Papst: „Denken wir an Rocío!“
Mario Galgano – Vatikanstadt
In dem Interview, das wir zusammenfassend vorgestellt haben, erläutert der Papst, dass die Frau in der Gesellschaft „immer noch im Hintergrund steht“. Er habe kürzlich Nadia Murads Buch „Das letzte Mädchen“ gelesen; als sie nach Rom kam, habe sie es ihm auf Italienisch geschenkt. In diesem Buch sei in konzentrierter Form dargestellt, was die Welt [negativ] an Frauen sieht, sagte der Papst in dem Interview. Die mexikanische Journalistin überreichte dem Papst bei ihrem Gespräch ein Hemd einer Frau namens Rocío, die vor den Augen ihres Kindes getötet wurde.
„Abschließend möchte ich über Rocío sprechen. Diese Frau konnte ihre Kinder nicht sehen, sie hat sie nicht aufwachsen sehen, und hier ist ihr Hemd. Denjenigen, die uns zuschauen, möchte ich sagen, dass es mehr ist als ein T-Shirt, es ist eine Flagge! Eine Flagge des Leidens vieler Frauen, die ihr Leben geben und Leben schenken und die aber ohne Namen gelebt haben. Wir kennen den Namen von Rocío, auch von Grecia [eine andere Frau, die Opfer von Gewalt wurde], aber nicht von vielen anderen. Sie gehen, ohne einen Namen zu hinterlassen, aber sie hinterlassen einen Samen. Das Blut von Rocío und vielen Frauen, die getötet, benutzt, verkauft, ausgebeutet wurden, sollte meiner Meinung nach der Samen einer Bewusstseinsbildung für all dies sein. Ich möchte alle, die uns zuschauen, bitten, eine Schweigeminute in ihren Herzen einzulegen, an Rocío zu denken, ihr ein Gesicht zu geben, an Frauen wie sie zu denken. Und wenn du betest, dann bete, wenn du Wünsche hast, drücke sie aus. Möge der Herr uns die Gnade schenken, zu weinen. Weinen wir über all diese Ungerechtigkeit, über all das, was in dieser wilden und grausamen Welt passiert, in der die Kultur nur eine Frage der Enzyklopädie zu sein scheint. Ich möchte mit dieser Erinnerung und einem Wort schließen: Rocío!“
Die Frau komme in der gesellschaftlichen Wahrnehmung nach wie vor „nur an zweiter Stelle“, so der Papst. Und von dort sei es oft nur ein kurzer Weg bis in die Sklaverei. Das könne man sehen, wenn man etwa am römischen Bahnhof Termini vorbeigehe. Dieser gilt als Schwerpunkt der Prostitution.
„Und das sind Frauen in Europa, im kultivierten Rom“, so der Papst wörtlich. Diese „Sklavinnen“ würden durch Gewalt gefügig gemacht. Bis zu Mord sei es da nur noch ein kleiner Schritt. Dabei „funktioniert die Welt nicht ohne Frauen“, mahnte Franziskus.
(vatican news)
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