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Papst beim Fest Unserer Lieben Frau von Guadalupe: Maria ist die Mutter aller Völker

Wie seit Beginn seines Pontifikats üblich, hat Papst Franziskus auch dieses Jahr im Petersdom eine Messe zu Ehren der Patronin Lateinamerikas gefeiert. An der Feier am Donnerstagnachmittag nahmen viele Mitglieder der lateinamerikanischen Gemeinde Roms teil. In seiner Predigt ging der Papst auf das Wesen Mariens ein, die er als Frau, Mutter und ,Mestizin' beschrieb.

Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt

Es war eine bunte Messe mit südamerikanischen Klängen, die die lateinamerikanische Gemeinde Roms gemeinsam mit dem Papst gefeiert hat, der selbst aus Lateinamerika kommt. Eingeführt hat diese Tradition Papst Benedikt XVI. im Jahr 2011. Anlass war der 200. Jahrestag der Unabhängigkeit der Staaten Lateinamerikas und der Karibik.

Zum Nachhören

In seiner aus dem Stegreif auf Spanisch gehaltenen Predigt stellte Franziskus drei Eigenschaften Unserer Lieben Frau von Guadalupe heraus.

Maria, die Frau

Zunächst einmal sei sie Frau, betonte der Papst. Der hl. Ignatius von Loyola habe sie gerne als „Unsere Liebe Frau“ bezeichnet: „Auch wenn Christen sie im Laufe der Jahrhunderte unter vielen anderen liebevollen Titeln verehrt haben, ist nicht mehr nötig, um Maria zu beschreiben,“ sagte Franziskus und stellte klar:„Maria hat sich nie als Miterlöserin präsentiert, sondern einfach nur als Jüngerin ihres Sohnes, der der einzige Erlöser ist.“

Maria, die Mutter

Und Maria zeichne sich auch durch ihre Mütterlichkeit aus. „Maria ist unsere Mutter, sie ist die Mutter aller Völker, die Mutter eines jeden von uns,“ unterstrich Papst Franziskus. „Sie ist nicht nur die Mutter der Kirche, sie ist auch ein Abbild der Kirche.“ Die Kirche sei weiblich, und deshalb könne sie auch nur in diesem marianischen Sinne verstanden werden, so der Papst weiter, der dann noch explizit auf die Rolle der Frau in der Kirche einging: „Wenn wir über die Rolle der Frau in der Kirche nachdenken, dann konzentrieren wir uns auf die Funktionalität. Aber das wird der Frau nicht gerecht, weil damit nicht ihr Mutter-Sein zum Ausdruck kommt, das die Kirche in eine ,heilige Mutter Kirche' verwandelt.“

Maria, die Mestizin

Abschließend verwies Franziskus noch einmal darauf, dass die Muttergottes Juan Diego in der Gestalt einer Mestizin, mit mexikanischen Zügen, erschienen sei. Sie sei zu einer Mestizin geworden, um zu zeigen, dass sie die Mutter aller ist: „Maria spricht zu uns, wie sie zu Juan Diego gesprochen hat: mit Zärtlichkeit und weiblicher Wärme,“ schloss der Papst seine kurze Predigt.

Die Überlieferung

Die Überlieferung besagt, dass dem Indio Juan Diego Cuauhtlatoatzin zwischen dem 9. und 12. Dezember 1531 auf dem Tepeyac-Hügel beim heutigen Mexiko-Stadt viermal eine Frau erschien, die sich als Muttergottes zu erkennen gab und ihn mit dem Bau einer Kirche beauftragte. Damit der Bischof dem Indigenen Glauben schenke, hinterließ die Muttergottes auf seinem Poncho das Bild der Madonna von Guadalupe, die die Gesichtszüge einer Mestizin trägt. Wie dieses Bild auf das Gewebe gelangen konnte, ist bis heute ungeklärt. Die Kapelle, die am Ort der Marienerscheinungen gebaut wurde, wurde schnell zu einem Wallfahrtsort, der in Sachen Pilgerzahlen selbst Fatima und Lourdes in den Schatten stellt. Allein 2018 sind rund 10 Millionen Gläubige zum Heiligtum der Jungfrau von Guadalupe nach Mexiko-Stadt gepilgert.

Unsere Liebe Frau von Guadalupe: „Brücke“ zwischen den Kulturen

Und das ist auch nicht weiter verwunderlich, hat die Verehrung des Gnadenbildes der mexikanischen Madonna doch wesentlich dazu beigetragen, dass sich die indianischen Völker Lateinamerikas zum Christentum bekehrten. Unsere Liebe Frau von Guadalupe gilt als „Brücke“ zwischen der von den Franziskanern evangelisierten aztekischen Kultur, dem iberischen Christentum und der Mestizen-Mischkultur; Juan Diego als Symbolfigur für die Verwurzelung der katholischen Kirche in Amerika. Johannes Paul II. hat ihn 2002 heiliggesprochen – als ersten Indio der Kirchengeschichte.

Das Bild der dunkelhäutigen Maria ist heute nicht nur in mexikanischen Kirchen, sondern auch in der Alltagskultur des Landes allgegenwärtig.

(vatican news – skr)

 

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13. Dezember 2019, 11:28