Papst: „Wir brauchen eine hörende und nicht eine funktionale Kirche!“

Der Heilige Geist fließt aus dem Schoß der Barmherzigkeit des auferstandenen Jesus und füllt den Schoß der Gläubigen mit einem „guten, vollen, gehäuften, überfließenden Maß“ der Barmherzigkeit. So erläuterte der Papst die Bedeutung von Pfingsten. Er feierte am Samstagabend auf dem Petersplatz mit tausenden Gläubigen eine Vorabendmesse zum Hochfest, der das Ende der Osterzeit markiert.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Der Papst warnte vor einer funktionalistischen Kirche. Stattdessen bedarf es einer Kirche, die bereit sei, „auf die Herzen der Menschen“ zu hören, so Franziskus in seiner Predigt. Der Heilige Geist verwandle uns „in einen Kirchenschoß der Barmherzigkeit“, erläuterte Franziskus am Vorabend von Pfingsten. Die Kirche sei somit eine „Mutter mit offenem Herzen“ für alle! So die Definition des Papstes.

Zum Nachhören

Tausende Gläubige feierten mit Franziskus auf dem Petersplatz am Vorabend von Pfingsten die Vorabendmesse. Obwohl es schon Abend war, strahlte die Sonne prächtig. Unter den Gläubigen waren vor allem die Mitglieder von CHARIS, der neuen kirchlichen Struktur der katholischen Charismatikern anwesend.

In seiner Predigt richtete der Papst seine Worte vor allem den Gläubigen von Rom, „seiner Diözese“:

„Wie sehr möchte ich, dass die Menschen, die in Rom leben, diese Kirche erkennen, uns für dieses Mehr an Barmherzigkeit, für dieses Mehr an Menschlichkeit und Zärtlichkeit, von dem es so viel braucht! Man würde sich wie zu Hause fühlen, wie im „Elternhaus“, wo man immer willkommen ist und wohin man jederzeit zurückkehren kann. Man würde sich immer willkommen fühlen, angehört, gut verstanden, geholfen, einen Schritt vorwärts in Richtung des Reiches Gottes zu machen... . Als Mutter weiß man, wie man das macht, auch mit erwachsenen Kindern.“

An Pfingsten feiere man „den Primat des Heiligen Geistes“, der die Menschen angesichts der Unvorhersehbarkeit des Plans Gottes verblüffe und dann vor Freude zittern lässt, so der Papst.

Feier auf dem Petersplatz
Feier auf dem Petersplatz

„Denn das war es, was Gott in seinem Schoß für uns hatte. Dieser Weg der Kirche, dieser Durchgang, dieser Exodus, diese Ankunft im verheißenen Land, die Stadt Jerusalem mit Türen, die immer für alle offen sind, wo die verschiedenen Sprachen des Menschen in der Harmonie des Geistes zusammengeführt sind.“

Gott sei somit der in die Welt hineingeborene Sohn und wir indessen stünden als Kirche im Dienst dieser Geburt, führte Franziskus weiter aus.

„Wenn Stolz und vermeintliche moralische Überlegenheit unser Gehör nicht verzerren, werden wir erkennen, dass es unter dem Ruf so vieler Menschen nichts anderes gibt als ein echtes Stöhnen des Heiligen Geistes. Es ist der Geist, der uns wieder einmal dazu bringt, nicht zufrieden zu sein, zu versuchen, neu aufzubrechen; es ist der Geist, der uns von jeder diözesanen ,Neustrukturierung´ erlösen wird. Lasst uns daher dazu leiten, dass wir von der Hand des Heiligen Geistes ergriffen werden und mitten in das Herz der Stadt getragen werden, um ihren Schrei, ihr Stöhnen zu hören.“

Wie bei Moses müsse das Herz eines jeden Einzelnen von uns „wie jenes von Gott werden“. Das bedeute, „aufmerksam und sensibel für die Leiden und Träume der Menschen“ sein, so der Papst.

„Für das, was sie heimlich ausrufen, wenn sie ihre Hände in den Himmel erheben, weil sie keinen Halt mehr auf der Erde haben. Es ist das Stöhnen des Geistes, und Mose muss mit seinem Herzen hören.“

Dann bat er die Gläubigen in Rom, „den Schrei der Stadt“ zu hören. „Dazu brauchen wir auch den Herrn, der uns an die Hand nimmt und uns zu den Brüdern und Schwestern, die in unserer Stadt leben, ,hinabsteigen´ lässt, um auf ihr Bedürfnis nach Erlösung zu hören, auf den Schrei, der bis zu Ihm gelangt und den wir normalerweise nicht hören. Es geht darum, Augen und Ohren zu öffnen, aber vor allem das Herz, mit dem Herzen zu hören. Dann werden wir uns wirklich auf den Weg machen.“

(vatican news)

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Ein paar Eindrücke von der Messe mit Franziskus
08. Juni 2019, 18:53