Papst verschenkt Petrus-Reliquien
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
29. Juni, Hochfest Peter und Paul: Einige orthodoxe Geistliche nehmen im Auftrag von Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel an den Feiern in der Vatikanbasilika teil. So etwas ist schon seit vierzig Jahren guter ökumenischer Brauch. Nach der Messe steigt Franziskus mit seinen Gästen vom Bosporus hinunter zur „Confessio“ über dem Grab des Apostels Petrus – und sagt dabei zum Metropoliten Job von Telmissos, er habe ein Geschenk für seinen Bruder Bartholomaios.
Nach der Messe nimmt der Papst Job mit in den Apostolischen Palast; sie gehen in die Kapelle in den (früheren) Päpstlichen Gemächern. Dort greift Franziskus zu einem bronzenen Reliquiar, das sein Vorgänger Paul VI. 1971 hier aufgestellt hat. „Einige Knochen, die im Hypogäum der Vatikanbasilika gefunden wurden und für Knochen des hl. Apostels Petrus gehalten werden“, steht in lateinischer Sprache darauf. Der griechisch-orthodoxe Bischof ist überrascht, als der Papst ihm dieses Reliquiar überreicht.
Der Papst und der Patriarch sind sozusagen Brüder...
Sobald er kann, informiert Job den Patriarchen. Dieser reagiert mit großer Freude. Bartholomaios ist Nachfolger des Apostels Andreas, der der ältere Bruder des Petrus war. In dieser Hinsicht sind die Nachfolger des Petrus und des Andreas, also der Papst und der Patriarch, tatsächlich Brüder.
Es kommt n0ch zu einem Foto der orthodoxen Delegation mit dem Reliquiar und Kurienkardinal Koch, der im Vatikan für die Ökumene zuständig ist. Am Sonntag dann übergibt ein Monsignore aus dem vatikanischen Ökumene-Rat das ungewöhnliche Geschenk persönlich in Istanbul an Bartholomaios. Dieser bedankt sich öffentlich während des Gottesdienstes zum Apostelfest, das in der orthodoxen Kirche auf diesen Sonntag fällt, in der Kirche des Phanar, also seines Amtssitzes in Istanbul.
„Das ist für uns ein außergewöhnliches und unerwartetes Ereignis – damit konnte keiner rechnen“, sagt Bischof Job. Im Lauf der Jahrtausende waren die Reliquien des hl. Petrus immer in Rom; die Stadt war deshalb Pilgerziel für Christen aus aller Welt, auch für orthodoxe Christen. Nun befinden sich tatsächlich einige der Knochenreste, die im 20. Jahrhundert bei Ausgrabungen unter St. Peter an der Stelle des mutmaßlichen Petrusgrabes gefunden wurden, nicht mehr in der Ewigen Stadt, sondern in Istanbul. „Das ist ein Riesenschritt hin zur konkreten Einheit“, kommentiert der orthodoxe Bischof von Telmissos.
Neun Knochenfragmente
Die Petrus-Reliquien, die Franziskus verschenkt hat, sind neun Knochenfragmente. Der hl. Papst Paul VI. kündigte im Juni 1968 bei einer Generalaudienz kurz vor Abschluss eines „Jahres des Glaubens“ überraschend ihre Auffindung an. Pius XII. hatte 1939 gleich nach seiner Wahl grünes Licht für Ausgrabungen unter dem Petersdom gegeben; dabei trat im Lauf von zehn Jahren zwar der Ort des Petrusgrabes zutage, doch wurden zunächst keine sterblichen Überreste gefunden. Erst neue Grabungen ab dem Jahr 1952 förderten dann die mutmaßlichen Reliquien des hl. Petrus zutage; allerdings war eine sichere Identifikation nicht mehr möglich.
Eine Analyse der Knochenfragmente ergab, dass sie zu einem robusten Mann gehörten, der in hohem Alter verstorben war. Paul VI. erklärte sich von der Echtheit der Reliquien überzeugt. Einige Fragmente der Knochen ließ er in ein Reliquiar einschließen und in seiner Privatkapelle aufstellen – genau dort, wo Franziskus sie jetzt dem Erzbischof von Konstantinopel zum Geschenk gemacht hat.
(vatican news)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.