Papst beim Angelus: Gebet ist ein Dialog zwischen Liebenden
Mario Galgano – Vatikanstadt
In der Nacht auf Sonntag gab es in Rom heftige Regenschauer und auch am Sonntagmittag war das Wetter nass und kühl. Trotzdem versammelten sich tausende Menschen auf dem Petersplatz, um mit Papst Franziskus das Mittagsgebet zu beten. Und ausgehend vom Sonntagsevangelium ging der Papst auf eines seiner Lieblingsgebete ein, dem „Vaterunser“.
„Im heutigen Tagesevangelium (vgl. Lk 11,1-13) erzählt der Evangelist Lukas, wie es dazu kam, dass Jesus seine Jünger das ,Vaterunser´ lehrte. Sie wussten bereits, wie man betet, kannten die Formeln der jüdischen Tradition. Aber sie wollten eine Erfahrung machen, die die ,Qualität´ des Gebets Jesu hat. Sie konnten sehen, dass das Gebet einen hohen Stellenwert im Leben ihres Meisters einnahm. Schließlich wurden seine wichtigsten Handlungen immer von langen Gebetspausen begleitet. Es faszinierte sie zu sehen, dass er nicht so betete wie die anderen Lehrmeister jener Zeit: sein Gebet war eine innige Verbindung zum Vater.“
Auf diese Weise wollten die Jünger ebenfalls Anteil haben „an diesen Momenten der Vereinigung mit Gott“. Sie wollten deren ganze Süße auskosten, fuhr Franziskus fort.
„Und so kam es, dass die Jünger einmal, als Jesus an einem abgelegenen Ort sein Gebet beendet hatte, zu ihm sagten: „Herr, lehre uns beten“. Als Jesus diese explizite Frage der Jünger beantwortete, gab er ihnen keine abstrakte Definition des Gebets, und er brachte ihnen auch keine Technik bei, wie man betet, um etwas zu ,erhalten´. Stattdessen lud er seine Jünger ein, eine Gebetserfahrung zu machen, die einen direkten Kontakt zum Vater herstellt, die Sehnsucht nach einer persönlichen Beziehung zu ihm weckt. Genau das ist die Neuheit des christlichen Gebets! Es ist ein Dialog zwischen Menschen, die einander lieben; ein Dialog des Vertrauens, getragen vom Zuhören und offen für die Bereitschaft, unserem Nächsten zu helfen.“
Aus diesem Grund habe Jesus den Jüngern das Gebet des „Vaterunser“ geschenkt. Dies sei eines der wertvollsten Vermächtnisse, die „der göttliche Lehrmeister bei seiner irdischen Sendung“ den Menschen hinterlassen habe, so der Papst.
„Nachdem er uns das Geheimnis seiner Sohn- und Bruderschaft offenbart hat, lässt uns Jesus mit diesem Gebet die Vaterschaft Gottes erfahren und zeigt uns den Weg auf, wie wir mit kindlichem Vertrauen in einen Gebetsdialog mit ihm treten können. Was wir im ,Vaterunser´ erbitten, ist bereits vollbracht und uns im eingeborenen Sohn gegeben: die Heiligung des Namens, das Kommen seines Reiches, das Geschenk des Brotes, der Vergebung und der Erlösung vom Bösen. Wenn wir bitten, halten wir unsere Hände auf, um zu empfangen. Das Gebet, das der Herr uns gelehrt hat, ist die Synthese aller Gebete, und wir richten es an den Vater, in Gemeinschaft mit unseren Brüdern und Schwestern.“
Kleine Kinder als „Warum-Wesen“
Franziskus erinnerte daran, dass in seiner Heimat die kleinen Kindern als „Warum-Wesen“ bezeichnet werden, weil sie immer Fragen stellen. Man solle wie die Kinder die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, so der Papst.
„An das Lehren des ,Vaterunsers´ knüpft der Evangelist das Gleichnis vom aufdringlich bittenden Freund an, der, wenn er sich in Not befindet, auch um Mitternacht an die Tür seines Freundes klopft. Aber er bekommt, was er will. Jesus ermutigte uns also, im Gebet eine ähnliche Haltung einzunehmen: die der leidenschaftlichen Ausdauer. Er sagt: ,Bittet und es wird euch gegeben; sucht und ihr werdet finden; klopft an und es wird euch geöffnet´. Diese Worte Jesu müssen wir uns vor allem dann in Erinnerung rufen, wenn wir spüren, dass unser Vertrauen nachlässt, wir den Wunsch zu beten verlieren. Wir dürfen im beharrlichen Gebet nie nachlassen!“
Am Schluss bat er die Gottesmutter Maria den Menschen zu helfen, „wie Jesus den Vater darum zu bitten, das Evangelium zu leben, geleitet vom Heiligen Geist“.
(vatican news)
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