Aschermittwoch: Papst Franziskus beklagt „Staub der Weltlichkeit“ in der Kirche
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Nach einem Gebet in der nahegelegenen Benediktiner-Kirche Sant’Anselmo und einer Bußprozession über den Aventin-Hügel, bei der die Allerheiligen-Litanei gesungen wurde, ließ sich der Papst zum Zeichen der Buße das Aschenkreuz auflegen. Dabei sang die Schola die zerknirschten Worte Davids nach seiner Sünde mit Batseba aus Psalm 51: „Gott, sei mir gnädig nach deiner Huld, tilge meine Frevel nach deinem reichen Erbarmen!“
„Es gibt eine Menge Staub, der die Liebe beschmutzt und das Leben verunstaltet“, sagte Franziskus in seiner Predigt. „Wir haben zugelassen, dass sich auch in der Kirche, dem Haus Gottes, so viel Staub absetzen konnte, der Staub der Weltlichkeit.“
Das erinnerte in der Formulierung ein wenig an die bekannte Betrachtung von Kardinal Joseph Ratzinger, später Papst Benedikt, zum Kreuzweg am Kolosseum von 2005: „Wie viel Schmutz gibt es in der Kirche und gerade auch unter denen, die im Priestertum ihm ganz zugehören sollten? Wie viel Hochmut und Selbstherrlichkeit?“ Das hatte Ratzinger zur neunten Kreuzweg-Station geschrieben.
Ausgegangen war Franziskus in seiner Predigt von einer Deutung des Aschekreuzes. „Der Staub auf unseren Häuptern bringt uns zur Erde zurück, er erinnert uns daran, dass wir von der Erde kommen und zur Erde zurückkehren werden. Wir sind also schwach, zerbrechlich, sterblich. Im Laufe der Jahrhunderte und Jahrtausende geben wir ein kurzes Gastspiel, vor der Unermesslichkeit der Galaxien und des Weltraums sind wir winzig klein.“
Von Gott geliebter Staub
Doch immerhin, wir seien „der von Gott geliebte Staub“. „Kostbarer, zu ewigem Leben bestimmter Staub“. „Wir sind die Erde, über die Gott seinen Himmel ausgegossen hat“, formulierte der Papst einigermaßen poetisch, „der Staub, der seine Träume enthält“.
Die Fastenzeit sei „nicht die Zeit, nutzlose Moralismen über die Menschen zu ergießen“, fuhr der Papst dann fort. Stattdessen gehe es in diesen vierzig Tagen der Vorbereitung auf Ostern darum, neu zu spüren, „dass unsere erbärmliche Asche von Gott geliebt ist“.
Bürger des Himmels
„Dies ist eine Zeit der Gnade, damit wir Gottes liebevoll auf uns gerichteten Blick annehmen und unter diesem Blick unser Leben ändern. Wir sind in dieser Welt, um von der Asche zum Leben zu gelangen. Lasst uns also die Hoffnung nicht zerstäuben, lassen wir den Traum, den Gott von uns hat, nicht zu Asche werden. Lasst uns nicht in Resignation verfallen.“
In der Fastenzeit solle sich jeder Christ mit neuer Dringlichkeit fragen, wofür er eigentlich lebe. „Wenn ich nur lebe, um ein wenig Geld nach Hause zu bringen und Spaß zu haben, für ein wenig Ansehen, um ein bisschen Karriere zu machen, dann lebe ich von Staub… Dafür sind wir nicht in der Welt. Wir sind viel mehr wert, wir leben für viel mehr: um Gottes Traum zu verwirklichen, um zu lieben… Denn wir sind Bürger des Himmels und die Liebe zu Gott und zum Nächsten ist unser Reisepass für den Himmel, unser Ausweis.“
Kritisch sollten wir in den nächsten Wochen auf alles in unserem Leben und unserer Umgebung blicken, worauf sich Staub gelegt habe: in unseren Beziehungen, in der Familie, am Arbeitsplatz. „Schauen wir in uns selbst, in unsere Herzen: Wie oft ersticken wir Gottes Feuer mit der Asche der Heuchelei! … Wie viel Falschheit ist in unseren Herzen...“
Der Papst riet seinen Zuhörern, sich in der Fastenzeit immer wieder bewusst „vor den Gekreuzigten hinzustellen“ und zur Beichte zu gehen, um sich innerlich zu reinigen. „Lassen wir uns versöhnen, um als geliebte Kinder zu leben, als Sünder, denen vergeben wurde, als geheilte Kranke, als Wanderer, die auf ihrem Weg nicht alleine sind. Lassen wir uns lieben, um selbst zu lieben. Lassen wir uns aufhelfen, um auf das Ziel zuzugehen, auf Ostern. Wir werden mit Freude entdecken, dass Gott uns aus unserer Asche auferweckt.“
(vatican news - sk)
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