Papst Franziskus warnt vor dem „nuklearen Abgrund“
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Der von Papst Paul VI. eingerichtete kirchliche Weltfriedenstag wird jedes Jahr am 1. Januar begangen; die Botschaft, die der Papst jedes Jahr dazu verfasst, wird vom Vatikan Staatschefs und Regierungen in aller Welt zugeleitet.
In dem jetzt veröffentlichten Text zeigt sich Franziskus, der in der zweiten Novemberhälfte mit Hiroshima und Nagasaki die Schauplätze der ersten Abwürfe der Atombombe besucht hat, besorgt über eine „derzeit vorherrschende Dynamik des Misstrauens“ in den internationalen Beziehungen. Ein Gleichgewicht des Schreckens, wie es Westen und Osten jahrzehntelang während des Kalten Kriegs herstellten, nennt der Papst „höchst instabil“; es führe an den „Rand des nuklearen Abgrunds“.
Franziskus ruft nach einer „echten Geschwisterlichkeit“: „Der Wunsch nach Frieden ist tief in das Herz des Menschen eingeschrieben, und wir dürfen uns mit nichts Geringerem als diesem abfinden.“ Als „Weg der Hoffnung“ müsse Frieden auf Dialog, Versöhnung und ökologischer Umkehr errichtet werden. Krieg sei in Wirklichkeit „Brudermord“, davon zeugten die Überlebenden der Atombombenangriffe auf Japan mit ihren anrührenden Erzählungen über das Grauen von 1945.
Es sei wichtig, dass „die gleichen Fehler nicht wieder begangen werden oder die trügerischen Denkweisen der Vergangenheit erneut salonfähig werden“, schreibt der Papst. Mit einem Zitat Pauls VI.‘ lässt er erkennen, dass die „Förderung eines demokratischen Gesellschaftsstils“ aus seiner Sicht viel zum Frieden beiträgt. Demselben Ziele diene auch die Arbeit an einem „gerechteren Wirtschaftssystem“.
„Man erhält keinen Frieden, wenn man ihn nicht erhofft“
Ein ganzer Abschnitt der päpstlichen Friedensbotschaft ist der ökologischen Umkehr gewidmet. Sie solle zu „einem neuen Blick auf das Leben“ führen, so der Papst, der 2015 als erster Petrusnachfolger zum Thema Bewahrung der Schöpfung eine ganze Enzyklika geschrieben hat.
Eindringlich ruft Franziskus dazu auf, sich bei der Suche nach Frieden nicht mit Kompromissen zufriedenzugeben: „Man erhält keinen Frieden, wenn man ihn nicht erhofft.“ Wer nicht „an die Möglichkeit des Friedens“ glaube, könne einer Angst anheimfallen, die selbst „oft Quelle von Konflikten“ sei. „Die Kultur der Begegnung zwischen Brüdern und Schwestern bricht mit der Kultur der Bedrohung.“
(vatican news)
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