Franziskus nimmt Rücktritt des chilenischen Kardinals Ezzati an
Am Freitag hatte das Berufungsgericht von Santiago de Chile Ezzatis Antrag auf Abweisung der gegen ihn erhobenen Anschuldigungen zurückgewiesen. Der Kardinal bat seine Anwälte, sich an die Staatsanwaltschaft zu wenden, um eine Erklärung abzugeben und alle gesetzlich vorgeschriebenen Formalitäten zu erledigen. Er hatte mehrfach seine Schuldlosigkeit betont und äußerte sich auch am Samstag in diesem Sinn.
„Angesichts einer so großen Verantwortung in dieser Situation [des Missbrauchs] kann ich sagen, dass ich ein absolut ruhiges und gelassenes Gewissen habe.“ Kurz nach Veröffentlichung der Annahme seines Rücktritts durch Papst Franziskus ergriff Kardinal Ezzati bei der Eröffnung des Pastoraljahres des Bistums das Wort, natürlich sprach er auch über das Ende seines Dienstes und ging auf die Vorwürfe gegen ihn ein. „Heute, zum Ende meines Dienstes als Bischof, kann ich mit ruhigem und gefassten Gewissen sagen, dass ich meine Versprechen erfüllt habe“, versicherte Ezzati.
Erhobenen Hauptes
„Das Wissen und der Schmerz der Sünden und der Verbrechen, die von Mitgliedern der kirchlichen Gemeinschaft, vor allem Geweihten, begangen wurden, beschämen uns und lassen uns demütig um Vergebung bitten.“ Er, Ezzati, könne erhobenen Hauptes sagen, dass „jede, jede, jede Anklage ist sorgsam geprüft worden ist“. Er verlas auch eine kurze Email, die Papst Franziskus ihm, wie Ezzati sagte, am 19. März geschickt habe. „Danke für dein Beispiel der Stärke“, zitierte der Kardinal aus der Zuschrift.
Ezzati stammt aus Italien, ging aber bereits 1959 nach Chile und trat dort ins Noviziat der Salesianer Don Boscos ein. 1996 macht ihn Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Valdivia, 2010 wurde er auf Ernennung von Papst Benedikt XVI. Erzbischof von Santiago de Chile. Franziskus nahm Ezzati 2014 ins Kardinalskollegium auf.
Chile: Missbrauchsvorwürfe gegen die Kirche in 150 Fällen
Derzeit ermittelt die chilenische Justiz in rund 150 Fällen wegen Missbrauchsvorwürfen gegen Kirchenmitarbeiter, berichteten chilenische Medien unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft. Dabei gehe es um über 250 mutmaßliche Opfer.
Die Kommission für Menschenrechte des chilenischen Senats hatte sich im Januar sogar dafür ausgesprochen, Kardinal Ezzati die Staatsbürgerschaft zu entziehen. Er sei seiner Aufgabe und seiner ihm ehrenhalber verliehenen chilenischen Staatsbürgerschaft nicht gerecht geworden, hieß es zur Begründung.
Bischof Celestino Aós Braco, der auf päpstliche Ernennung das Erzbistum Santiago de Chile bis auf weiteres verwalten wird, stammt aus dem Erzbistum Pamplona in Spanien. Der Kapuziner wirkte unter anderem als Lehrer, Pfarrer und Kirchenrichter. Er hat noch am Samstag den Opfern seine besondere Zuwendung zugesichert und die Gläubigen um Mithilfe bei einer Transformation der Kirche gebeten.
Eine Erneuerung der Hierarchie reiche nicht aus, schrieb der 74-jährige Bischof und Kapuzinerpater in einem Grußwort. Er selbst sei von seiner Ernennung überrascht worden. Aos betonte, jetzt sei nicht die Stunde von Verurteilungen, sondern der Zusammenarbeit. Es gelte „Wege der Wahrheit und des Lebens zu suchen und nach vorne zu schauen", so der Kapuziner.
(vatican news – gs)
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