Urbi et Orbi: Papst Franziskus betet um Frieden weltweit
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Etwa 55.000 Menschen nahmen auf der „Piazza San Pietro“ an dem etwa halbstündigen Ereignis teil, das von 150 Fernsehstationen per Satellit in alle Teile der Welt übertragen wurde. An den Zugängen zum Platz herrschten strenge Sicherheitsvorkehrungen. Wer es aber bis ins Rund der Kolonnaden geschafft hatte, erlebte eine zugleich feierliche und entspannte Atmosphäre.
Für Franziskus war es der siebte feierliche Weihnachtssegen seines Pontifikats. In einer auf Italienisch verlesenen Botschaft vor dem Segen erklärte er, zwar gebe es derzeit viel Finsternis auf der Welt und in den Herzen der Menschen, doch das Licht des neugeborenen Christus sei stärker als das Dunkel.
Er bete darum, dass das Licht Christi vor allem die Kinder erreiche, die im Nahen Osten und anderen Teilen der Welt Krieg und Konflikte erlebten, so der Papst. „Christus richte das geschätzte syrische Volk auf, das immer noch kein Ende der Feindseligkeiten findet, die das Land in diesem Jahrzehnt zerrissen haben. Er sensibilisiere das Gewissen der Menschen guten Willens. Er rege die Regierungen und die internationale Gemeinschaft heute an, Lösungen zu finden, welche die Sicherheit und das friedliche Zusammenleben der Volker dieser Region garantieren und ihrem unsäglichen Leiden ein Ende setzen.“
Friedenswünsche schickte der Papst auch ins Heilige Land, in den Irak, nach Jemen und in den Libanon. „Ich denke an die Kinder im Jemen“ – mit diesen Worten wich er von seinem vorbereitenen Redetext ab. Dann fuhr er fort: „Das kleine Kind aus Betlehem gebe dem gesamten amerikanischen Kontinent Hoffnung, wo einige Nationen eine Periode gesellschaftlicher und politischer Unruhen durchleben. Es mache dem geschätzten venezolanischen Volk Mut, das seit langen von politischen und gesellschaftlichen Spannungen geprüft wird. Es möge ihm nicht die Hilfe, der es bedarf, vorenthalten. Es segne die Anstrengungen derer, die sich für Gerechtigkeit und Versöhnung einsetzen…“
Gebet für die Ukraine
Als einzigen europäischen Krisenherd erwähnte Franziskus in seiner Botschaft die Ukraine, die „auf der Suche nach konkreten Lösungen für einen dauerhaften Frieden“ sei. In Sachen Afrika galt sein Augenmerk vor allem dem Kongo und Burkina Faso – sowie den Menschen, die wegen schwieriger Lebensverhältnisse zur Auswanderung, vor allem in Richtung Europa, gezwungen sind.
Appell für Migranten und Flüchtlinge
„Der Sohn Gottes, der vom Himmel auf die Erde gekommen ist, gebe denen Schutz und Geleit, die in der Hoffnung auf ein sicheres Leben emigrieren müssen. Es ist die Ungerechtigkeit, die sie dazu zwingt, Wüsten und Meere, die zu Friedhöfen werden, zu überqueren. Es ist die Ungerechtigkeit, die sie dazu zwingt, unsagbare Misshandlungen, Knechtschaft jeder Art und Folter in den unmenschlichen Auffanglagern zu ertragen. Es ist die Ungerechtigkeit, die sie abweist von Orten, wo sie eine Hoffnung auf ein würdiges Leben haben könnten und die sie auf Mauern der Gleichgültigkeit stoßen lässt.“
Ein Bataillon der italienischen Streitkräfte und eine Formation der Päpstlichen Schweizergarde spielten die italienische und die vatikanische Hymne. Der frühere Präsident des Päpstlichen Friedens- und Migrantenrats, Kardinal Renato Martino, wies vor dem lateinischen Segen des Papstes darauf hin, dass dieser Segen auch für alle in den Medien zugeschalteten Menschen gelte und mit ihm ein Ablass verbunden sei. Seit dem Mittelalter erteilen Päpste den Segen „Urbi et Orbi“, der der Stadt Rom und dem ganzen Erdkreis gilt.
Neben Franziskus stand auch sein Almosenmeister, der polnische Kardinal Konrad Krajewski, auf der Mittelloggia von Sankt Peter. Krajewski hat Anfang Dezember im Auftrag des Papstes etwa dreißig Migranten von der griechischen Insel Lesbos nach Rom gebracht. Krajewski und sein Team sowie die römische Basisgemeinschaft Sant’Egidio werden sich um die Migranten und Flüchtlinge – vornehmlich Familien aus Afghanistan, Togo und Kamerun sowie einige unbegleitete Jugendliche – kümmern.
(vatican news)
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