Papst bei Generalaudienz: Die Güter der Erde teilen
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
„Die Pandemie hat soziale Probleme aufgezeigt und verschärft, vor allem das der Ungleichheit“, leitete der Papst seine Überlegungen ein. Die Symptome dieser Ungleichheit legten eine soziale Krankheit bloß: „Ein Virus, das von einer kranken Wirtschaft herrührt, Frucht eines ungerechten Wirtschaftswachstums ist, das grundlegende menschliche Werte missachtet,“ führte Franziskus aus.
Und dieses Wirtschaftsmodell interessiere sich auch nicht für den Schaden, der unserem gemeinsamen Haus zugefügt werde. „Wir stehen kurz davor, die Belastbarkeit unseres wunderbaren Planeten auszureizen, und das hat schwerwiegende, nicht wieder gutzumachende Folgen: den Verlust der Biodiversität und den Klimawandel, den Anstieg des Meeresspiegels und die Zerstörung der Tropenwälder,“ betonte Franziskus. Soziale Ungleichheit und Umweltzerstörung gingen miteinander einher, hätten dieselbe Wurzel: die Sünde, unsere Brüder und Schwestern, die Natur, ja Gott selbst besitzen und beherrschen zu wollen. Aber das entspreche nicht dem Schöpfungsplan.
Gott habe die Erde und ihre Güter der Menschheit zur gemeinsamen Verwaltung anvertraut. Doch das sei keinesfalls ein „Freischein”, mit der Erde tun und lassen zu können, was wir wollen“, warnte der Papst und verwies auf die „Beziehung verantwortlicher Wechselseitigkeit“: „Die Schöpfung impliziert ein Nehmen und ein Geben. Jede Gemeinschaft darf von der Erde das nehmen, was sie zu ihrem Überleben braucht, hat aber auch die Pflicht, sie zu schützen.“
Dass einige wenige sehr Reiche mehr besäßen als der Rest der Menschheit sei schlichtweg „ein himmelschreiendes Unrecht“, so Franziskus weiter. „Der Besitz eines Gutes macht dessen Eigentümer nämlich zu einem Verwalter im Dienst der Vorsehung: er soll es nutzen und den daraus erwachsenden Ertrag mit anderen teilen.“ Nicht umsonst sei die allgemeine Bestimmung der Güter eine „goldene Regel des sozialen Verhaltens und das Grundprinzip der ganzen sozialethischen Ordnung,“ zitierte Franziskus den heiligen Johannes Paul II.
Wie oft würden wir vergessen, dass wir „nach dem Bild Gottes geschaffen, soziale Wesen sind, kreativ und solidarisch, mit einer immensen Fähigkeit zu lieben,“ beklagte Franziskus und warnte:„Wenn die Besessenheit mit Besitz und Macht Millionen von Menschen den Zugang zum Lebensnotwendigen verwehrt; wenn die wirtschaftliche und technologische Ungleichheit so groß ist, dass sie das soziale Netz zerreißt, und die Abhängigkeit von einem grenzenlosen materiellen Wachstum unser gemeinsames Haus gefährdet, können wir nicht tatenlos zusehen.“
Von den ersten Christen Teilen lernen
Abschließend gab Franziskus dem Wunsch Ausdruck, wir mögen von den ersten Christen lernen und unsere Sendung als Jünger Christi annehmen, der alles mit uns geteilt hat: „Wenn wir uns der Güter annehmen, die uns der Schöpfer gegeben hat, wenn wir das, was wir besitzen, mit anderen teilen, damit kein Bedürftiger mehr darben muss, dann können wir wahrhaft Hoffnung wecken und wieder eine gesündere und gerechtere Welt aufbauen.“
In seinem Grußwort an die deutschsprachigen Gläubigen sagte der Papst : „Versuchen wir den Individualismus dieser Zeit zu überwinden. Viele arme, kranke, und alleingelassene Menschen brauchen unsere Hilfe."
(vatican news - skr)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.