Papst besucht Migrantenzentrum: Wunde des 21. Jahrhunderts

Am Samstagabend hat Papst Franziskus im marokkanischen Rabat das Caritas-Zentrum besucht, wo Migranten betreut werden. In seiner Ansprache ging er auf deren Herausforderungen ein.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Er freue sich über diese Möglichkeit, während seines Besuchs in Marokko auch Migranten und Caritas-Mitarbeitern begegnen zu dürfen. So begann Franziskus seine Ansprache im Caritas-Zentrum von Rabat. Der Erzbischof von Tanger, Santiago Agrelo Martínez, hatte den Gast aus Rom im Caritas-Zentrum empfangen. Ein Migrant namens Jackson erzählte seine Lebensgeschichte, danach wurden einige Tänze aufgeführt.

Die Flucht vieler Menschen dieser Welt sei eine der größten und schwersten Wunden „des Beginns dieses 21. Jahrhunderts“, so der Papst. Es sei eine Wunde, die zum Himmel schreie. Deshalb könne man diesem Phänomen nicht mit Gleichgültigkeit und Schweigen entgegentreten.

„Besonders angesichts der vielen Millionen Flüchtlinge und anderer zur Migration Gezwungener, die internationalen Schutz suchen, ganz zu schweigen von den Opfern des Menschenhandels und neuen Formen der Sklaverei durch kriminelle Organisationen. Niemand kann diesem Leid gleichgültig gegenüberstehen.“

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Alle sind angesprochen

Alle seien aufgerufen, auf die zahlreichen Herausforderungen der gegenwärtigen Migrationsbewegungen mit Großzügigkeit, Bereitschaft, Weisheit und Weitsicht zu reagieren, „jeder nach seinen jeweiligen Möglichkeiten“, fügte Franziskus an.

Er erinnerte an die internationale Regierungskonferenz von Marrakesch, die vor wenigen Monaten eine globale Vereinbarung „für eine sichere, geordnete und geregelte Migration“ verabschiedet hatte. Er würdigte dieses Abkommen, welches aber von vielen westlichen Regierung kritisiert, ja sogar abgelehnt wurde.

„Hier geht es um das Bild, das wir als Gesellschaft abgeben wollen, und um den Wert eines jeden Lebens. Es gab viele positive Schritte nach vorn in verschiedenen Bereichen, insbesondere in den entwickelten Gesellschaften, aber wir dürfen nicht vergessen, dass der Fortschritt unserer Völker nicht allein an der technologischen oder wirtschaftlichen Entwicklung gemessen werden kann“, so der Papst weiter.

Migranten sind keine Außenseiter

Migranten sollten nicht das Gefühl haben, Außenseiter zu sein. Die Kirche betrachte sie als „ihre Herzmitte“, so der Papst. Er nannte vier Verben, die er den marokkanischen Gastgebern mit auf den Weg gebe wolle: Aufnehmen, schützen, fördern und integrieren. „Diese vier Verben können helfen, Allianzen zu bilden, die in der Lage sind, Räume der Aufnahme, des Schutzes, der Förderung und Integration zu eröffnen, Räume also, in denen Würde möglich ist.“

Schützen bedeute, die Verteidigung »der Rechte und der Würde der Migranten und der Flüchtlinge unabhängig von ihrem Migrationsstatus« zu gewährleisten. Fördern bedeute, dafür zu sorgen, dass alle, sowohl Migranten als auch Einheimische, ein sicheres Umfeld finden, in dem sie sich ganzheitlich entfalten können. Integrieren heiße, sich in einen Prozess einzubringen, der sowohl das kulturelle Erbe der Gemeinschaft des Aufnahmelandes als auch das der Migranten zur Geltung bringe und so eine interkulturelle und offene Gesellschaft entstehen lasse.

(vatican news)

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30. März 2019, 18:15