Papst Franziskus bei der Generalaudienz Papst Franziskus bei der Generalaudienz 

Generalaudienz: Niemand hat perfekte Eltern...

Doch die Liebe Gottes für jeden einzelnen von uns ist perfekt. Das sagte Papst Franziskus bei seiner Generalaudienz an diesem Mittwoch, bei der er seine Überlegungen zum Vaterunser fortführte.

Christine Seuss - Vatikanstadt

Der erste Schritt eines jeden christlichen Gebetes sei es, in das Geheimnis der Vaterschaft Gottes einzutauchen, begann der Papst seine Ausführungen. Doch um die Vaterschaft Gottes zu begreifen, sei es nötig, sich die eigenen Eltern vor Augen zu führen – und sie in gewisser Weise von ihren irdischen Unzulänglichkeiten zu „bereinigen“, betonte Franziskus mit Blick auf den gleichlautenden Rat des Katechismus der Katholischen Kirche (N. 2779).

„Keiner von uns hat perfekte Eltern gehabt, niemand; so wie wir unsererseits niemals perfekte Eltern oder Hirten sein werden. Alle haben wir Fehler, alle.“

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Menschliche Liebe stößt an unsere Grenzen

Davor seien auch die zwischenmenschlichen Beziehungen nicht gefeit, die aufgrund unseres Egoismus und unserer eigenen Grenzen oftmals durch Besitzansprüche oder Manipulation gezeichnet seien, fuhr Franziskus fort.

„Aus diesem Grund verwandeln sich Liebeserklärungen in Gefühle von Wut und Feindschaft. Aber sieh mal, diese beiden liebten sich noch in der vergangenen Woche heiß und innig, und heute hassen sie sich zutiefst… Das sehen wir immer wieder! Das geschieht deshalb, weil wir alle bittere Wurzeln in uns haben, die nicht gut sind und manchmal kommen sie zum Vorschein und fügen Schmerzen zu.“

Deshalb müsse man, wenn man von Gottvater spreche, zwar das Bild der eigenen Eltern vor Augen haben – gleichzeitig aber darüber hinaus gehen, erläuterte Franziskus. Denn die Liebe Gottes sei die des Vaters, „der im Himmel ist“, frei von allen irdischen Unzulänglichkeiten, wie Jesus uns mit dieser Formulierung nahelege. Die menschliche Liebe hingegen, das wussten bereits die antiken Griechen, sei ambivalent und unstet:

„Unfähig, ein Versprechen zu halten, das uns in guten Tagen leicht von den Lippen kam“

„Alle haben wir diese Erfahrung gemacht, wir haben geliebt, aber dann ist diese Liebe verschwunden oder schwach geworden… Wir alle haben diese Erfahrung gemacht. In dem Eifer, lieben zu wollen, stoßen wir an unsere Grenzen, auf die Armut unserer Kräfte: unfähig, ein Versprechen zu halten, das uns in guten Tagen leicht von den Lippen kam.“

Diese Erfahrung habe selbst der Apostel Petrus gemacht, hob der Papst hervor: „Der Apostel Petrus hat die Liebe Jesu nicht treu gehalten. Da ist immer diese Schwäche, die uns fallen lässt. Wir sind Bettler (der Liebe, Anm. d. Red.), die auf dem Weg riskieren, niemals vollständig den Schatz zu finden, den sie vom ersten Tag ihres Lebens an suchen: die Liebe.“

„Ich vergesse dich nicht“

Doch es gebe eine andere Liebe, nämlich diejenige des Vaters „im Himmel“, die ausnahmslos allen gelte, selbst wenn uns unsere leiblichen Eltern nicht geliebt haben sollten. Gott, so sagt es der Prophet Jesaia, habe uns „eingezeichnet in seine Hände“, wie ein Tattoo, scherzte Franziskus, unauslöschlich und unvergesslich: „,Ich vergesse dich nicht‘, sagt er. Das ist die perfekte Liebe Gottes, so sind wir von ihm geliebt.“

Der Ausdruck „im Himmel“ sei keineswegs ein Zeichen von Ferne und Unnahbarkeit, sondern im Gegenteil das Signal für eine Liebe, die sich radikal von der irdischen unterscheide, einer „anderen Dimension“ von Liebe, unterstrich der Papst: „Eine unermüdliche Liebe, eine Liebe, die für immer bleibt, die immer bereit steht. Es genügt, zu sagen: ,Vater unser, der du bist im Himmel‘, und diese Liebe kommt.“

Gebet für ihn und Benedikt XVI.

Am Ende der Generalaudienz erinnerte der Papst die Pilger daran, dass die Kirche am kommenden Freitag das Fest der Kathedra Petri feiert. In diesem Zusammenhang bat er auch um Gebet für seinen Vorgänger Benedikt XVI.: „Betet für mich und mein Amt und auch für Papst Benedikt, damit es (dieses Amt, Anm. d. Red.) immer und überall die Brüder im Glauben stärke.“

(vatican news)

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Eindrücke von der Generalaudienz
20. Februar 2019, 11:35