Papst Franziskus schreibt an die Priester: „Danke für euren Dienst“
P. Bernd Hagenkord - Vatikanstadt
Anlass des Briefes ist der 160. Todestag von Jean-Marie Vianney, des Patrons der Pfarrer. Zunächst drückt der Papst seinen Dank für den priesterlichen Dienst aus. „Ich wende mich an jeden von Euch“, so Franziskus. „Ihr nehmt – oft unbeachtet und unter Opfern, in Müdigkeit oder Mühen, in Krankheit oder Trostlosigkeit – Eure Sendung als einen Dienst an Gott und seinem Volk an und schreibt selbst in allen Schwierigkeiten des Weges die schönsten Seiten des priesterlichen Lebens.“
Vier Abschnitte hat der lange Brief, dem Papst geht es um Dankbarkeit, um Lebensfreude und zuletzt um Lobpreis. Der erste Abschnitt aber ist dem Schmerz gewidmet, genauer dem Missbrauch.
Schmerz
Franziskus spricht vom Leiden der Opfer von Macht-, Gewissens- oder sexuellem Missbrauch durch geweihte Amtsträger und von ihrem Schmerz, dem ihrer Familien und des ganzen Volkes Gottes. Und er betont die „notwendigen Reformen“, die es brauche, um eine neue Kultur pastoraler Sorge wachsen zu lassen. „Wenn in der Vergangenheit die Unterlassung zu einer Form der Antwort werden konnte, so wollen wir heute, dass die Umkehr, die Transparenz, die Aufrichtigkeit und die Solidarität mit den Opfern zu unserer Art und Weise werden, Geschichte zu schreiben, und uns helfen, aufmerksamer zu sein gegenüber allem menschlichen Leiden“, heißt es in dem Brief.
Papst Franziskus sagt aber auch, dass es ungerecht wäre, nun alle Priester über einen Kamm zu scheren, „Ohne den von einigen unserer Brüder verursachten Schaden zu leugnen oder zu verkennen, wäre es ungerecht, viele Priester nicht anzuerkennen, die beständig und tadellos alles, was sie sind und haben, zum Wohl der anderen aufwenden.“
Dank
Unter dem Titel „Dank“ greift der Papst ein Motiv auf, das er öfters vor Priestern und auch Ordensleuten anspricht: Die Erinnerung an den Moment oder die Zeit der eigenen Berufung, welche die Gnade Gottes und die eigene „Antwort auf einen ungeschuldeten Ruf des Herrn“ zurückbringe. Es sei wichtig und entscheidend, den Mut zu haben, diese Berufung in die Tat umzusetzen.
Papst Franziskus lässt eine kleine Litanei des Dankes folgen, für die Treue, die Freude, die Brüderlichkeit unter den Priestern, für die Beharrlichkeit, für das Feiern der Sakramente, die Verkündigung des Evangeliums „gelegen oder ungelegen“, und zuletzt für die Barmherzigkeit.
Lebensfreude
Im folgenden Abschnitt geht es dem Papst darum, Priester zu ermutigen. „Die Sendung, zu der wir berufen sind, bedeutet nicht, dass wir von Leid, Schmerz und sogar Unverständnis frei seien; sie erfordert vielmehr, dass wir ihnen entgegentreten und sie annehmen, damit der Herr sie verwandle und uns ihm ähnlicher mache.“ Ein guter Test für die Befindlichkeit eines Seelsorgerherzens sei es, sich zu fragen, „wie wir mit dem Schmerz umgehen“.
Papst Franziskus warnt vor der Traurigkeit, welche die Lebensfreude und den Mut zur Verkündigung lähme, „wir kennen jene Traurigkeit, die zur Gewohnheit wird und allmählich zur Festsetzung des Bösen und des Unrechts unter dem schwachen Seufzen des ,Es war schon immer so' führt.“ Traurigkeit mache alle Versuche der Umkehr und des Wandels unmöglich, weil man sich mit den Gegebenheiten abfinde.
Verbindung mit Jesus
„Mit Jesus Christus kommt immer – und immer wieder – die Freude“, hält er der Traurigkeit entgegen. Diese Freude wachse aus Vertrauen, nicht aus der eigenen Anstrengung. Und der Ort dieses Vertrauens ist das Gebet. „Im Gebet erleben wir unsere gesegnete Unsicherheit, die uns unsere Situation als der Hilfe des Herrn bedürftige Jünger vor Augen führt und uns von der prometheischen Neigung derer befreit, »die sich letztlich einzig auf die eigenen Kräfte verlassen und sich den anderen überlegen fühlen, weil sie bestimmte Normen einhalten« (EG 94).“
Um ein lebensfrohes und mutiges Herz zu erhalten, brauche es zweierlei Bande. Neben dem zu Jesus Christus sei dies die Verbindung mit der Gemeinde, dem Volk Gottes. „Isoliert Euch nicht von den Menschen und den Priestern oder den Gemeinden. Und noch weniger dürft Ihr Euch in geschlossene und elitäre Gruppen zurückziehen.“
Lobpreis
Dankbarkeit und Lebensfreude führen die Gedanken des Papstes zu Maria. Sie lehre, „zu loben und dabei fähig zu sein, den Blick auf das Zukünftige zu richten und der Gegenwart wieder Hoffnung zu geben“. Mit ihr kehre das „Revolutionäre der Zärtlichkeit“ zurück in das eigene Leben.
Seine Empfehlung: „Wenn wir uns manchmal versucht fühlen, uns zu isolieren und in uns selbst oder in unsere Pläne zu verschließen, um uns von den immer staubigen Wegen der Geschichte zu schützen, oder wenn sich Klagen, Proteste, Kritiken und Ironie unseres Handelns bemächtigen und wir keine Lust haben, zu kämpfen, zu warten und zu lieben … dann schauen wir auf Maria“.
Der Papst schließt sein Schreiben noch einmal mit Dank für Hingabe und Sendung. „Auch wenn wir den Mut verlieren, auch wenn wir versucht sind, alles von unserer Erfolglosigkeit her zu beurteilen, kommt er, um die Dinge neu zu schaffen“. Aus dem Dank und dem Lobpreis komme die Kraft, Männer des Mitgefühls und der Barmherzigkeit zu sein, die nur von Jesus kommen könne.
(vatican news)
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