Kardinal Parolin verliest die Papstbotschaft beim Klimatreffen MOP31 in Rom Kardinal Parolin verliest die Papstbotschaft beim Klimatreffen MOP31 in Rom 

Vatikan will sich einem Klimaabkommen anschließen

Der Vatikan will sich einem internationalen Abkommen zum Verbot von Substanzen anschließen, die zur Erderwärmung beitragen. Das schreibt Papst Franziskus in einer Botschaft an eine derzeit in Rom tagende Klimakonferenz. Erst dieser Tage hatten die Vereinigten Staaten von Amerika offiziell das Pariser Klimaabkommen aufgekündigt.

Konkret bezog sich Papst Franziskus auf die sogenannten „Kigali-Änderungen“, ein Zusatzabkommen des Montreal-Protokolls. Mit der Billigung der Kigali-Änderungen von 2016 „möchte der Heilige Stuhl all jenen Staaten, die sich für die Sorge um unser gemeinsames Haus einsetzen, weiterhin seine moralische Unterstützung geben,“ schrieb der Papst in seiner Botschaft an die Konferenz der Mitglieder des Montreal-Protokolls, die Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin an diesem Donnerstag am Sitz der UN-Welternährungsorganisation FAO verlas. Der Kigali-Änderungsvertrag zielt darauf ab, Stoffe zu verbieten, die zwar nicht die Ozonschicht schädigen, aber zur Erwärmung der Atmosphäre beitragen. Er ist dem Montreal-Protokoll von 1987 angeschlossen, das die Reduzierung von Treibhausgasen zum Schutz der Ozonschicht regelt.

In seiner Botschaft an die Klimakonferenz MOP31 - die 31. Vertragsstaatenkonferenz der Mitglieder des Montreal-Protokolls - holte Papst Franziskus zu einer grundsätzlichen Betrachtung aus. Er bat um eine Prüfung der Frage, ob die Ziele des wirtschaftlichen Fortschritts „wirklich auf das Gemeinwohl und die nachhaltige und ganzheitliche Entwicklung des Menschen ausgerichtet sind, oder ob sie unserer Welt und der Lebensqualität eines Großteils der Menschheit jetzt und in Zukunft schaden.“

Die große Frage: für oder gegen das Gemeinwohl?

Fast 35 Jahre seien vergangen, seit das erste völkerrechtlich verbindliche Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht am 22. März 1985 in Wien zur Unterzeichnung gekommen und dann zwei Jahre später mit dem Montreal-Protokoll konkretisiert worden sei. Und nun stünden wir in der Tat vor einer „kulturellen“ Herausforderung: entweder für oder gegen das Gemeinwohl, hält Franziskus fest und listet drei Lehren auf, die wir aus der Zeit seit der Umsetzung des internationalen Abkommens zum Schutz der Ozonschicht ziehen könnten.

Unerlässlich für den Aufbau der Gegenwart und Zukunft unseres Planeten sei zunächst einmal ein ehrlicher und fruchtbarer Dialog, erläutert der Papst. Damit dieser aber in einem wahren Geist der Solidarität und Kreativität erfolgen könne, brauche es die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Politik, Wirtschafts- und Industrieakteuren und Zivilgesellschaft. Die Sorge um die Ozonschicht habe gezeigt, dass „die menschliche Freiheit in der Lage ist, die Technik zu beschränken, sie zu lenken und in den Dienst einer anderen Art des Fortschritts zu stellen, der gesünder, menschlicher, sozialer und ganzheitlicher“, zitiert Franziskus aus seiner Umweltenzyklika Laudato si’ (112). Dies gebe uns Grund zu der Hoffnung, dass „während die Menschheit des post-industriellen Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben wird, zu hoffen ist, dass die Menschheit vom Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung eingehen kann, weil sie großherzig ihre schwerwiegende Verantwortung auf sich genommen hat“ (165).

Diese Herausforderung könne aber nicht nur auf der Basis einer Technologie angegangen werden, „die behauptet, die einzige Lösung der Probleme zu sein, in der Tat aber oft nicht fähig ist, das Geheimnis der vielfältigen Beziehungen zu sehen, die zwischen den Dingen bestehen, und deshalb manchmal ein Problem löst, indem sie andere schafft“ (Laudato Si’, 20), erläutert Franziskus die zweite Lektion, die wir aus den vergangenen Jahren gelernt haben sollten.

Die Wechselwirkung zwischen Ozonproblem und globaler Erderwärmung ...

Daher sei es 2016 auch nötig geworden, eine Änderung des Montreal-Protokolls, das „Kigali-Amendment“, anzunehmen, führt Franziskus weiter aus. „In diesem Zusammenhang freue ich mich, die Absicht des Heiligen Stuhls bekannt zu geben, sich dem Änderungsantrag von Kigali anzuschließen", so der Papst. Es sei wichtig, dass die Kigali-Änderungen „schnell die allgemeine Zustimmung der gesamten Völkerfamilie" finde, wie dies beim Montreal-Protokoll der Fall gewesen sei. 

Für eine Kultur, die das Gemeinwohl im Blick hat

Als dritte Lektion beschreibt Franziskus „die Erkenntnis, dass die Sorge für unser gemeinsames Haus in dem Wissen verankert wird, dass „alles miteinander verbunden ist“.

„Wir leben in einem historischen Moment, der die Schaffung einer Kultur notwendig macht, die das Gemeinwohl im Blick hat. Dies erfordert die Annahme einer weitsichtigen Vision, wie die ganzheitliche Entwicklung der Menschheitsfamilie gefördert werden kann,“ stellt Franziskus abschließend fest. Und diese Vision müsse in Bildungs- und Kulturzentren Gestalt annehmen, in denen der Einzelne in politischer, wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Verantwortung geschult werde.

„Ich wünsche mir, dass das internationale Ozonabkommen sowie andere lobenswerte Initiativen der Weltgemeinschaft zur Pflege unseres gemeinsamen Hauses diesen komplexen, herausfordernden, aber doch auch stimulierenden Weg fortsetzen mögen,“ so der abschließende Wunsch des Papstes.

(vatican news -skr)
 

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07. November 2019, 11:56