Genua: Der verheerende Einsturz der Morandi-Brücke hat zahlreiche Menschenleben gefordert Genua: Der verheerende Einsturz der Morandi-Brücke hat zahlreiche Menschenleben gefordert 

Ein Jahr nach Brückenunglück: Papst schreibt an Genuesen

Es war ein schwarzer Tag für die italienische Hafenstadt Genua: Beim verheerenden Einsturz der Morandi-Brücke am 14. August 2018 wurden 43 Menschen in den Tod gerissen. Die Schockbilder des Brückenunglücks gingen um die ganze Welt. In einem Brief an die Genueser Tageszeitung „Il Secolo XIX“, der an diesem Dienstag veröffentlicht wurde, bringt Papst Franziskus seine Solidarität mit den Betroffenen zum Ausdruck.

Silvia Kritzenberger und Amedeo Lomonaco – Vatikanstadt

Vor fast genau einem Jahr stand ganz Italien unter Schock. Bei vollem Betrieb krachte die vierspurige Autobahnbrücke im italienischen Genua einfach zusammen, riss Autos und Menschen 40 Meter in die Tiefe. Es war Ferienzeit, die 1967 eröffnete Autobahnbrücke, die die Italiener nach dem Architekten Riccardo Morandi „Ponte Morandi“ nennen, war stark befahren. 43 Menschen fanden bei der Katastrophe den Tod.

Der Gebetsbeistand des Papstes

Mit eindringlichen Worten hat Papst Franziskus nun an die dramatischen Momente erinnert, die das Leben so vieler Menschen für immer verändert haben. Sie alle versichert der Papst seines besonderen Gebetsbeistands: „Euch allen möchte ich sagen, dass ich euch nicht vergessen habe, dass ich für die Opfer, eure Familien, die Verwundeten und obdachlos Gewordenen, für euch alle und für Genua gebetet habe und weiter bete. Bei einer Tragödie von solchem Ausmaß ist der Schmerz über die erlittenen Verluste immens und nicht leicht zu lindern, genauso wenig wie das Unverständnis über eine Katastrophe, die vermeidbar gewesen wäre.“

Zum Nachhören

Der Trost des Gebets

Auch er habe keine Antworten parat, räumt Franziskus ein. Es gebe Situationen, in denen menschliche Worte ganz einfach unzureichend seien: „Ich habe keine Antworten. Nach solchen Tragödien können wir nur weinen und schweigen – und uns fragen, warum das, was wir bauen, so wenig Bestand hat. Vor allem aber müssen wir beten.“

Unseren Schmerz Gott anvertrauen

Wichtig sei es, den Blick auf Jesus zu richten, der schon vor uns Leid und Tod erlitten habe; gedemütigt, ans Kreuz genagelt und barbarisch getötet worden sei. Gott habe auf unseren Schmerz, unsere Fragen, nicht mit Worten geantwortet, sondern mit einer Gegenwart, die uns begleitet: der Gegenwart seines Sohnes, so Franziskus. Ihm müssten wir unsere Fragen, unseren Schmerz, ja auch unsere Wut anvertrauen: „Wir sind Männer und Frauen voller Fehler und Schwächen. Aber wir haben einen barmherzigen Vater, an den wir uns wenden können; einen gekreuzigten und auferstandenen Sohn, der mit uns geht; den Heiligen Geist, der uns hilft und begleitet. Und wir haben eine Mutter im Himmel, die weiterhin ihren Mantel über uns breitet, uns nie im Stich lässt.“

Die Hoffnung nicht verlieren

Trotz allem hat der Papst auch eine Botschaft der Hoffnung: „Lasst nicht zu, dass die Wechselfälle des Lebens die Bande zerreißen, die eure Gemeinschaft zusammenhalten, die Erinnerung an das auslöschen, was eure Geschichte so wichtig und bedeutsam gemacht hat,“ schreibt er. „Wenn ich an Genua denke, sehe ich immer den Hafen vor mir. Den Ort, von dem aus mein Vater [nach Argentinien] ausgewandert ist. Ich denke an die täglichen Mühen, den ungebrochenen Willen und die Hoffnungen der Genuesen.“

Und genau diesen Genuesen, die „zu großen Gesten der Solidarität fähig sind“, versichert Franziskus, dass sie nicht allein seien, dass die christliche Gemeinschaft, die Kirche von Genua, Leid und Sorgen mit ihnen teile. „Je mehr wir uns unserer Schwäche, der Prekarität unseres Menschseins bewusst sind, desto mehr entdecken wir die Schönheit der menschlichen Beziehungen, der Bande, die uns als Familien, Gemeinschaften und Zivilgesellschaft zusammenschweißen,“ so Franziskus.

Abschließend richtet der Papst noch folgenden eindringlichen Appell an die Genuesen:
„Nach einer großen Tragödie, die eure Familien, eure Stadt in die Knie gezwungen hat, seid ihr wieder aufgestanden, habt es geschafft, nach vorne zu schauen. Verliert nicht die Hoffnung, lasst sie euch nicht stehlen! Steht weiterhin all jenen bei, die das Unglück am stärksten getroffen hat!“

(vaticannews)

 

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13. August 2019, 10:54