Im Wortlaut: Papst-Ansprache an Mariä Himmelfahrt

Hier finden Sie den vollen Text der Ansprache, die Papst Franziskus an diesem Donnerstag, dem Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel, bei seinem Angelusgebet gehalten hat.

Es ist eine Arbeitsübersetzung von Pater Bernd Hagenkord. Die offizielle deutsche Fassung finden Sie in Kürze auf der Homepage vatican.va.

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Im heutigen Evangelium, am Hochfest Mariä Aufnahme in den Himmel, betet die selige Jungfrau und sagt: „Meine Seele preist die Größe des Herrn und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter" (Lk 1,46-47). Betrachten wir die Verben dieses Gebetes: preisen und jubeln - zwei Verben. Preisen und Jubeln. Wir jubeln, wenn etwas so Schönes passiert, dass es nicht ausreicht, sich innerlich, in der Seele zu freuen, sondern wir das Glück mit dem ganzen Körper ausdrücken wollen: dann jubeln wir. Maria jubelt über Gott.

Über den Herrn jubeln

Wer weiß, ob nicht auch wir schon mal über den Herrn jubeln mussten. Wir jubeln über ein erreichtes Ergebnis, über empfangene gute Nachrichten, aber heute lehrt uns Maria, über Gott zu jubeln. Warum? Weil Gott „große Dinge" tut (vgl. V. 49).

Große Dinge werden durch das andere Verb in Erinnerung gerufen: preisen... In der Tat bedeutet preisen, eine Realität für ihre Größe, für ihre Schönheit zu verherrlichen. Maria verherrlicht die Größe des Herrn, sie preist ihn und sagt, dass er wirklich groß ist. Im Leben ist es wichtig, nach großen Dingen zu suchen, sonst verliert man sich hinter so vielen kleinen Dingen.

Zum Nachhören

„Wie viele Kleinigkeiten im Leben!“

Maria zeigt uns, dass, wenn wir ein glückliches Leben wollen, Gott an erster Stelle stehen muss, denn Er allein ist groß. Wie oft jagen wir stattdessen Dingen von geringer Bedeutung hinterher: Vorurteilen, Ressentiments, Rivalitäten, Neid, Illusionen, überflüssigen materiellen Gütern... Wie viele Kleinigkeiten im Leben! Das wissen wir. Heute lädt uns Maria ein, auf die „großen Dinge" zu schauen, die der Herr in ihr vollbracht hat. Auch an jedem von uns tut der Herr viele große Dinge - wir sollten sie anerkennen, darüber jubeln und ihn dafür preisen!

Denn das sind die „großen Dinge", die wir heute feiern. Maria wird in den Himmel aufgenommen: klein und demütig, ist sie die Erste, die die höchste Herrlichkeit empfängt. Sie, die ein menschliches Geschöpf ist, eine von uns, erreicht die Ewigkeit in Leib und Seele.

Tor zum Himmel

Und dort wartet sie auf uns, so wie eine Mutter darauf wartet, dass ihre Kinder nach Hause kommen. Tatsächlich ruft das Volk Gottes sie als „Tor zum Himmel" an. Wir sind auf dem Weg, Pilger zum Haus dort oben. Heute schauen wir auf Maria und sehen das Ziel. Wir sehen, dass ein Geschöpf zur Ehre des auferstandenen Jesus Christus angenommen wurde und dass dieses Geschöpf nur sie sein konnte, die Mutter des Erlösers. Wir sehen, dass es im Paradies, zusammen mit Christus, dem neuen Adam, auch sie, Maria, die neue Eva gibt, und das gibt uns Trost und Hoffnung auf unserer Pilgerfahrt dorthin.

Das Fest der Himmelfahrt Mariens ist ein Aufruf an uns alle, besonders an diejenigen, die von Zweifeln und Traurigkeit geplagt sind und mit nach unten gerichteten Augen leben. Es gelingt ihnen nicht, den Blick zu heben... Schauen wir nach oben, der Himmel ist offen; er weckt keine Angst, er ist nicht mehr fern, denn an der Schwelle zum Himmel wartet eine Mutter auf uns. Und sie ist unsere Mutter! 

„Schauen wir nach oben, der Himmel ist offen!“

Sie liebt uns, lächelt uns an und hilft uns mit Fürsorge. Wie jede Mutter will sie das Beste für ihre Kinder und sagt zu uns: „Du bist in den Augen Gottes kostbar; du bist nicht für die kleinen Zufriedenheiten der Welt geschaffen, sondern für die großen Freuden des Himmels". Ja, denn Gott ist Freude, keine Langeweile. Gott ist Freude! Lassen wir zu, dass wir von der Hand der Muttergottes ergriffen werden. Jedes Mal, wenn wir den Rosenkranz in die Hand nehmen und beten, machen wir einen Schritt vorwärts auf dem Weg zum großen Ziel des Lebens.

Lasst uns von der wahren Schönheit angezogen werden, lasst uns nicht von den kleinen Dingen im Leben angezogen werden, sondern lasst uns die Größe des Himmels wählen. Möge die selige Jungfrau, Tor zum Himmel, uns helfen, jeden Tag mit Zuversicht und Freude auf den Ort zu schauen, der unsere wahre Heimat ist. Da, wo sie, unsere Mutter, auf uns wartet.

Appell für Monsun-Opfer

Liebe Brüder und Schwestern, ich möchte meine Solidarität und Nähe zu der Bevölkerung verschiedener Länder Südasiens ausdrücken, die von Monsunregenfällen stark betroffen sind. Ich bete für die Opfer und für die Vertriebenen, für alle obdachlosen Familien. Möge der Herr ihnen und allen, die ihnen helfen, Kraft geben.

Heute sind viele Pilger in Czestochowa, Polen, versammelt, um die Himmelfahrt der Jungfrau Maria zu feiern und an das hundertjährige Jubiläum der Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und Polen zu erinnern. Ich grüße alle, die sich zu Füßen der Schwarzen Madonna versammelt haben, und ich bitte sie, für die ganze Kirche zu beten.

Ich grüße euch alle herzlich, die ihr als Pilger aus Italien und aus ganz verschiedenen Ländern hier seid. Insbesondere begrüße ich die Missionarsfamilie Donum Dei, die Union Seglar de San Antonio Maria Claret, die venezolanische Gruppe der „Festeros de San Vicente", die mit dem Fahrrad aus Valencia angereist ist, und die Jugendlichen aus Novoli, die in einem Ferienlager sind.

Beten für Frieden in Syrien

Und jetzt bitte ich euch, die Geste, die ich gleich machen werde, mit dem Gebet zu begleiten: Ich werde eine große Anzahl von Rosenkränzen segnen, die für unsere Schwestern und Brüder in Syrien bestimmt sind. Auf Initiative von „Kirche in Not" sind etwa sechstausend Rosenkränze gemacht worden. Heute, an diesem großen Marienfest, segne ich sie, und dann werden sie an die katholischen Gemeinschaften in Syrien als Zeichen meiner Nähe verteilt, vor allem an Familien, die durch den Krieg jemanden verloren haben.

Das Gebet aus dem Glauben ist kraftvoll! Wir beten weiterhin den Rosenkranz für den Frieden im Nahen Osten und in der ganzen Welt.

Ich wünsche euch allen ein frohes Fest Mariä Aufnahme in den Himmel. Bitte vergesst nicht, für mich zu beten.

(vatican news – sk)
 

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Angelus
15. August 2019, 11:54