Im Wortlaut: Papst Franziskus Katechese beim Angelus

Wir präsentieren hier die Katechese von Papst Franziskus beim Angelusgebet von diesem Sonntag in einer Arbeitsübersetzung.

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Der Evangeliumsabschnitt dieses Sonntags (vgl. Mt 11,25-30) gliedert sich in drei Teile: zuerst richtet Jesus einen Hymnus des Segens und der Danksagung an den Vater, denn er hat den Armen und Einfachen die Geheimnisse des Himmelreiches offenbart; dann offenbart er die innige und einzigartige Beziehung zwischen Ihm und dem Vater; und schließlich lädt er uns ein, zu Ihm zu gehen und ihm zu folgen, um Ruhe zu finden.

Zunächst lobt Jesus den Vater, weil er die Geheimnisse seines Reiches, seiner Wahrheit, „vor den Weisen und Klugen" verborgen hat (V. 25). Er nennt sie so mit einem Hauch von Ironie, denn sie maßen sich an, Weise und Kluge zu sein und haben so oft ein verschlossenes Herz. Denn die Weisheit kommt auch aus dem Herzen. Es reicht nicht nur, Ideen zu verstehen - die wahre Weisheit kommt aus dem Herzen. Wenn Du viel weißt und aber ein verschlossenes Herz hast, dann bist du nicht weise. Die Geheimnisse seines Vaters, sagt Jesus, offenbaren sich den  „Unmündigen", d.h. denjenigen, die sich vertrauensvoll seinem Wort des Heils öffnen, das Herz öffnen, das Bedürfnis nach Ihm spüren und alles von Ihm erwarten. Das offene Herz ist voll Vertrauen zum Herrn.

Dann erklärt Jesus, dass er alles vom Vater erhalten hat. Er nennt ihn  „mein Vater", um die Einzigartigkeit seiner Beziehung zu Ihm zu bekräftigen. In der Tat gibt es nur zwischen dem Sohn und dem Vater eine völlige Gegenseitigkeit: der eine kennt den anderen, der eine lebt im anderen. Aber diese einzigartige Gemeinschaft ist wie eine erblühende Blume, die ihre Schönheit und Güte unentgeltlich offenbart. Und hier ist also die Einladung Jesu: „Kommt alle zu mir..." (v. 28). Er will geben, was er vom Vater erlangt. Er möchte uns die Wahrheit geben. Die Wahrheit Jesu ist immer unentgeltlich, ein Geschenk. Der Heilige Geist ist die Wahrheit.

So wie der Vater eine Vorliebe für die  „Unmündigen" (Kleinen) hat, so wendet sich auch Jesus denen zu, die  „mühselig und beladen" sind. In der Tat stellt er sich selbst zu ihnen, denn Er ist der, der „gütig und von Herzen demütig" ist (V. 29); so sagt er es von sich selbt, wie in der ersten und dritten Seligpreisung, die der Demütigen oder Armen im Geiste (vor Gott); und die der Sanftmütigen (vgl. Mt 5,3.5). Jesus lebt gütig und demütig. Er ist nicht etwa ein Opfer, sondern er ist ein Mann, der völlig für die Liebe des Vaters, für den Heiligen Geist, lebt. Er ist das Vorbild der „Armen vor Gott" und all der anderen  „Seligen" des Evangeliums, die den Willen Gottes tun und sein Reich bezeugen. Und dann sagt Jesus, wenn wir zu ihm gehen, werden wir Erquickung finden.

Die  „Erquickung", die Christus den Mühseligen und Beladenen bietet, ist nicht eine nur psychologische Erleichterung oder großzügiges Almosen, sondern die Freude der Armen, evangelisiert zu werden und Baumeister der neuen Menschheit zu sein. Das ist die Erleichterung, die Freude, die Jesus uns gibt, und dies ist einzigartig. Es ist eine Botschaft für uns alle, für alle Menschen guten Willens, die Jesus auch heute noch an alle richtet, in einer Welt, die diejenigen erhöht, die sich zu Reichen und Mächtigen machen, ganz gleich mit welchen Mitteln, und manchmal die menschliche Person und ihre Würde mit Füßen treten. Das sehen wir täglich: arme Menschen, am Boden. Und es ist eine Botschaft für die Kirche, die aufgerufen ist, Werke der Barmherzigkeit zu leben und die Armen zu evangelisieren.

Maria, die demütigste und höchste aller Kreaturen, möge uns von Gott die Weisheit des Herzens erflehen, damit wir Seine Zeichen in unserem Leben erkennen und an jenen Geheimnissen teilhaben können, die, verborgen vor den Stolzen, den Demütigen offenbart werden.

(vatican news)

 

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05. Juli 2020, 12:13