Im Wortlaut: Predigt von Papst Franziskus bei Messe in St. Peter
Den offiziellen Wortlaut der Predigt finden Sie in Kürze auf der Homepage des Vatikans.
„Liebe Brüder und Schwestern,
heute feiern wir den dritten Adventssonntag. In der ersten Lesung lädt der Prophet Jesaja die ganze Welt ein, sich über das Kommen des Herrn zu freuen, der seinem Volk Erlösung bringt. Er kommt, um die Augen für die Blinden und die Ohren für die Tauben zu öffnen, um die Lahmen und Stummen zu heilen (vgl. 35,5-6). Erlösung wird allen angeboten, aber der Herr zeigt eine besondere Zärtlichkeit für die Verwundbarsten, die Schwächsten und die Ärmsten seines Volkes.
Aus den Worten des Antwortpsalms lernen wir, dass es andere verletzliche Menschen gibt, die einen besonders liebevollen Blick von Gott verdienen: die Unterdrückten, die Hungernden, die Gefangenen, die Fremden, die Waisenkinder und die Witwen (vgl. Ps 145,7-9). Sie sind die Bewohner der existentiellen Peripherien von gestern und heute.
Nicht Trompetenstöße oder militärische Triumphe
In Jesus Christus wird die rettende Liebe Gottes spürbar: ‚Blinde sehen wieder, und Lahme gehen; Aussätzige werden rein, und Taube hören; Tote stehen auf, und den Armen wird das Evangelium verkündet‘ (Mt 11,5). Das sind die Zeichen, die die Verwirklichung des Reiches Gottes begleiten. Nicht Trompetenstöße oder militärische Triumphe, nicht Urteile über Sünder und Verurteilungen, sondern Befreiung vom Bösen und die Botschaft von Barmherzigkeit und Frieden.
Auch in diesem Jahr bereiten wir uns darauf vor, das Geheimnis der Menschwerdung zu feiern, vom Emmanuel, dem „Gott mit uns“, der für sein Volk Wunder wirkt, besonders für die Kleinsten und Schwächsten. Diese Wunder sind die „Zeichen“ für die Gegenwart seines Königreichs. Und da es noch viele Bewohner der existentiellen Peripherien gibt, müssen wir den Herrn bitten, jedes Jahr das Wunder von Weihnachten zu erneuern und uns selbst als Werkzeuge seiner barmherzigen Liebe für die Geringsten anzubieten.
Der Reichtum der verschiedenen Traditionen
Um sich angemessen auf diese neue Ausgießung der Gnade vorzubereiten, bietet uns die Kirche die Zeit des Advents an, in der wir aufgerufen sind, die Erwartung in unseren Herzen zu wecken und unser Gebet zu intensivieren. Zu diesem Zweck haben die Teilkirchen im Reichtum der verschiedenen Traditionen eine Vielzahl von Andachtspraktiken eingeführt.
Auf den Philippinen gibt es seit Jahrhunderten eine Novene zur Vorbereitung auf das Weihnachtsfest namens Simbang-Gabi (Nachtmesse). Neun Tage lang versammeln sich die philippinischen Gläubigen im Morgengrauen in ihren Gemeinden zu einer besonderen Eucharistiefeier. In den letzten Jahrzehnten ist diese Hingabe dank philippinischer Migranten über die Landesgrenzen hinausgegangen und ist nun auch in vielen anderen Ländern verbreitet. Seit Jahren wird Simbang-Gabi auch in der Diözese Rom gefeiert, und heute feiern wir es gemeinsam hier, in der Peterskirche.
Sauerteig sein
Durch diese Feier wollen wir uns im Geiste des Wortes Gottes, das wir gehört haben, auf Weihnachten vorbereiten und bis zum endgültigen Kommen des Herrn beständig bleiben, wie es uns der Apostel Jakobus empfiehlt (vgl. Joh 5,7). Wir wollen uns verpflichten, die Liebe und Zärtlichkeit Gottes gegenüber allen, insbesondere den Geringsten, zu zeigen. Wir sind berufen, Sauerteig in einer Gesellschaft zu sein, die oft die Schönheit Gottes nicht mehr genießen und die Gnade seiner Gegenwart nicht mehr erleben kann.
Und ihr, liebe Brüder und Schwestern, die ihr euer Land auf der Suche nach einer besseren Zukunft verlassen habt, habt eine besondere Mission. Möge euer Glaube in den Pfarrgemeinden, zu denen Ihr heute gehört, „Sauerteig“ sein. Ich ermutige euch, die Möglichkeiten der Begegnung zu vervielfachen, um euren kulturellen und spirituellen Reichtum zu teilen, während ihr euch gleichzeitig durch die Erfahrungen anderer bereichern lasst. Wir alle sind eingeladen, gemeinsam jene Gemeinschaft in Vielfalt aufzubauen, die ein besonderes Merkmal des Reiches Gottes ist, das von Jesus Christus, dem menschgewordenen Gottessohn errichtet wurde. Wir alle sind aufgerufen, gemeinsam die Nächstenliebe gegenüber den Bewohnern der existentiellen Peripherien zu üben und unsere verschiedenen Gaben in den Dienst zu stellen, um die Zeichen der Gegenwart des Königreichs zu erneuern. Wir alle sind aufgerufen, gemeinsam das Evangelium, die Gute Nachricht des Heils, in allen Sprachen zu verkünden, um so viele Menschen wie möglich zu erreichen.
Möge das Heilige Kind, das wir anbeten wollen, in ärmliche Windeln gehüllt und in eine Krippe gelegt, Euch segnen und Euch die Kraft geben, Euer Zeugnis mit Freude weiterzutragen.
(vatican news – claudia kaminski)
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