Papst Franziskus richtet „Sonntag des Wortes Gottes“ ein
Christine Seuss - Vatikanstadt
Der vor 1600 Jahren verstorbene Heilige, der die Bibel ins Lateinische übersetzt hatte, hatte gesagt: „Die Schrift nicht kennen heisst Christus nicht kennen.“
Die Entscheidung, diesen Sonntag einzurichten, sei als Antwort auf zahlreiche Anfragen Gläubiger zu verstehen, erläutert Franziskus in seinem Dokument. Zu Beginn des Motu Proprio steht der Passus aus dem Lukasevangelium (Lk 24,45), in dem der auferstandene Jesus seinen Jüngern erscheint und ihnen den „Sinn für das Verständnis der Schriften“ eröffnet.
„Auf besondere Weise einen Sonntag des Kirchenjahres dem Wort Gottes zu widmen“, betont nun der Papst, „ermöglicht es vor allem, dass die Kirche die Handlung des Auferstandenen wieder erfährt, der auch uns den Schatz seines Wortes erschließt, damit wir in der Welt Verkünder dieses unerschöpflichen Reichtums sein können.“
Wiederentdeckung des Gotteswortes
Franziskus erinnert daran, dass das II. Vaticanum mit der Dogmatischen Konstitution Dei Verbum einen „großen Impuls für die Wiederentdeckung des Gotteswortes“ gegeben habe. Gleichermaßen würdigt er seinen Vorgänger Benedikt XVI., der im Jahr 2008 die Bischofssynode zum Thema „Das Wort Gottes im Leben und der Mission der Kirche“ einberufen und die Apostolische Exhortation Verbum Domini verfasst hatte, die „für unsere Gemeinschaften eine unverzichtbare Lehre darstellt“, so Franziskus. Denn in diesem Dokument werde insbesondere „der performative Charakter des Wortes Gottes eingehend untersucht, dessen eigentlich sakramentaler Charakter vor allem im liturgischen Handeln deutlich wird.“ Wünschenswert sei nun, dass auch im „Leben unseres Volkes“ diese „entscheidende Beziehung zum lebendigen Wort Gottes nie fehlen“ möge, betont der Papst mit Blick auf die Einrichtung des „Sonntags des Wortes Gottes“.
Gleichzeitig bette sich dieser Tag ein in eine Zeit des Jahres, in der dazu eingeladen werde, die Verbindung mit dem Judentum zu stärken und für die Einheit der Christen zu beten. Auch dabei handele es sich keineswegs um „bloß zeitliches Zusammentreffen: Die Feier des Sonntags des Wortes Gottes ist von ökumenischer Bedeutung, denn die Heilige Schrift zeigt denen, die auf sie hören, den Weg, der beschritten werden muss, um zu einer authentischen und soliden Einheit zu gelangen”, erläutert Franziskus in seinem Motu Proprio.
Feierlich soll der Bibelsonntag begangen werden
Er gibt auch auch praktische Handlungsanweisungen an die Hand gibt. „Feierlich“ sollte der Tag begangen werden, so der Wunsch des Papstes. In diesem Zusammenhang sei es wichtig, „dass die Heilige Schrift während der Eucharistiefeier inthronisiert werden kann, um der Versammlung der Gläubigen den normativen Wert des Wortes Gottes zu verdeutlichen.“ Darüber hinaus sollte dem Anlass angemessen auch die Predigt dergestalt ausgerichtet sein, „dass der Dienst am Wort des Herrn herausgestellt wird“. Die Bischöfe, so die Empfehlung des Papstes, „können an diesem Sonntag die Beauftragung zum Lektorat oder einem ähnlichen Dienst erteilen, um an die Bedeutung der Verkündigung des Wortes Gottes in der Liturgie zu erinnern“. Grundsätzlich sei es „wesentlich“, Gläubige dazu in die Lage zu versetzen, „authentische Verkünder des Wortes zu sein“.
Eine weitere praktische Initiative könnte es sein, dass die Pfarrer „die Bibel oder eines ihrer Bücher“ an diesem Tag der Gemeinde austeilen, „um hervorzuheben, wie wichtig es ist, im Alltag das Lesen und die Vertiefung der Heiligen Schrift wie auch das Beten mit ihr fortzusetzen, besonders im Hinblick auf die lectio divina.“
Denn die Bibel, so fährt der Papst fort, könne keinesfalls nur „einigen wenigen gehören“: „Oft gibt es Tendenzen, welche die Heilige Schrift zu monopolisieren versuchen, indem man sie bestimmten Kreisen oder ausgewählten Gruppen vorbehält. Das darf nicht so sein. Die Bibel ist das Buch des Gottesvolkes, das im Hören auf die Schrift aus der Zerstreuung und Spaltung zur Einheit gelangt. Das Wort Gottes vereint die Gläubigen und macht sie zu einem Volk.“
Predigt soll gut vorbereitet, sprachlich klar und kurz sein
In diesem Zusammenhang komme auch der Vorbereitung der Predigt eine wichtige Rolle zu, wiederholt der Papst ein oftmals von ihm geäußertes Anliegen. Mit einer „einfachen; für die Zuhörer geeigneten Sprache“ solle der Priester den Gläubigen die „Schönheit der Bilder“ erschließen, mit denen der Herr dazu anregte, „das Gute zu tun“: „Dies ist eine pastorale Gelegenheit, die man nicht verpassen darf!“, so Franziskus.
Zu diesem Zweck solle die Predigt nicht zu lang sein, aber hervorragend vorbereitet, legt der Papst den Priestern ans Herz: „Die Auslegung der Schriftlesungen kann man unmöglich improvisieren. (…) Wenn man innehält, um den Bibeltext zu meditieren und im Gebet zu betrachten, dann wird man fähig, mit dem Herzen zu sprechen, um die Herzen der Zuhörer zu erreichen…“
Untrennbare Beziehung zwischen Heiliger Schrift und Eucharistie
Die Emmaus-Begegnung der Jünger mit Jesus erinnere daran, „wie untrennbar die Beziehung zwischen Heiliger Schrift und Eucharistie ist“, betont Franziskus, der in diesem Zusammenhang auch auf die dogmatische Konstitution Dei Verbum über die göttliche Offenbarung hinweist. Die Kirche, so heißt es dort, habe „die Heiligen Schriften immer verehrt wie den Herrenleib selbst, weil sie, vor allem in der heiligen Liturgie, vom Tisch des Wortes Gottes wie des Leibes Christi ohne Unterlass das Brot des Lebens nimmt und den Gläubigen reicht“ (Dei Verbum, 21).
Es handele sich bei der Bibel eben nicht um eine Sammlung von „Geschichtsbüchern oder Chroniken“, vielmehr sei sie „völlig auf das ganzheitliche Heil des Menschen ausgerichtet“, betont Franziskus, der darauf hinweist, dass „die Heilige Schrift unter dem Wirken des Heiligen Geistes das nach Menschenart verfasste Menschenwort in Gotteswort“ verfasst, um eben dieses Heilsziel zu erreichen (vgl. Dei Verbum, 12): „Die Rolle des Heiligen Geistes in der Heiligen Schrift ist von grundlegender Bedeutung“.
Oft laufe man jedoch Gefahr, „Heilige Schrift und Überlieferung voneinander zu trennen, ohne zu verstehen, dass sie gemeinsam die alleinige Quelle der Offenbarung sind“, warnt Franziskus, der darauf hinweist, dass die Heilige Schrift vor ihrer Niederschrift mündlich überliefert wurde: „Der biblische Glaube gründet also auf dem lebendigen Wort, nicht auf einem Buch. Wenn die Heilige Schrift im gleichen Geist gelesen wird, mit dem sie geschrieben wurde, bleibt sie immer neu.“
Erster Wort-Gottes-Sonntag am kommenden 26. Januar
Franziskus ruft dazu auf, sich niemals an das Wort Gottes „zu gewöhnen“ Dieses rufe ständig „zur barmherzigen Liebe des Vaters“ auf und sei gleichzeitig in der Lage, „unsere Augen zu öffnen, damit wir aus dem Individualismus herauskommen, der zu Erstickung und Sterilität führt. Dazu tut es uns den Weg des Miteinanders und der Solidarität auf.“
Der dem Wort Gottes gewidmete Sonntag, so der Wunsch des Papstes, möge „im Volk Gottes die andächtige und beständige Vertrautheit mit der Heiligen Schrift wachsen lassen“, doch wichtig ist ihm in diesem Zusammenhang vor allem eines: „Der der Bibel gewidmete Tag soll nicht ,einmal im Jahr‘, sondern einmal für das ganze Jahr stattfinden.“
Der erste Wort-Gottes-Sonntag fällt kommendes Jahr auf den 26. Januar. Vom 18. bis 25. Januar wird weltweit die Gebetswoche für die Einheit der Christen begangen. Der 17. Januar wird in der katholischen Kirche in Italien, Österreich, Polen und den Niederlanden als Tag des Judentums begangen, in der Schweiz am zweiten Fastensonntag.
(vatican news/kna)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.