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Lampedusa, reloaded

Es war die erste Reise überhaupt in seinem Pontifikat: Vor sechs Jahren besuchte Franziskus Lampedusa, die Insel vor Sizilien, wo immer wieder Bootsflüchtlinge oder Seenotretter anlanden. Und am Montag hat er mit einer Messe mit Migranten an den Jahrestag erinnert.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Das macht deutlich, dass Franziskus – selbst Nachfahre italienischer Einwanderer in Argentinien – hier einen Hauptakzent seines Wirkens als Papst sieht.

Don Stefano Nastasi war Pfarrer von San Gerlando auf Lampedusa, und zwar von 2007 bis 2013 – genau in der dramatischsten Zeit, als fast täglich Verzweifelte in kaum seetüchtigen Schlauchbooten oder Schaluppen anlandeten oder auch kenterten; Hunderte ertranken im Meer.

Zum Nachhören

Der Pfarrer schrieb dem Papst einen Brief...

Die Messe des Papstes mit Migranten im Petersdom hat Nastasi am Montag vom sizilianischen Sciacca aus, wo er jetzt Pfarrer ist, per Fernsehen mitverfolgt. „Es ist doch sehr schön, dass diese Feier nicht nur eine Erinnerung an die Reise vor sechs Jahren war, sondern ein neues Eingehen auf den Schmerz und das Leiden der Menschen. Das war schon der Sinn der Messe auf Lampedusa 2013 gewesen, und ich glaube, so war es auch bei der Messe im Petersdom.“

Nastasi war es gewesen, der Franziskus vor sechs Jahren zu einem Besuch auf der Insel eingeladen hatte. „Das war ganz einfach. Nach seiner Wahl haben wir überlegt: Als Sohn von Auswanderern kann Papst Franziskus vielleicht besser verstehen, was wir auf Lampedusa mit Migranten erleben. Daraus entstand ein ganz einfacher Brief, in dem wir ihn einluden und darum baten, unsere Last mit der ganzen Kirche zu teilen. Ich glaube, da drückte sich ein Bedürfnis aus, das nicht nur die Insel und ihre Bewohner betraf, sondern das ganze Mittelmeer. Diese Realität, die vor allem auf den ärmsten Einwohnern von Lampedusa lastete, bekannt zu machen und dabei mitzuhelfen, dass andere sie mittrugen.“

„An das Wesentliche im Leben kommen wir nicht heran“

Der Papst predigte bei seinem eintägigen Besuch auf der Insel über die Frage Gottes an Kain: „Wo ist dein Bruder Abel?“ Und er fragte seine Zuhörer, wer von ihnen denn geweint habe über die Toten im Mittelmeer. „Das waren die Worte, die mich zum Nachdenken brachten, schon während der Predigt. Aber diese Worte hatten für uns einen anderen Sinn, denn unsere Gemeinde – die Einzelnen, aber auch die Gemeinde an sich – hatte wirklich geweint und den Schmerz der Leidenden geteilt. Diese Worte gingen vor allem an die Gleichgültigen, die vielleicht von fern nicht so richtig verstanden, wieviel Schmerz es auf der Insel in den letzten Jahren gab – und jetzt immer noch gibt.“

Vielleicht sind die Worte des Papstes über eine „Globalisierung der Gleichgültigkeit“ heute noch aktueller als damals, überlegt Don Nastasi. „Diese Worte geben sehr gut unsere Realität wieder. Scheinbar geht’s uns gut, alles ist ruhig – wie viele Menschen sind doch gleichgültig gegenüber den Menschen, die uns aus unserem Trott reißen würden, wenn wir sie nur einmal wahrnähmen! Aber in unserem täglichen Trott kommen wir nie an das Wesentliche im Leben heran.“

Die Last nicht auf andere abladen

Was sagen Sie denn zu den neuesten Nachrichten aus Lampedusa, Herr Pfarrer? Nastasi will das Gezerre um die Seenotrettungsschiffe „Sea Watch“ und „Alan Kurdi“ nicht direkt kommentieren. Aber er sagt: „Ich glaube, die Armen waren immer schon ein Problem, früher wie heute. Natürlich ist Immigration ein sehr komplexes Thema, das man steuern und regulieren muss; das ist nicht leicht… Wenn es ein Problem gibt, wenn Armut und Leiden aufkommen, ist das immer eine Last für alle. Aber es entspricht weder dem Evangelium, diese Last auf andere abzuladen, noch diejenigen alleinzulassen, die die Last tragen.“

Die „Regel des Evangeliums“ bestehe darin, die Last der anderen mitzutragen, so der Pfarrer. „Wenn man in diese Optik, in diese Logik eintritt, dann wird alles ein bisschen einfacher.“

(vatican news)
 

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09. Juli 2019, 10:47