„Mit Geschwisterlichkeit gegen den Wahnsinn“
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
„Jedes Jahr begleitet mein Herz die Angehörigen der Opfer, ob Juden oder Christen“, schreibt Franziskus. Das Attentat, dessen Hintergründe bis heute nicht richtig geklärt werden konnten, habe „den Namen Gottes blasphemisch missbraucht“: „Wir wissen doch genau, dass es nicht die Religion ist, die zum Krieg anstachelt oder führt, sondern das Dunkel in den Herzen jener, die solche irrationale Taten begehen.“
Die argentinische Presse hat das Schreiben, das an das jüdische Gemeindezentrum in Buenos Aires gerichtet ist, veröffentlicht. Franziskus beteuert, er bete seit damals immer wieder „um die ewige Ruhe derer, die bei dieser Wahnsinnstat ihr Leben verloren“. „Ich bete auch für alle Überlebenden, die bis heute an Körper und Seele verwundet sind.“
Der „Wahnsinn“ des Antisemitismus sei „sicher nicht auf Argentinien beschränkt“, so der lateinamerikanische Papst, der in seiner Zeit als Erzbischof von Buenos Aires auch ein Gesprächsbuch mit einem Rabbiner der Stadt herausgegeben hat. Ein „Dritter Weltkrieg in Stücken“ sei längst im Gang. „Er kennt keine Grenzen und hat sein grausames Gesicht in Ost und West gezeigt. Er hat Ehefrauen in Witwen verwandelt, Kinder in Waisen – und all das angeblich im Namen Gottes.“
Dem Wahnsinn entgegensteuern
Umso wichtiger sei es, dem „Wahnsinn“ gegenzusteuern und sich bewusst zu machen, dass wir alle „Geschwister“ sind. „Gott hat uns dazu berufen, als Geschwister zusammenzuleben, und diese Geschwisterlichkeit umgibt und vereint uns jenseits aller geografischen oder ideologischen Grenzen… Wir müssen sie den kommenden Generationen weitergeben.“
Um das Thema Geschwisterlichkeit kreist ein wichtiges, interreligiöses Dokument, das der Papst und der islamische ägyptische Großscheich Ahmed el-Tayyeb im Februar in Abu Dhabi unterzeichnet haben. „Geschwisterlichkeit“ ist eine relativ neue Formel im interreligiösen Miteinander; sie soll im Vergleich zur bisher oft beschworenen „Toleranz“ eine Stufe weiter führen.
„Gott hat uns gleich an Rechten, aber auch an Pflichten und an Würde geschaffen“, schreibt der Papst weiter.
(vatican news)
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