Papst Franziskus beim Angelus: Gebote nicht nur halten, sondern leben
Den offiziellen Text werden Sie in ein paar Tagen auf der Homepage des Vatikans finden.
Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!
Das heutige Evangelium (vgl. Mt 5,17-37) ist der Bergpredigt entnommen und behandelt das Thema der Erfüllung des Gesetzes. Wie soll ich das Gesetz erfüllen, wie geht das? Jesus möchte seinen Zuhörern helfen, sich den Vorschriften der Moses gegebenen Gebote auf die rechte Weise zu nähern. Er ermahnt sie darum, Gott zur Verfügung zu stehen, der uns durch das Gesetz zu wahrer Freiheit und Verantwortung erzieht. Es geht darum, die Gebote als ein Werkzeug der Freiheit zu leben - vergessen wir das nicht: die Gebote als ein Werkzeug der Freiheit zu leben. Es hilft mir, freier zu leben. Nicht Sklave der Leidenschaften und der Sünde zu sein.
Denken wir an die Kriege! Denken wir daran, welche Folgen die Kriege haben. Denken wir an das Mädchen, das vorgestern in Syrien erfroren ist! So viel Unheil! Das alles ist eine Folge der Leidenschaften. Die Menschen, die Kriege führen, verstehen es nicht, ihre Leidenschaften zu bändigen... Wenn wir den Versuchungen und Leidenschaften nachgeben, sind wir nicht Herren und Protagonisten unseres eigenen Lebens, sondern wir werden unfähig, es mit Willen und Verantwortung zu bewältigen.
Die Rede Jesu ist in vier Antithesen gegliedert, die mit der Formel „Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist – ich aber sage euch“ ausgedrückt werden. Diese Antithesen beziehen sich auf ebenso viele Situationen des täglichen Lebens: Mord, Ehebruch, Scheidung, das Schwören eines Eids. Jesus hebt die Vorschriften zu diesen Punkten nicht auf, aber er erklärt ihre tiefere Bedeutung und zeigt den Geist, in dem sie beachtet werden müssen. Er ermutigt uns, von der formellen Einhaltung des Gesetzes zu einer substanziellen Einhaltung überzugehen und das Gesetz in unseren Herzen zu akzeptieren – denn das Herz ist das Zentrum der Absichten, Entscheidungen, Worte und Gesten eines jeden von uns. Aus dem Herzen kommen gute und schlechte Taten...
Geschwätz tötet
Wenn man das Gesetz Gottes im Herzen annimmt, versteht man, dass man, wenn man seinen Nächsten nicht liebt, sich selbst und andere gewissermaßen tötet: Denn Hass, Rivalität und Spaltung töten die geschwisterliche Nächstenliebe, die die Grundlage der zwischenmenschlichen Beziehungen bildet. Und das gilt auch für das, was ich vom Krieg gesagt habe, und für das Geschwätz - mit der Zunge kann man töten! Indem man das Gesetz Gottes in Ihrem Herzen akzeptiert, versteht man, dass die Wünsche gelenkt werden müssen, denn nicht alles, was man sich wünscht, kann man haben, und es ist nicht gut, egoistischen und besitzergreifenden Gefühlen nachzugeben. Wenn man das Gesetz Gottes in seinem Herzen akzeptiert, versteht man, dass man einen Lebensstil der gebrochenen Versprechen aufgeben und vom Verbot des Meineids zu der Entscheidung übergehen muss, überhaupt nicht zu schwören, indem man die Haltung der vollen Aufrichtigkeit gegenüber allen annimmt.
Mit der Gnade Gottes vermögen wir alles
Jesus ist sich bewusst, dass es nicht leicht ist, die Gebote in einer so tiefen und allumfassenden Weise zu leben. Deshalb bietet er uns die Hilfe seiner Liebe an: Er ist nicht nur in die Welt gekommen, um das Gesetz zu erfüllen, sondern auch, um uns seine Gnade zu schenken, damit wir Gottes Willen tun können, indem wir ihn und unsere Brüder und Schwestern lieben. Mit der Gnade Gottes vermögen wir alles - Heiligkeit ist nichts anderes, als diese Gnade des Herrn zu bewahren, die er uns gegeben hat. Es geht darum, ihm und der Gnade, die er uns gegeben hat, zu vertrauen und uns ihm anzuvertrauen. Die Hand, die er uns ständig reicht, zu ergreifen – damit unsere Bemühungen und unser notwendiges Engagement durch seine Hilfe, die voll der Güte und Barmherzigkeit ist, unterstützt werden können.
Heute bittet Jesus uns, auf dem Weg der Liebe, den er uns gezeigt hat und der vom Herzen ausgeht, voranzuschreiten. Das ist die Art und Weise, wie man als Christ leben kann. Möge die Jungfrau Maria uns helfen, dem von ihrem Sohn vorgezeichneten Weg zu folgen, um wahre Freude zu erreichen und überall Gerechtigkeit und Frieden zu verbreiten.
(vatican news – sk)
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