Papst zu Priestern: „Während wir salben, werden wir gesalbt"
P Bernd Hagenkord - Vatikanstadt
Das Evangelium nach Lukas nennt einige dieser Gruppen. Jesus tritt in der Synagoge auf und liest aus dem Propheten Jesaja vor. „Lukas zeigt vier große Gruppen, welche vorzugsweise die Empfänger der Salbung des Herrn sind: die Armen, die Kriegsgefangenen, die Blinden und die Zerschlagenen.“ Sie werden im Allgemeinen genannt, so der Papst, aber im Laufe seines Lebens sei Jesus ihnen dann mit Gesicht und Namen begegnet. „Er folgt dabei der Dynamik einer – wir könnten es so bezeichnen – ,inklusiven Präferenz': die Gnade und das Charisma, die einem Menschen oder einer Gruppe im Besonderen gegeben werden, kommen wie jedes Handeln des Geistes allen zugute,“ was einer bekäme, gälte allen.
Jesus mache sich im Evangelium die Weissagung des Jesaja zu eigen. „Die Synagoge war voll von Angehörigen, Nachbarn, Bekannten, Freunden … und nicht so Befreundeten. Und alle richteten ihre Blicke auf ihn. Die Kirche richtet immer ihre Blicke auf Jesus, den Gesalbten, den der Geist sendet, um das Volk Gottes zu salben.“
Den direkten Kontakt hat Jesus nie verloren
Die Evangelien zeigten oft das Bild Jesu inmitten einer Menge, umgeben und bedrängt von Leuten. Diesen direkten Kontakt habe Jesus niemals verloren. Und er habe die Nachfolge, das Drängen respektiert weil sich darin Zuneigung zeige. Er habe auch die darin liegende Bewunderung angenommen, er habe seinerseits den Glauben der Menschen bewundert und keine Gelegenheit ausgelassen, darauf hinzuweisen. Drittens habe da die Gabe der Unterscheidung gewirkt, die Menschen hätten gemerkt, dass er mit Vollmacht spreche.
Papst Franziskus nannte Beispiele für die bei Jesaja genannten Gruppen: Für die Armen stünde zum Beispiel die Witwe, die ihre zwei Münzen spende, die alles waren, was sie an jenem Tag zum Leben besessen habe. „Mit ihr kann der Herr seine Sendung in Fülle verwirklichen, das Evangelium den Armen zu verkünden.“
Mit Name und Gesicht
Der Gruppe der Blinden begegne Jesus in einer „der sympathischsten Gestalten des Evangeliums“, in Bartimäus. Den Zerschlagenen im Gleichnis vom Barmherzigen Samariter, der die Wunden salbe und verbinde.
Die Gefangenen, wörtlich die Kriegsgefangenen (die von Lanzenspitzen getriebenen), nenne Jesus ausdrücklich, als er von der Vertreibung aus Jerusalem sprach (Lk 21:24). „Heute werden die Städte nicht so sehr von Lanzenspitzen eingeschlossen, sondern mit viel subtileren Mitteln der ideologischen Kolonisierung. Nur die Salbung der eigenen Kultur, die durch das Werk und die Kunst unserer Vorfahren geschmiedet wurde, kann unsere Städte von diesen neuen Sklavereien befreien.“
Priester seien von diesen Gruppen genommen, sie stünden nicht über ihnen oder ihnen gegenüber. „Wir Priester sind der Arme. Und wir möchten das Herz jener armen Witwe haben, wenn wir Almosen geben und die Hand des Bettlers berühren und ihm in die Augen schauen. Wir Priester sind Bartimäus, und jeden Morgen beten wir beim Aufstehen: ,Herr, ich möchte sehen können!' Wir Priester sind, in manchem Aspekt unserer Sünde, der Verwundete, der von den Räubern halbtot geschlagen wurde. Und wir, wir als Erste, möchten uns den mitfühlenden Händen des Barmherzigen Samariters übergeben, um dann mit unseren Händen Mitgefühl mit den anderen zu haben.“
Mitgefühl
Diese Hilfen, diese Salbungen durch den Priester, wirkten dann auf ihn selber zurück: „Wir salben, wenn wir uns selbst ausspenden, indem wir unsere Berufung und unser Herz verschenken. Während wir salben, werden wir erneut durch den Glauben und durch die Zuneigung unseres Volkes gesalbt.“
(vatican news)
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