Papst Franziskus: Die Armen vor der Globalisierung verteidigen
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Franziskus ist selbst Jesuit; ihm ging es in seiner Rede spürbar darum, seinen Orden auf den Dienst an den Armen einzuschwören. Das sei eine „ignatianische, ursprüngliche Tradition“ – keine bloße „Absichtserklärung“, sondern das sich-Einlassen auf einen „Lebensstil“.
„Jedes Jahr von neuem lädt uns die Liturgie dazu ein, Gott in einem kleinen, marginalisierten Kind zu erkennen – den Gott, der in sein Eigentum kam, aber von den Seinen nicht aufgenommen wurde (vgl. Joh 1,11). Ignatius stellt sich an der Seite der Heiligen Familie eine Magd vor und drängt uns dazu, dass wir uns auch an ihre Seite stellen und dienend mithelfen, als wären wir mit dabei (in Betlehem). Das ist nicht Poesie oder Werbung – Ignatius fühlte das. Und er lebte es!“
Dritter Weltkrieg in Stücken
Die „aktive Betrachtung des ausgeschlossenen Gottes“ helfe uns dabei, „die Schönheit jeder an den Rand gedrängten Person“ zu erkennen, so der Papst. „Kein Dienst kommt dem gleich, der den Armen mit seiner Lebensweise, seiner Kultur, seiner Art, den Glauben zu leben, ernst nimmt. Die Begegnung mit den Armen ist der bevorzugte Ort für die Begegnung mit Christus. Das ist ein wertvolles Geschenk im Leben eines Jüngers Jesu: dass er Ihn unter den Opfern und den Armen trifft.“
So weit, so theologisch. Etwas mehr in Richtung Gesellschaftskritik driftete der Papst dann aber, als er auf die Notwendigkeit zu sprechen kam, in einer „zerbrochenen und geteilten Welt“ Brücken zu bauen. Es gehe darum, Jesus „in den Gekreuzigten unserer Zeit zu dienen“. „Heute gibt es unzählige Situationen der Ungerechtigkeit und des menschlichen Schmerzes; vielleicht kann man von einem Dritten Weltkrieg in Stücken sprechen, mit Verbrechen, Massakern, Zerstörungen. Der Menschenhandel setzt sich fort, immer öfter kommt es zu Fremdenhass, zu egoistischer Suche nach dem nationalen Interesse, zu Ungleichheit unter einzelnen Ländern und im Innern der Länder, ohne dass man Gegenmittel dagegen fände.“
Nicht nur den Armen nahe sein, sondern Strukturen verändern
Auch die Umwelt (das „gemeinsame Haus“) sei noch „nie so misshandelt worden wie in den letzten zwei Jahrhunderten“, und vor allem die Armen litten unter den Folgen „all der Umwelt-Aggressionen“. Wer Jesus unter solchen Umständen nachfolge, der solle nicht nur an der Seite der Armen stehen, sondern „die Übel in der Welt“ entschlossen „demaskieren“.
„Wir brauchen eine richtiggehende kulturelle Revolution – eine Verwandlung unserer kollektiven Sichtweise, unserer Haltungen. Soziale Übel nisten sich häufig in den Strukturen einer Gesellschaft ein und bringen ein Potential der Zersetzung und des Todes mit sich. Darum ist es wichtig, langsam an einer Verwandlung der Strukturen zu arbeiten und in dieser Hinsicht am öffentlichen Dialog mitzuwirken… Die heutige Globalisierung annulliert die kulturellen, religiösen, persönlichen Identitäten: Alles wird gleich. Eine wirkliche Globalisierung müsste uns zusammenführen, wobei aber jeder Einzelne seine Eigenheiten bewahren können müsste…“
Prinzip Hoffnung
Angesichts der Herausforderungen sei es wichtig, den Mut nicht sinken zu lassen, sondern immer auf die Hoffnung zu zielen, fuhr Franziskus fort. „Ist das soziale Apostolat denn nicht dazu da, Probleme zu lösen? Doch – aber vor allem, um Hoffnungen zu nähren. Es soll Prozesse in Gang bringen, damit die Personen und die Gemeinschaften sich ihrer Rechte bewusst werden, ihre Fähigkeiten entfalten und anfangen, an ihre Zukunft zu glauben.“
(vatican news)
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