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Papst beim Konsistorium: Ein mitleidendes Herz haben

Die katholische Kirche hat 13 neue Kardinäle: Am Samstagnachmittag wurden sie in den Kreis der Kardinäle aufgenommen bei einem Konsistorium, wie die Feier der Kardinalserhebung in der Kirchensprache heißt. In seiner Predigt ging der Papst auf die Bedeutung des „Mitleides Jesu“ ein.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Nun sind mehr als die Hälfte der möglichen Papstwähler von Papst Franziskus bestimmt. Wie bei den vergangenen Konsistorien unter Franziskus sticht die „internationale ausgerichtete“ Wahl hervor. So sind Geistliche aus fast allen Kontinenten vertreten.

In seiner Predigt ging der Papst aus dem Markus-Evangelium aus (Mk 6,30-37a), in der es um das „Mitleid Jesu“ geht. Mitleid sei ein Schlüsselwort des Evangeliums; es sei in Christi Herz eingeschrieben.

„Viele Male sehen wir in den Evangelien, wie Jesus mit den Leidenden Mitleid empfindet. Und je mehr wir das lesen, je mehr wir das betrachten, desto mehr verstehen wir, dass das Mitleid des Herrn keine gelegentliche, vorübergehende Verhaltensweise, sondern eine Konstante ist, ja, es scheint die Haltung seines Herzens zu sein, in dem die Barmherzigkeit Gottes Fleisch wurde.“

 

Der neue Kardinal Miguel Ayuso Guixot und Papst Franziskus
Der neue Kardinal Miguel Ayuso Guixot und Papst Franziskus

 

Dann führte Franziskus das Beispiel aus dem Markus-Evangelium, in der über ein Treffen Jesu mit einem Aussätzigen beschrieben wird. Jesus habe „Mitleid mit ihm“ gehabt. Jesus sei ein Erlöser, der mitleidet.

„Jesus ist auf der Suche nach den Verworfenen, nach denen, die ohne Hoffnung sind“, erinnerte der Papst weiter. Dieses Mitleid erschien nicht erst zu einem bestimmten Punkt der Heilsgeschichte, sondern sei immer in Gott gewesen, ja eingeprägt in seinem Vaterherzen, fügte Franziskus an und erinnerte an die Berufung des Mose, als Gott aus dem brennenden Dornbusch zu ihm sprach und sagt: „Ich habe das Elend meines Volkes in Ägypten gesehen und ihre laute Klage [...] gehört: Ich kenne sein Leid“ (Ex 3,7).

Gottes Liebe zu seinem Volk

Gottes Liebe zu seinem Volk sei somit so voller Mitleid. Die Jünger Jesu hingegen zeigten oft, „dass sie ohne Mitleid sind, wie damals, als sie vor dem Problem standen, die vielen Menschen zu sättigen“. Letztlich hätten sie gesagt: „Die sollen zusehen, wie sie zurechtkommen ...“ Das sei „eine unter uns Menschen weit verbreitete Haltung, auch wenn wir religiöse Menschen oder sogar zum Gottesdienst bestimmt sind“, sagte der Papst.

„Das Amt, das wir bekleiden, reicht nicht aus, um uns mitfühlend zu machen, wie das Verhalten des Priesters und des Leviten zeigt, die vorübergingen, als sie einen Mann halbtot am Straßenrand liegen sahen. Sie werden sich wohl gedacht haben: ,Das ist nicht mein Job.´ Es gibt immer Ausreden; manchmal werden diese sogar zum Gesetz und führen zu ,institutionellen Aussonderungen´, wie im Falle der Aussätzigen: ,Natürlich müssen die draußen bleiben, das ist richtig so.´ Aus dieser sehr menschlichen, ja allzu menschlichen Haltung leiten sich auch Strukturen der Mitleidslosigkeit ab.“

Der Papst bat die Gläubigen, sich zu fragen, ob ihnen bewusst sei, dass jeder Gottes Mitleid empfangen habe.

Ich wende mich insbesondere an euch, meine Brüder Kardinäle, und euch, die ihr gleich zu Kardinälen werdet: Ist dieses Bewusstsein in euch lebendig? Dass nämlich seine Barmherzigkeit euch immer schon vorausgegangen ist und begleitet hat? Dieses Bewusstsein prägte ständig das unbefleckte Herz der Jungfrau Maria, die Gott als ,ihren Retter´ preist, der ,auf die Niedrigkeit seiner Magd« geschaut hat´.“

Was ihn selber betrifft, so tue es ihm „sehr gut“, sich „im Spiegel von Ezechiel 16, der Liebesgeschichte Gottes mit Jerusalem“, zu betrachten, sagte der Papst. Da werde der Bund mit Gott beschrieben.

„Ist in uns das Bewusstsein für dieses Mitleid Gottes für uns lebendig? Hier geht es nicht um etwas Optionales und auch nicht, würde ich sagen, um einen ,evangelischen Rat´. Nein. Es handelt sich dabei um eine wesentliche Voraussetzung. Wenn ich nicht fühle, dass ich Gottes Mitleid empfangen habe, verstehe ich seine Liebe nicht. Das ist nicht etwas, das man erklären könnte. Entweder ich fühle es oder ich fühle es nicht. Und wenn ich es nicht fühle, wie kann ich es dann kommunizieren, bezeugen, weitergeben? Konkret: Habe ich Mitleid mit diesem Bruder, diesem Bischof, diesem Priester? ... Oder bin ich immer destruktiv mit meinem Urteilen oder meiner Gleichgültigkeit?“

Die Fähigkeit, Mitleid zu haben

Von diesem lebendigen Bewusstsein hänge es auch ab, ob man fähig sei, in seinem Dienst aufrichtig zu sein. Das gelte auch für alle Kardinäle, so der Papst.

„Die Bereitschaft eines Kardinals, das eigene Blut hinzugeben – darauf verweist die rote Farbe des Gewandes – ist dann gewiss, wenn sie in dem Bewusstsein, Mitleid empfangen zu haben, und in der Fähigkeit, Mitleid zu haben, begründet ist. Andernfalls kann man nicht aufrichtig sein. Viele unaufrichtige Verhaltensweisen von Kirchenleuten haben ihre Ursache im Mangel an diesem Gespür für das empfangene Mitleid und in der Gewohnheit wegzuschauen, in der Gewohnheit der Gleichgültigkeit.“

Er bat um die Fürsprache des Apostels Petrus, damit Gott die Gnade eines mitleidenden Herzens schenke. Die neuen Kardinäle sollten Zeugen dessen sein, „der uns mit Barmherzigkeit angesehen, erwählt, geweiht und gesandt hat, um allen sein Evangelium der Erlösung zu bringen“.

(vatican news)

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05. Oktober 2019, 16:41