entsprechende Appelle des Papstes aus den letzten Monaten. Die Emirate sind in den Jemen-Krieg involviert.

(vatican news)

 

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

01. Februar 2019, 13:34