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Papst: Schiffsseelsorger erhalten selbe Befugnisse wie Missionare der Barmherzigkeit

Jeder sollte sich gegen die Ausbeutung erheben, die das Leben von Seeleuten und Fischern beeinträchtigt. Das hob Papst Franziskus an diesem Donnerstagvormittag bei einer Audienz im Vatikan hervor. Er empfing etwa 100 Teilnehmer der Versammlung für Geistliche und Freiwillige des Apostolats der Meere. Sie trafen sich in den vergangenen Tagen in Rom. Insbesondere müssten die Seelsorger barmherzig sein, so Franziskus - dafür stattete er sie mit weitreichenden Befugnissen aus.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Schiffe und Seelsorge: da denkt man derzeit vor allen an die Flüchtlingsboote auf dem Mittelmeer und wie man mit den Flüchtlingen umgehen sollte, wie beispielsweise das derzeitige Hin und Her zwischen dem italienischen Innenminister Matteo Salvini und dem Hilfsschiff Sea-Watch 3 vor Lampedusa. Der eine – Salvini – will verhindern, dass das Schiff einen italienischen Hafen erreicht, die anderen – die Crew der Sea-Watch – wollen den Flüchtlingen auch gegen geltendes Recht helfen. Darüber sprach der Papst nicht bei seiner Audienz, dafür ging er allgemein auf die Seelsorge für jene ein, die auf dem Meer arbeiten.

Zum Nachhören

Oft weit weg von ihrer Familie und das für lange Zeiträume, so leben Seeleute und Fischer. Ein Leben, das manchmal auch dadurch gekennzeichnet ist, dass sie ihren Lohn nicht erhalten, dass sie „beschämende Erfahrungen von Ausnutzung und Ungerechtigkeit“ machen oder dass sie durch Schleuser, Piraten und Terroranschläge Gewalt erleben.

Hilfe für die, die die Ozeane der Welt bereisen

Der Papst bat daher die Seelsorger und Freiwilligen von „Stella Maris“ – dem Apostolat für die Arbeiter auf dem Meer –, denen zu helfen, die die Meere und Ozeane der Welt bereisen, um die Hoffnung auf eine bessere Zukunft wiederzuentdecken und sich nicht einem unsicheren Leben hinzugeben, das manchmal von Ausbeutung geprägt ist.

Und dann fügte er - abweichend vom Redemanuskript - an, dass er die Geistlichen darum bitte, barmherzig zu sein, um in vielen Herzen Frieden zu schließen. Die im Hafen von Glasgow entstandene „Stella Maris“ bereitet sich im kommenden Jahr darauf vor, ihr hundertjähriges Jubiläum mit dem 25. Weltkongress in der schottischen Stadt zu feiern. Vor 100 Jahren wurde das Apostolat von Papst Pius XI. genehmigt. Heute bieten Seelsorger und Freiwillige Hilfe in fast 300 Häfen in 55 Ländern.

Probleme angehen, die Ergebnis menschlicher Gier sind

Bei täglichen Besuchen auf den Schiffen brächten die Kaplane die Frohe Botschaft, so der Papst weiter. Deshalb sei es wichtig, dass sie zunächst „mit Mitgefühl und Diskretion“ auf die Anliegen der Seeleute und Fischer hörten und ihnen die Möglichkeit gäben, „ihre Herzen zu öffnen“. Ein Zuhören, das dann zum Handeln führen sollte:

„Deshalb ermutige ich Sie und alle Kaplane und Freiwilligen von Stella Maris, ihre Bemühungen zu verstärken, um Probleme anzugehen, die allzu oft das Ergebnis menschlicher Gier sind. Ich denke an Menschenhandel, Zwangsarbeit und die Verletzung der Menschenrechte und der Arbeit von so vielen Männern und Frauen, die auf den Meeren leben und arbeiten. Durch Ihren Dienst können Sie dazu beitragen, das Gefühl der Würde dieser Menschen wiederherzustellen. Auch dank Ihnen können die am stärksten gefährdeten Menschen die Hoffnung auf eine bessere Zukunft wiederentdecken. Ihr Engagement kann ihnen helfen, nicht angesichts eines unsicheren Lebens, das manchmal von Ausbeutung geprägt ist, aufzugeben.“

Befugnisse der Missionare der Barmherzigkeit, um Barmherzigkeit zu unterstützen

Dann unterstrich Papst Franziskus, wiederum in freier Rede, dass die Meeresseelsorger besonders die Eigenschaft der Barmherzigkeit haben müssten:

„Viele Seeleute, die sich den Seelsorgern, den Kaplänen und Priestern nähern werden oder zu ihnen kommen werden, kommen mit Gewissensproblemen, an denen sie so sehr leiden. Und nie hatten sie die Gelegenheit, sich damit auseinanderzusetzen. Das ist den Umständen geschuldet, so weit weg von zu Hause, von ihrer Heimat, und in diesen Situationen, die wir beschrieben haben. Vielleicht öffnet ein Dialog mit dem Seelsorger Horizonte der Hoffnung. Ich möchte euch sagen: Seid barmherzig, seid barmherzig! Und um diese Barmherzigkeit zu unterstützen, erteile ich allen Schiffskaplänen die selben Befugnisse, die ich den Missionaren der Barmherzigkeit gewährt habe. So könnt ihr helfen, Frieden in so vielen Herzen zu schließen.“

Die Missionare der Barmherzigkeit können dank ihrer besonderen Befugnisse unter anderem bestimme Kirchenstrafen erlassen können, für die an sich der Heilige Stuhl zuständig wäre. Eine zentrale Präsenz sei deshalb die der Seelsorger und Freiwilligen des Apostolats des Meeres in den Häfen der Welt, fuhr Frankziskus fort:

„Eure Anwesenheit in den kleinen und großen Häfen sollte an sich schon ein Aufruf zur Nähe Gottes und zur Tatsache sein, dass wir vor ihm alle Kinder und Geschwister sind; das ist ein Aufruf zum primären Wert der menschlichen Person in erster Linie, das vor jeglichen anderen Interessen steht; und das sollte ein Anreiz für alle sein, angefangen für die Ärmsten, sich für Gerechtigkeit und Achtung der Grundrechte einzusetzen.“

Die Menschen, die „durch die Liebe Gottes“ neu gemacht werden, sollten die Beziehungen, die sie zueinander haben, radikal verändern und Frieden und Gerechtigkeit bringen, wo Hass und Ausbeutung herrschen, schloss Franziskus seine Rede.

(vatican news)

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27. Juni 2019, 12:08