Der Papst in Japan Der Papst in Japan 

Eine Bilanz zur Papstreise: Von Friedensappell über Mission bis Umweltschutz

Nach einer erlebnisreichen Woche in Asien wird Papst Franziskus am frühen Dienstagabend wieder zurück in Rom erwartet. Was bleibt von dieser 32. Apostolischen Auslandsreise des Papstes, die ihn vom 19.-26.November 2019 nach Thailand und Japan führte? Eine erste Bilanz von Radio Vatikan.

„Am stärksten nach wirkt wohl sein Besuch in Hiroshima und Nagasaki, den Orten der Atombombenabwürfe. An diesen ,Symbol-Orten des nuklearen Holocaust‘ Japans hat Franziskus passende Worte für das Trauma dieser Nation gefunden und ihr darin seine Nähe bekundet. Mit Blick auf die Folgen der Atombomben sprach er von ,einem schwarzen Loch aus Zerstörung und Tod‘ und ,Keimen des Todes‘, die bis heute fortwirkten. Die bewegenden Zeitzeugenberichte, die ihm vorgetragen wurden, brachten genau diesen Schrecken zum Ausdruck. Starke Worte, begleitet von einer entschiedenen Botschaft des Friedens und einem Aufruf zur Abrüstung:  ,Der wahre Friede kann nur ein waffenloser Friede sein‘, sagte Franziskus in Hiroshima, ,schon der Besitz von Atomwaffen ist unmoralisch‘. Mit dieser Absage an Nuklearwaffen hat der Papst verdeutlicht, wie umfassend seine Friedensethik ist. Ähnliches hatte er im August 2018 mit der Todesstrafe getan, die er als ,Verstoß gegen die Unantastbarkeit und Würde des Menschen‘ definierte und aus der katholischen Lehre kategorisch ausschließen ließ.“  

Stefan Kempis im Gespräch mit Anne Preckel

Eine Botschaft des Friedens, von Japan aus gerichtet an die ganze Welt. Was waren weitere Grundthemen dieser Asienreise?

„Franziskus hat viele Probleme konkret beim Namen genannt und damit deutlich gemacht, wo Brennpunkte wären, die Politik, Religion und alle Menschen guten Willens gemeinsam angehen sollten: In Thailand erwähnte er Migration und Menschenhandel, Prostitution und Ausbeutung, aber auch die Umweltzerstörung und ethnische Konflikte. Im hochentwickelten Japan sprach er die Gefahren der Konsum- und Leistungsgesellschaft an, die Menschen überfordert, isoliert und keinen Sinn finden lässt. Vor diesem Hintergrund gelte es ,Platz für Gott zu schaffen‘, legte er vor allem jungen Menschen ans Herz, die in Japan zunehmend in der Krise sind: die Selbstmordzahlen sprechen für sich.“

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Besondere Kompetenz in dieser Sinnfrage haben ja vor allem die Religionsgemeinschaften. Was hatte der Papst für die Kirchen- und Religionsvertreter mit im Gepäck, die katholische Minderheit und die Buddhisten?

„Es war dem Papst ein Anliegen, die katholische Minderheitenkirche in diesen Ländern zu stärken. In Thailand etwa ist die katholische Gemeinschaft ganz klein, aber stark sozial engagiert: im Bildungsbereich und in der Fürsorge vor allem für Arme und Ausgegrenzte. Dieses Aktionsfeld will der Papst ausbauen und er erhofft sich hier einen Schulterschluss der Religionen, die viel bewirken könnten, wenn sie gemeinsam noch entschiedener für Frieden, Dialog und Gerechtigkeit einträten. Da gibt es noch einiges zu tun, es gilt Vorurteile abzubauen und sich noch besser auszutauschen. So wird das Christentum im mehrheitlich buddhistischen Thailand immer noch teilweise als fremde Religion abgewertet.“

Welche Themen weisen über die beiden besuchten Länder hinaus und spielen für den gesamten globalen Kontext eine Rolle?

„Ganz sicherlich der eingangs erwähnte Appell zur Abrüstung, denn der Besitz von Atomwaffen und das Drohen damit spielt in Ostasien mit China und Nordkorea eine große Rolle. Was den Auftrag der Kirche in dieser Weltregion betrifft, ist weiter vor allem die Frage der Mission grundlegend.  Franziskus hat bei dieser Asienreise seinen Aufruf zu einer mutigen Inkulturation des Christentums erneuert: Das Christentum müsse ,im Dialekt‘ verkündet werden, damit es den Menschen vor Ort etwas zu sagen haben, sagte er Thailands Kirche. Dabei gelte es neue Wege der Glaubensweitergabe zu suchen und wie die frühen Missionare ohne Angst, Vorurteile und mit Ausdauer vorzugehen, legte er Kirchenvertretern aus ganz Asien ans Herz. Dieses Vorgehen bei der Begegnung der Kulturen und Religionen betont Franziskus immer wieder; zuletzt spielte das bei der Amazonien-Synode im Vatikan eine Rolle. Auch den Schutz der Schöpfung hat der Papst mit dieser Reise als globale Aufgabe angemahnt, das offizielle Motto des Japanbesuches lautete ,Schützt alles Leben' und stammt aus seiner Sozial- und Umweltenzyklika ,Laudato si'. So griff der Papst in Japan auch den Begriff der ,Ökologie des Menschen' auf: Das Leben ganzheitlich schützen und fördern - das ist für den Papst ein Gradmesser dafür, ob es einer Kultur gelingt, inklusiv und gerecht zu sein und sich um das Gemeinsame Haus zu sorgen und in diesem Sinne auch global fruchtbar zu sein.

(vatican news – pr/sk)

 

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26. November 2019, 10:41