Papst Franziskus beim Angelusgebet Papst Franziskus beim Angelusgebet 

Papst: Kein Fassaden-Glaube, sondern echte Umkehr

Der Papst hat sich erneut gegen eine Frömmigkeit gewandt, die allein „Fassade“ und hohle Form ist. Unser Glaube solle vielmehr mit Buße, echter Umkehr sowie der „Reinigung von moralischen Verkrustungen“ täglich neu belebt werden, formulierte Franziskus beim Angelus-Gebet auf dem Petersplatz an diesem Sonntag.

In seiner Katechese ging Franziskus vom Gleichnis Jesu von den beiden Söhnen aus, von dem das Matthäusevangelium erzählt (vgl. 21,28-32). Auf die Einladung des Vaters, in den Weinberg zu gehen und dort zu arbeiten, hatte der erste Sohn impulsiv mit „Nein“ geantwortet. Er bereute es dann aber und ging doch. Der zweite Sohn, der sofort mit „Ja“ antwortete, tat es dagegen nicht wirklich.

Echte Umkehr statt leere Gewohnheit

Jesus habe sich mit diesem Gleichnis gegen einen Glauben gewandt, der allein „als äußere und gewohnheitsmäßige Praxis verstanden wird, der das Leben und die Einstellungen der Menschen nicht beeinflusst - eine oberflächliche Religiosität, allein ein Ritual im schlechten Wortsinn", kommentierte der Papst. Gehorsam bestehe nicht darin, „ja“ oder „nein“ zu sagen, sondern den Weinberg zu pflegen und das Reich Gottes zu verwirklichen, nahm er auf die Erzählung Bezug.

Hier zum Nachhören

Eine „Frömmigkeit, die das menschliche Leben nicht einbezieht, die das Gewissen und seine Verantwortung gegenüber Gut und Böse nicht in Frage stellt“, habe Jesus abgelehnt, so Franziskus: „Die Vertreter dieser ,Fassaden‘-Religiosität, die Jesus missbilligt, sind die Hohenpriester und die Ältesten des Volkes, die nach der Ermahnung des Herrn im Reich Gottes von Zöllnern und Prostituierten überholt werden (vgl. V.28 und 31)“.

Überholt würden sie gleichwohl nicht, weil Jesus Zöllner und Prostituierte als Lebensmodelle habe ausweisen wollen, präzisierte der Papst. Vielmehr habe er sie als „Privilegierte der Gnade“ beschreiben wollen, einer Gnade, „die Gott jedem anbietet, der sich ihm öffnet und sich zu ihm bekehrt“, so Franziskus. Denn „tatsächlich taten diese Menschen, die seinen Predigten zuhörten, Buße und änderten ihr Leben“.

Freiheit, Fehler zu machen

Gott sei „geduldig mit uns“, er gebe auch nach unserem „Nein“ nicht auf: „Er lässt uns die Freiheit, uns von ihm zu entfernen und Fehler zu machen. Aber Er wartet sehnsüchtig auf unser „Ja“, um uns wieder in Seine väterlichen Arme aufzunehmen und uns mit Seiner grenzenlosen Barmherzigkeit zu erfüllen“. Dies verlange uns eine tägliche Entscheidung ab, fuhr Franziskus fort, der das Gewissen des Gläubigen an dieser Stelle betonte.

Gut oder Böse? Wahrheit oder Lüge? Nächstenliebe oder Egoismus? – Diese Fragen müssten wir beantworten und „diejenigen, welche sich zu dieser Entscheidung bekehren, nachdem sie die Sünde erlebt haben, werden die ersten Plätze im Himmelreich finden, wo es für einen Sünder, der sich bekehrt, mehr Freude gibt als für neunundneunzig gerechte Sünder…“, unterstrich der Papst (vgl. Lk 15,7).

Reinigung von moralischen Verkrustungen

Ohne Schmerz und Opfer gehe eine solche Bekehrung kaum einher, ergänzte der Papst, christliches Leben sei keine „schöne Sehnsucht“, sondern bedeute „konkrete Verpflichtung“ und „Reinigung von moralischen Verkrustungen“, führte Franziskus aus:

"Es ist ein Prozess, der uns von moralischen Verkrustungen reinigt, und manchmal ist es ein schmerzhafter Prozess, denn es gibt keinen Weg zur Heiligkeit ohne eine gewisse Entsagung und ohne geistlichen Kampf - für das Gute kämpfen, um nicht in Versuchung zu geraten, unsererseits zu tun, was wir können, um zu einem Leben in Frieden und in der Freude der Seligpreisungen zu gelangen. (...) Doch selbst die kleinste konkrete Verpflichtung kann nicht ohne Gnade geschehen. Bekehrung ist eine Gnade, um die wir immer bitten müssen: ,Herr, gib mir die Gnade, mich zu bessern. Gib mir die Gnade, ein guter Christ zu sein. (...) Möge die Jungfrau Maria uns helfen, dem Wirken des Heiligen Geistes gefügig zu sein. Er ist derjenige, der die Härte der Herzen schmelzen lässt und sie zur Buße bewegt, um das von Jesus verheißene Leben und Heil zu erlangen.“

(vatican news – pr)
 

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27. September 2020, 12:16