Corona: Franziskus stellt eine (geistliche) Exit-Strategie vor
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Stattdessen geht Papst Bergoglio die Sache geistlich an: „Freut euch“, habe der Auferstandene zu den Frauen, die ihn an seinem Grab suchten, gesagt (Mt 28,9). (Die neue Einheitsübersetzung fasst das etwas neutraler: „Seid gegrüßt!“) Der Auferstandene wolle „die Frauen und mit ihnen die ganze Menschheit zu einem neuen Leben auferwecken“.
Franziskus setzt auf Freude
Das Wort Freude ist ein Grundakkord dieses Pontifikats; es taucht im Titel vieler seiner Schreiben, etwa des programmatischen „Evangelii gaudium“ von 2013 auf. „Zur Freude einzuladen kann angesichts der schwerwiegenden Folgen des Covid-19 vielleicht provokant wirken, oder wie ein übler Witz“, so Franziskus. „Denn wie die ersten Jüngerinnen, die damals zum Grab Jesu gingen, leben wir derzeit in einer Atmosphäre des Schmerzes und der Unsicherheit.“ (Man beachte, wie selbstverständlich der Papst hier von „Jüngerinnen“ spricht.)
Von Angst nicht lähmen lassen
Die Angst etwa der alten Menschen in einsamer Quarantäne oder der Familien, die nichts mehr zu essen hätten, laste wie ein Grabstein auf den Menschen. Doch die Jüngerinnen hätten sich damals trotz ihrer Angst in Bewegung gesetzt, und wie sie sollten auch wir es heute halten. Dabei könnten wir feststellen, „wie viele Menschen schon früher unter der Pandemie der Ausschließung und der Gleichgültigkeit gelitten haben“.
Wie Jesus seien auch wir „nicht für den Tod, sondern für das Leben gesalbt“. Die Auferstehung des Herrn, „eine überschäumende Nachricht“, sei auch heute „die Quelle unserer Freude und Hoffnung, die unser Handeln verwandelt“. „Jedes Mal, wenn wir am Leiden des Herrn, am Leiden unserer Geschwister teilnehmen oder selbst Leid durchmachen, werden unsere Ohren die Nachricht von der Auferstehung hören“, so der Papst. „Wir sind nicht allein, der Herr geht uns auf unserem Weg voraus und räumt die Steine beiseite, die uns hindern.“
Wenn sich aus der Corona-Krise etwas lernen lasse, dann dies: „dass sich keiner alleine rettet“. „Die Grenzen werden durchlässig, und alle fundamentalistischen Reden lösen sich auf, wenn uns die fast unmerkliche Präsenz (des Virus) darauf hinweist, dass wir zerbrechlich sind.“ Der Ernst der Stunde verlange, dass konkrete Konsequenzen aus der Krise gezogen würden. Dazu brauche es „eine neue Vorstellungskraft“ und nicht nur „Realismus“. Es gehe letztlich „um eine nachhaltige und integrale Entwicklung der ganzen Menschheitsfamilie“.
Wandel und Einheit nötig
Der Papst fordert in dem Artikel einmal mehr die Entwicklung von „Antikörpern der Solidarität“, um die üblen Folgen der Pandemie abzufedern. Mit Fatalismus sei jetzt nicht gedient, stattdessen solle sich jeder als „Handwerker und Protagonist einer gemeinsamen Geschichte“ fühlen und entsprechend agieren. „Wir können es uns nicht erlauben, die jetzige und künftige Geschichte zu schreiben, wenn wir gleichzeitig dem Leiden so vieler Menschen den Rücken zudrehen… Wenn wir wie ein einziges Volk handeln, können wir auch angesichts anderer Epidemien, die uns bedrohen, eine echte Durchschlagskraft entwickeln.“
Mit den „anderen Epidemien“ meint Franziskus: Hungersnöte, Kriege, Waffenhandel, Raubbau an den natürlichen Ressourcen. Einer „Globalisierung der Gleichgültigkeit“ setzt er in dem Artikel einen Lebensstil der „Zivilisation der Liebe“ entgegen – damit macht er sich eine berühmte Formulierung des hl. Papstes Paul VI. zu eigen. „Die Zivilisation der Liebe wird täglich, in unermüdlicher Arbeit, aufgebaut. Sie setzt das Engagement aller voraus.“
(vatican news)
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