Papst über Mission: „Keine Überzeugung, kein Argument, kein Druck oder Zwang"
Die Mission einer „Kirche im Aufbruch“ sei das „Gebot Jesu“, erinnert der Papst im Interviewbuch des italienischen Journalisten und Autors Gianni Valente grundlegend. „Eine Kirche, die nicht verkündet, ist keine Kirche.“ Dieser „Aufbruch“ unterscheide die Kirche von „spirituellen Vereinigungen“ oder „multinationalen Unternehmen“, so Franziskus. Mission sei „kein Programm oder eine Absicht“ – es sei Christus und der Heilige Geist, der die Kirche aus sich herausgehen lasse. Die Erfahrungen der Apostelgeschichte mit dem Heiligen Geist, der begleite und führe, seien vor diesem Hintergrund immer noch „Paradigma“.
Dem gezielten Abwerben von Gläubigen anderer Kirchen oder Religionen, Proselytismus genannt, erteilt Franziskus in dem Interview eine entschiedene Absage. Dieser widerspreche dem ökumenischen Weg und dem interreligiösem Dialog. Denn letztlich sei auch der Irrglaube, man könne Glauben aufzuzwingen, Zeichen einer Abwesenheit des Heiligen Geistes, so der Papst: „Es kommt zu Proselytismus überall dort, wo die Vorstellung besteht, die Kirche könne ohne die Anziehungskraft Christi und das Wirken des Geistes wachsen und sich auf eine Art ,klugen Diskurs‘ beschränken.“
Proselytismus, auch heute noch
Dieser Abweg gehöre allerdings auch heute leider nicht der Vergangenheit an, hält der Papst dann fest. Er sei auch heute noch in Pfarreien, Bewegungen oder Ordensgemeinschaften möglich, kritisierte er. Ebenso sind laut Franziskus heute auch teils elitäre Vorstellungen zu beobachten, wonach die Welt sich in „Zivilisation“ und „Barbarei“ aufteilen ließe oder die Menschen in „Erleuchtete“ einerseits und eine „Unterschicht“ andererseits: „Auf dieser Basis kann sich eine Verachtung gegenüber Völkern entwickeln, die man auf der niedrigeren Ebene verortet“, warnt der Papst. Solche Probleme seien auch bei der Bischofssynode über die Amazonasregion zur Sprache gekommen, erinnerte der Papst an das vor wenigen Tagen zu Ende gegangene Treffen im Vatikan.
„Höchster Ausdruck der Anerkennung und des Zeugnisses, das wir von Christus geben können“, ja „die Erfüllung der Sendung“, sei das Martyrium, würdigt der Papst Glaubenszeugen wie die in Ägypten hingerichteten koptischen Christen und die im Jemen getöteten Mutter Teresa-Schwestern. Kennzeichen einer Glaubensweitergabe unter Wirken des Heiligen Geistes seien Freiheit, Unentgeldlichkeit und Gnade, so der Papst. Es gehe darum, „als Vermittler und nicht als Kontrolleure des Glaubens zu agieren“, den Glauben zu „begünstigen“ und zu „erleichtern“, und dem Wunsch Jesu zu folgen, „alle zu umarmen, zu heilen, zu retten“.
(vatican news - pr)
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