Enzyklika: Was ist das?
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Seit den frühesten Zeiten des Christentums gibt es Enzykliken; als die erste kann man das Dekret des berühmten Apostelkonzils in Jerusalem im Jahr 50 n.Chr ansehen, von dem die Apostelgeschichte erzählt (Apg 15,22-31).
Im heutigen Sprachgebrauch als hohe päpstliche Lehräußerung taucht das Wort Enzyklika aber Ende 1740 das erste Mal auf: „Epistola encyclica … ad omnes episcopos“), ein Rundbrief von Benedikt XIV. über die Pflichten der Bischöfe.
Die Anfangsworte sind der Titel
Päpstliche Enzykliken sind Dokumente, die sich nicht an Einzelpersonen oder eine bestimmte Gemeinschaft richten, sondern an die Bischöfe und den Klerus insgesamt. Auch weitere Adressaten sind denkbar; seit Johannes XXIII. waren Enzykliken meist generell „an alle Menschen guten Willens“ gerichtet. Franziskus hat diese Formel wieder fallengelassen.
In einer Enzyklika äußert sich der Papst in der Regel zu wichtigen theologischen, ethischen oder – wie im Fall von „Fratelli tutti“ – sozialen Themen. Die Anfangsworte gelten als Titel des ganzen Rundschreibens.
Die großen und die kleinen Enzykliken
Seit Mitte des 18. Jahrhunderts hat es mehrere hundert Enzykliken gegeben. Zu den bekanntesten zählen „Rerum novarum“ (Leo XIII., erste Sozialenzyklika, 1891) „Pacem in terris“ (Johannes XXIII., 1963, über den Weltfrieden), „Humanae vitae“ (Paul VI., 1968), „Evangelium vitae“ (Johannes Paul II., 1995) und „Deus caritas est“ (2005, Benedikt XVI.). Gute Chancen, unter die „großen“ Enzykliken der Neuzeit einzugehen, hat auch die erste Enzyklika „Laudato si'“ von Papst Franziskus (2015), in der erstmals ein Papst die Umweltproblematik eng mit sozialen Problematiken verflochten und damit weltweit große Aufmerksamkeit erfahren hat.
Neben den Enzykliken, die sich an einen großen Empfängerkreis richten, gibt es übrigens noch eine kleinere Enzyklika-Form. Mit ihr richtet sich ein Papst an eine Ortskirche. Bekanntestes Beispiel dafür ist „Mit brennender Sorge“ von 1937 – ein Schreiben von Pius XI. an die Katholiken in Deutschland, in dem er die Ideologie des Nationalsozialismus verurteilte.
(vatican news)
Der Artikel stützt sich maßgeblich auf das Vatikan-Lexikon, Hrsg. Niccolò del Re, Augsburg 1998.
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