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Generalaudienz: Papst beginnt Katechesen-Reihe über das Gebet

Er macht’s wie Benedikt: Auch Papst Franziskus will in einer eigenen Katechesen-Reihe bei seiner Generalaudienz über das Thema Gebet nachdenken. Der argentinische Papst startete die neue Reihe an diesem Mittwoch.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Und gleich in der ersten Folge wurde ein charakteristischer Unterschied zu seinem Vorgänger Benedikt XVI. deutlich: Der deutsche Papst hatte vor ziemlich genau neun Jahren, Anfang Mai 2001, mit einem Überblick über das Beten bei nichtchristlichen Völkern der Antike eingesetzt. Franziskus hingegen begann – mit einer Geschichte. Einer Geschichte über seinen Lieblingsbettler.

„Denken wir an die Geschichte des Bartimäus, einer Gestalt aus dem Evangelium, die mir – wie ich gestehen muss – besonders sympathisch ist (vgl. Mk 10,46-52 und par.). Er war blind und saß bettelnd am Straßenrand seiner Stadt, Jericho. Er ist keine anonyme Gestalt, er hat ein Gesicht und einen Namen: Bartimäus, was soviel heißt wie: Sohn des Timäus.“

Gebet darf auch mal lästig sein

Dieser Bartimäus nun habe Jesus lauthals angerufen und ihn gebeten, ihn zu heilen – so insistent, dass es den Umstehenden lästig geworden sei.

„Doch Bartimäus lässt sich nicht zum Schweigen bringen – im Gegenteil, er ruft nur noch lauter: Sohn Davids, Jesus, hab Erbarmen mit mir! (v. 47). Dieser so schöne Ruf derer, die an die Tür Gottes klopfen. (…) Dieser Ausdruck: Sohn Davids, ist sehr wichtig, weil er Messias bedeutet. Das, was da aus dem Mund dieses von allen verachteten Mannes kommt, ist ein Bekenntnis seines Glaubens.“

Vatikanischer Stuhlkreis
Vatikanischer Stuhlkreis

Das Gebet erwächst der Erde...

Jesus habe den Ruf des Blinden gehört und sich davon anrühren lassen, so Papst Franziskus. Und er machte, indem er die Heilung des Bartimäus nacherzählte, deutlich, wie eng das Gebet mit dem Glauben verbunden ist.

„Jesus sagt zu ihm: Geh! Dein Glaube hat dich gerettet (V. 52). Er sieht die Kraft des Glaubens, die dieser arme, hilflose und verachtete Mann besitzt und die Gottes Erbarmen und Kraft auf sich zieht. Glauben bedeutet, zwei erhobene Hände und eine Stimme zu haben, die ruft, um das Geschenk des Heils zu erflehen. „Die Demut ist die Grundlage des Betens“, heißt es im Katechismus (Katechismus der Katholischen Kirche, 2559). Das Gebet erwächst der Erde, dem Humus, von dem sich das italienische Wort „umiltà“ – Demut, demütig – ableitet; es kommt aus dem Wissen um unsere Unzulänglichkeit, aus unserer ständigen Sehnsucht nach Gott (vgl. ebd., 2560-2561).“

Franziskus bei seiner Rede
Franziskus bei seiner Rede

Glaube ist ein Aufbegehren

Glaube sei also „ein Ruf“, so Franziskus: Eine sehr bündige Definition. Seine erste Enzyklika hat Franziskus 2013 über den Glauben geschrieben – unter Verwertung von Material seines Vorgängers Benedikt.

„Der Glaube ist ein Aufbegehren gegen einen schmerzlichen Zustand, dessen Grund wir nicht verstehen; wo der Glaube fehlt, wird eine Situation erduldet, an die wir uns angepasst haben. Der Glaube ist die Hoffnung, gerettet zu werden; wo der Glaube fehlt, hat man sich an das Böse gewöhnt, das uns versklavt, und macht so weiter.“

Live-Stream in die Außenwelt
Live-Stream in die Außenwelt

Eine Stimme in uns fragt nach dem Sinn unseres Lebens

Eigentlich sei mit dieser Gestalt des Bartimäus „schon alles gesagt“, so Papst Franziskus. Gebet sei beharrlich, auch lästig, so wie das Flehen dieses Bettlers an der Straße von Jericho. An anderer Stelle hat Franziskus das Gebet auch schon mal mit dem Feilschen orientalischer Teppichhändler verglichen.

„Im Herzen des Menschen gibt es eine Stimme, die Gott anruft – wir alle haben diese Stimme in unserem Innern – und sich auch von den beharrlichsten Einwänden nicht zum Schweigen bringen lässt. Eine Stimme, die spontan ertönt, ohne dass es ihr jemand befiehlt, eine Stimme, die nach dem Sinn unseres irdischen Lebensweges fragt, besonders dann, wenn uns Dunkelheit umgibt: „Jesus, hab Erbarmen mit mir! Jesus, erbarme dich meiner!“. Ein schönes Gebet.“

Der Papst spricht über seinen Lieblingsbettler
Der Papst spricht über seinen Lieblingsbettler

Menschen sind Gottesbettler

Diese Worte seien eigentlich „der gesamten Schöpfung eingeschrieben“, sinnierte der Papst. Nicht nur andere Religionen, ja „alle Männer und Frauen“ beteten, sondern Gottes ganze Schöpfung kenne „den Ruf des Gebets“.

„Und wie oft haben Künstler diesen stillen Schrei interpretiert, der aus jedem Geschöpf aufsteigt, vor allem aus den Herzen des Menschen, denn „der Mensch ist vor Gott ein Bettler“ (vgl. KKK, 2559). Eine schöne Definition des Menschen: Gottesbettler!“

Benedikt XVI. beim Gebet im früheren KZ Auschwitz
Benedikt XVI. beim Gebet im früheren KZ Auschwitz

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Die Katechesen von Benedikt XVI. über das Gebet, die wir eingangs erwähnten, gibt es bei uns übrigens auf CD. Gegen einen Unkostenbeitrag schicken wir Ihnen die Doppel-CD Beten mit Benedikt gerne zu; eine Mail an cd@radiovatikan.de genügt. Bitte geben Sie die Bestellnummer 287 an.

Die Katechesen von Papst Franziskus werden wir nach ihrem Abschluss - wann genau, ist noch nicht abzusehen, ebenfalls zu einer Radio-Akademie machen und auf CD anbieten.

(vatican news)

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06. Mai 2020, 10:43