Franziskus: „Es gibt keine Ökologie ohne Gerechtigkeit“
Mario Galgano – Vatikanstadt
Der Zwang zum Konsum, ohne den Blick auf den Skandal der Verschwendung und des Abfalls zu haben, sei eine Sünde, die der Umwelt und die Menschen, die in ihr leben, aufwühlt und zerstört. Daran erinnerte der Papst an diesem Samstag bei der Privataudienz für die Vertreter der so genannten Laudato-Si-Gemeinschaften. Es gibt in Italien rund 60 „Gemeinschaften“, die der Bewegung angehören. Ihr Ziel: Die Anliegen des Papstes zur gegenwärtigen Umweltsituation zu verbreiten.
Es sei falsch, nicht nach Lösungen zu suchen, so wie es der barmherzige Samariter getan habe, sagte der Papst den mehr als 200 Teilnehmern der Audienz. Der Samariter habe „sich um den unglücklichen Mann kümmert, den er nicht einmal kennt“. Der Papst wiederholte dann wichtige Konzepte noch einmal für diejenigen, die sich dafür entschieden hätten, die Grundsätze seiner Enzyklika Laudato si zu vertiefen und danach zu leben. Es gehe um das Prinzip der „integralen – also ganzheitlichen – Ökologie“. Dies müsse man anstreben und danach handeln.
„Wir müssen heute für das Morgen aller arbeiten. Die Jugend und die Armen werden von uns Rechenschaft verlangen. Das ist unsere Herausforderung. Ich will dafür einen Satz des Märtyrertheologen Dietrich Bonhoeffer nehmen: Unsere Herausforderung heute ist nicht, wie wir über die Runden kommen, wie wir hier herauskommen; unsere eigentliche Herausforderung ist, wie wird das Leben der nächsten Generation sein. Darüber müssen wir nachdenken!“
Kontemplation und Mitgefühl
Franziskus nannte zwei Schlüsselworte der ganzheitlichen Ökologie und zwar Kontemplation und Mitgefühl:
„Kontemplation, also Betrachtung: Heute wird die Natur um uns herum nicht mehr bewundert, sondern ,verschlungen´. Wir sind gefräßig geworden, abhängig von Gewinn und Ergebnissen, und zwar sofort und um jeden Preis. Der Blick auf die Realität wird immer schneller, flüchtiger, oberflächlicher, während in kurzer Zeit die Nachrichten und Wälder verbrannt werden. Konsumkrank hetzen wir uns ab nach der letzten ,App´, aber die Namen unserer Nachbarn kennen wir nicht mehr, geschweige denn, dass wir einen Baum von einem anderen unterscheiden können. Und, was noch schlimmer ist, mit dieser Lebensweise büßt man seine Wurzeln ein, man verliert die Dankbarkeit für das, was da ist, und für diejenigen, die es uns geschenkt haben.“
Damit man nicht vergesse, müsse man deshalb zur Kontemplation zurückkehren, so der Ratschlag des Papstes. Um sich nicht von tausend unnützen Dingen ablenken zu lassen, müsse man die Stille finden, auch wenn das nicht leicht sei.
Von der Gefangenschaft des Mobiltelefons befreien
„Man muss sich zum Beispiel aus der Gefangenschaft des Mobiltelefons befreien, um in die Augen derer schauen, die neben uns stehen, und in die Augen der Schöpfung, die uns geschenkt wurde.“
Dann sprach er über das zweite Stichwort - Mitgefühl. Da gehe es um die Überwindung der Gleichgültigkeit:
„Gleichgültigkeit ist - lassen Sie mich das etwas umgangssprachliche Wort benützen - Wurstigkeit, die ins Herz, in die Mentalität eindringt und die mit einem ,Jeder schaut für sich´ endet. Mitgefühl ist das Gegenteil von Gleichgültigkeit.“
Man solle sich deshalb nicht als Zuschauer zufrieden geben und stattdessen aktiv daran arbeiten, eine bessere Welt für die Zukunft mitaufzubauen, schloss Franziskus seine Rede.
(vatican news)
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