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Japan: „Sohn des Himmels“ trifft „Stellvertreter Christi“

Der neue japanische Kaiser Naruhito hat Papst Franziskus in Tokio zu einem privaten Gespräch empfangen. Der Papst, der sich seit Samstag in Japan aufhält, ist einer der ersten internationalen Staatsgäste, der den neuen Tenno trifft. Naruhito hat sein Amt erst am 22. Oktober dieses Jahres angetreten.

Der Kaiser begrüßte seinen Gast mit einem kurzen Willkommensgruss auf Spanisch. Ungewöhnlich war, dass der Kaiser den Gast aus Rom beim Aussteigen aus dem Auto begrüßte und ihn dann nach dem Treffen wieder zum Auto hin begleitete. Das sei ein Zeichen des großen Respekts, hieß es in japanischen Medien. Bei dem etwa 20-minütigen Gespräch im Bambussaal des Palastes vertraute der Papst dem Kaiser an, dass Bergoglios Eltern 1945 - als Franziskus neun Jahre alt war - geweint hätten, als sie vom Abwurf der Atombombe auf Hiroshima und Nagasaki erfuhren.

Die Nachrichtenagentur JIJI-Press berichtet Einzelheiten aus dem Gespräch und beruft sich dabei auf Personen, die in der Nähe gewesen seien. Franziskus habe betont, das, was er am Sonntag in Hiroshima gesagt habe, sei ihm von Herzen gekommen. Der Papst hatte im Friedenspark der japanischen Stadt erklärt, nicht nur der Einsatz, sondern schon der Besitz von Atomwaffen sei unmoralisch.

Kaiser dankt Papst für Begegnung mit Fukushima-Überlebenden

Weiter ging es in dem Gespräch zwischen Naruhito und Franziskus um das Thema Umwelt. Der Papst habe erklärt, das Umweltproblem sei schwer zu lösen, weil viele wirtschaftliche Interessen davon berührt würden. Der Kaiser habe seinem Gast dafür gedankt, dass er an diesem Montag in Tokio Opfer der Katastrophen vom März 2011 getroffen hat. Damals hatte ein Erdbeben einen Tsunami ausgelöst, der wiederum zu einem Atomunfall führte; etwa 18.000 Menschen kamen dabei ums Leben.

Wie einst Johannes Paul

1989 war Johannes Paul II. bei der ersten Japanreise eines Papstes mit Naruhitos Vorgänger Hirohito zusammengetroffen. Der „Spiegel“ notierte damals: „Der einst offiziell ‚Sohn des Himmels‘ genannte Kaiser und der Stellvertreter Jesu Christi auf Erden sagten sich Artigkeiten… An die Peinlichkeiten der Geschichte rührten beide nicht.“

Wie einst Johannes Paul suchte auch Franziskus den Kaiser an diesem Montag in seinem Palast auf. Er steht an der Stelle, von der aus die Shogun von 1603 bis 1867 über Japan herrschten. Während ihrer Zeit kam es zu einer brutalen Christenverfolgung, an die Franziskus am Samstag bei einem Besuch in Nagasaki erinnert hat.

Kaiser ist kein göttliches Wesen (mehr)

Naruhito ist der älteste Sohn von Akihito, der als erster japanischer Kaiser seit rund 200 Jahren zurückgetreten ist. Bei seinem Amtsantritt als 126. Tenno absolvierte Naruhito auch mehrere shintoistische Zeremonien, die an den legendären Anfang der Kaiserdynastie anknüpfen sollen.

Seit dem nationalen Fiasko des Zweiten Weltkriegs wird Japans Monarch nicht mehr als göttlich angesehen; Hirohito stellte öffentlich klar, kein göttliches Wesen zu sein. Japans katholische Bischöfe hatten vor Naruhitos Amtsübernahme auf eine strikte Trennung zwischen Staat und Religion gepocht. Dieses Prinzip gründe im Lernprozess aus der Geschichte des Landes, das unter der auf den Kaiser zentrierten Shinto-Religion vier Kriege geführt und dabei die Rechte und das Leben vieler Menschen, vor allem in Asien, verletzt habe.

(vatican news/jiji-press - sk)
 

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25. November 2019, 04:26