Dunsbach (2.v.l.) und zwei Amtsbrüder mit einem Papp-Franziskus in Bangkok Dunsbach (2.v.l.) und zwei Amtsbrüder mit einem Papp-Franziskus in Bangkok

Papst bringt nach Thailand „ein anderes Menschenbild“

Die Menschen in Thailand freuen sich auf den Besuch des Papstes – „zumindest diejenigen, die etwas mit Papst Franziskus anfangen können“. Das sagt der deutsche Auslandsseelsorger in Bangkok, Jörg Dunsbach, in einem Interview mit Radio Vatikan.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

„Es gab vor vier Jahren schon einmal ein Gerücht, dass der Papst Thailand besuchen wolle; damals konnte das kaum einer so richtig glauben. Im Sommer tauchten dann wieder solche Gerüchte auf.“

Dunsbach stammt aus Saarbrücken; er ist seit Sommer 2011 Pfarrer der deutschsprachigen katholischen Kirche Sankt Marien in Bangkok. Aus seiner Sicht ist es „gut, dass der Papst jetzt kommt“ – mit Betonung auf dem „jetzt“. Das Jahr 2014, als es in Thailand zu Straßenprotesten kam und eine Militärjunta die Macht übernahm, wäre sicher nicht der richtige Zeitpunkt für eine Papstvisite in Bangkok gewesen. „Jetzt, nach den Wahlen und nachdem sich die Regierung konsolidiert hat, ist es ein guter Moment, um hierherzukommen.“ Bei der Parlamentswahl vom März 2019 – der ersten Wahl seit dem Putsch – erhielt die Partei, die dem Militär nahesteht, eine Mehrheit.

„Botschaft der Hoffnung gegen das Vordringen Chinas“

Der Vormarsch Chinas und andere Faktoren sorgten in der thailändischen wie in einigen anderen asiatischen Staatswesen für Unruhe, namentlich für einen Verlust von „Sicherheiten“, so Dunsbach. „Insofern ist es gut, wenn jemand in dieser Position hier nach Thailand bzw. überhaupt nach Asien kommt und eine Botschaft verkündet, die so weit jenseits der großen gesellschaftlichen und politischen Diskussionen läuft, um noch mal einen neuen Aspekt in die gesellschaftliche Situation hineinzubringen. Dinge anzusprechen, die verlässlich sind. Dass Menschen im Glauben Sicherheiten finden. Dass bei aller Planung und Berechnung die Transzendenz nicht verlorengehen darf.“ Je mehr China seinen Einfluss ausweite, umso wichtiger werde es, darauf hinzuweisen, dass es eine Religion gebe, deren Menschenbild „zumindest anders“ sei als das chinesische.

„Man weiß zumindest, um wen es sich handelt“

Die Reise des Papstes nach Myanmar Ende 2017 habe „bis nach Thailand gewirkt“, so Dunsbach. „Dass Franziskus tatsächlich sein Versprechen wahrmacht, Asien zu unterstützen, freut viele Menschen.“ Allerdings liege der Anteil der Katholiken an der thailändischen Gesamtbevölkerung lediglich bei etwa 0,5 Prozent; insofern spiele das Oberhaupt der katholischen Kirche in der Gesellschaft kaum eine Rolle. „Er ist durchaus bekannt – man weiß zumindest, um wen es sich handelt. Aber ansonsten betrifft es dann doch eher diejenigen, die aufgrund ihres Glaubens und ihrer Kirchenzugehörigkeit etwas damit zu tun haben.“

Buddhistische oder Hindu-Prägung wirkt auch auf Christen

Dass Missionare den katholischen Glauben nach Thailand brachten, ist erst ein paar hundert Jahre her, berichtet der deutsche Priester. Viele Menschen seien aus ganz pragmatischen Gründen Christen geworden: „Weil man wusste, dass die Katholiken viele Krankenhäuser bauen und die Protestanten viele Schulen bauen. So haben sich dann verschiedene Dörfer oder ethnische Gruppen dazu entschieden: Naja, wir haben ziemlich viele Kranke hier, da brauchen wir medizinische Versorgung, also werden wir katholisch…“

Die kulturellen und religiösen Traditionen von Buddhismus und Hinduismus seien oft auch bei Christen lebendig. „Viele werfen, auch wenn sie überzeugte Christen sind, doch noch einen Blick auf den Geisterglauben, den es hier gibt, und versuchen hin und wieder, Geister mit einer Opfergabe zu beschwichtigen.“ Wenn man als Buddhist großgeworden sei, werde man diese Prägung „nie so ganz ablegen können“, glaubt Dunsbach.

Papst sollte „offene Sätze“ sprechen, die niemanden „vor den Kopf stoßen“

Allerdings habe der christliche Glaube in Thailand „eine Strahlkraft“, weil er zum buddhistisch oder hindustisch geprägten Lebensstil der Mehrheit, in dem vieles von der menschlichen Leistung abhänge, „eine Alternative“ darstelle. „Im Christentum ist auch die Frage der Erlösung eigentlich schon geklärt, während im Buddhismus vieles davon abhängt, was man tut oder nicht tut.“ Wer sich heute in Thailand zum Christentum bekenne, der mache das sehr bewusst, weil er damit durchaus mit den Tendenzen in seinem Umfeld und in der Mehrheitsgesellschaft breche. Doch sei das Christentum gesellschaftlich „sehr anerkannt, vor allem dank der Zusammenarbeit mit dem Königshaus“.

Hier können Sie das ganze Interview mit Pfarrer Dunsbach hören.

Auch in der evangelischen deutschen Gemeinde von Bangkok ist nach Auskunft von Pfarrer Dunsbach das Interesse am Papstbesuch groß. „Viele der Ausländer, die hier sind, versuchen an den Veranstaltungen und Gottesdiensten teilzunehmen.“ Der Pfarrer hofft, dass Franziskus bei seinen Wortmeldungen in Thailand ähnlich diplomatisch-vorsichtig vorgehen wird wie in Myanmar. Wenn der Papst „in Sätzen spricht, die offen sind“, könne er alle Interessierten im Land erreichen, ohne irgendjemanden „vor den Kopf zu stoßen“. Damit gäbe er der Kirche auch die Chance, bei Konflikten als „Vermittlerin und Versöhnerin“ aufzutreten. Zwar sei Thailand „eines der offensten Länder in Südostasien“, doch gebe es durchaus Spannungen und Konflikte.

(radio vatikan)


 

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11. November 2019, 12:50