Wortlaut: Papst Franziskus bei seinem Mittagsgebet
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„Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!
Das Evangelium von diesem Sonntag, das vom Ostertag erzählt, legt uns die berühmte Episode von den zwei Emmausjüngern vor (vgl. Lk 24,13-35). Es ist eine Geschichte, die mit einem Unterwegs-Sein beginnt und endet. Sie erzählt nämlich vom Hinweg der Jünger, die – traurig über den Ausgang der Geschichte Jesu – Jerusalem verlassen und nach Hause zurückkehren, nach Emmaus, und das waren etwa elf Kilometer Fußmarsch. Der Gang wird tagsüber zurückgelegt, ein Großteil der Strecke führt bergab. Und dann ist da noch der Rückweg: nochmal elf Kilometer, doch dieses Mal bei Einbruch der Nacht, ein Teil der Strecke führt bergauf – und das nach dem ohnehin schon ermüdenden Hinweg.
Zwei Fußmärsche also: ein einfacher am Tag und ein mühsamer bei Nacht. Doch während der erste in einer Atmosphäre der Trauer stattfindet, ist der zweite voller Freude. Beim ersten geht der Herr neben ihnen, aber sie erkennen ihn nicht; beim zweiten sehen sie ihn nicht mehr, aber sie spüren, dass er in ihrer Nähe ist. Beim ersten sind sie entmutigt und hoffnungslos; beim zweiten können sie gar nicht schnell genug zu den anderen kommen, um ihnen die Frohe Botschaft von der Begegnung mit dem auferstandenen Jesus zu bringen.
Nicht immer um das eigene Ich kreisen
Die zwei unterschiedlichen Wege dieser ersten Jünger sagen uns – den Jüngern Jesu heute –, dass im Leben zwei entgegengesetzte Richtungen vor uns liegen: der Weg derer, die sich – wie diese beiden auf dem Hinweg – von den Enttäuschungen des Lebens lähmen lassen und traurig weitergehen; und der Weg jener, die nicht sich selbst und ihre Probleme an die erste Stelle setzen, sondern Jesus, der uns besucht, und die Brüder und Schwestern, die seinen Besuch erwarten... Und genau das ist der Wendepunkt: wenn man aufhört, immer nur um das eigene Ich, die Enttäuschungen der Vergangenheit, die nicht realisierten Ideale zu kreisen..., und stattdessen weitergeht mit dem Blick auf das, was die größte und wahrhaftigste Realität des Lebens ist: Jesus lebt, und er liebt mich. Das ist die größte Realität. Und ich kann etwas für die anderen tun: eine schöne, mutmachende Realität!
Die Kehrtwende erfolgt dann, wenn ich von den Gedanken, die nur um mich selber kreisen, zur Realität meines Gottes übergehe: also vom „wenn“ zum „ja“.,, Vom „wenn“: „...wenn er es nun war, der uns befreit hat; wenn mich Gott erhört hätte; wenn das Leben so verlaufen wäre, wie ich es wollte; wenn ich dieses oder jenes hätte...“. Lauter Klagen - das hilft nicht, uns nicht und den anderen nicht. Das ist nicht fruchtbar. Das sind unsere „Wenns“ – und die sind nicht viel anders als die der beiden Jünger. Aber sie gehen zum „Ja“ über: „Ja, der Herr lebt, er geht mit uns. Ja, wir machen uns jetzt – nicht morgen – auf den Weg, um es zu verkünden!“ Ja - ich kann dazu beitragen, dass die Menschen besser werden... von der Klage zur Freude und zum Frieden. Denn wenn wir klagen, dann sind wir nicht in der Freude, sondern in einer Grauzone der Traurigkeit, und das hilft nichts. Es lässt uns auch nicht wachsen...
Jesus zuhören
Diese Umkehr vom Ich zu Gott, vom Wenn zum Ja – wie konnte das bei den Jüngern passieren? Durch die Begegnung mit Jesus: Die Emmausjünger öffnen ihm zuerst ihr Herz; dann hören sie zu, wie er ihnen darlegt, was in der Schrift geschrieben steht; und schließlich laden sie ihn zu sich nach Hause ein. Das sind drei Schritte, die wir auch bei uns Zuhause tun können: erstens, unser Herz Jesus öffnen, ihm die Last, die Nöte, die Enttäuschungen unseres Lebens anvertrauen...; zweitens, Jesus zuhören, das Evangelium zur Hand nehmen, und gleich heute diesen Abschnitt hier lesen, Kapitel 24 des Lukasevangeliums; drittens, zu Jesus beten, mit den gleichen Worten wie die Jünger: „Herr, bleibe bei uns“ (V. 29): bei mir, bei uns allen, denn wir brauchen Dich, um den Weg zu finden.“ Ohne dich gibt es nur Nacht.
Wir werden zu dem, worauf wir zugehen
Liebe Brüder und Schwestern, im Leben sind wir immer unterwegs. Und wir werden zu dem, worauf wir zugehen. Wählen wir den Weg Gottes, nicht den Weg des Ichs; den Weg des „Ja“, nicht den Weg der „Wenns“. Und dann werden wir entdecken, dass es nicht Unerwartetes, keinen Aufstieg, keine Nacht gibt, der wir uns mit Jesus nicht stellen können. Möge uns die Muttergottes den Weg weisen; die Mutter des Weges, die durch ihre Annahme des Wortes ihr ganzes Leben zu einem einzigen „Ja“ zu Gott gemacht hat.
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Liebe Brüder und Schwestern,
gestern haben die Vereinten Nationen den Welt-Malaria-Tag begangen. Während wir die Coronavirus-Pandemie bekämpfen, müssen wir auch unsere Anstrengungen zur Prävention und Behandlung der Malaria fortsetzen, die Milliarden von Menschen in vielen Ländern bedroht. Ich bin allen Kranken nah; all jenen, die sie behandeln, und denen, die sich dafür einsetzen, dass jeder Mensch Zugang zu einer guten medizinischen Grundversorgung hat.
Ich richte auch ein Grußwort an alle, die heute in Polen am „Nationalen Bibeltag“ teilnehmen. Ich will noch einmal sagen, wie wichtig es ist, jeden Tag in der Bibel zu lesen. Und es in der Tasche mit uns zu nehmen...
In wenigen Tagen beginnt der Monat Mai, der in besonderer Weise der Jungfrau Maria gewidmet ist. Mit einem kurzen, gestern veröffentlichten Brief habe ich alle Gläubigen eingeladen, in diesem Monat den Rosenkranz zu beten (allein oder in der Familie), zusammen mit zwei Gebeten, die ich allen zur Verfügung gestellt habe. Maria, unsere Mutter, wird uns helfen, der Zeit der Prüfung, die wir durchmachen, mit mehr Glauben und Hoffnung zu begegnen.
Ich wünsche allen einen schönen Sonntag. Bitte vergesst nicht, für mich zu beten. Gesegnete Mahlzeit und auf Wiedersehen!
(vatican news – skr/sk)
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