Die Enzyklika wird der römischen Presse vorgestellt Die Enzyklika wird der römischen Presse vorgestellt 

Kardinal Parolin würdigt neue Enzyklika

„Wer die Enzyklika durchblättert, fühlt einen Appell an unsere individuelle und kollektive Verantwortung“: Das sagte der engste Mitarbeiter von Papst Franziskus, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, am Sonntag bei der Vorstellung des Textes vor Journalisten.

Stefan von Kempis - Vatikanstadt

„Die Enzyklika beschränkt sich nicht darauf, Geschwisterlichkeit als Mittel oder als Wunschbild zu betrachten. Sie zeichnet die Umrisse einer Kultur der Geschwisterlichkeit, die es in den internationalen Beziehungen umzusetzen gilt... Geschwisterlichkeit ist dabei weniger eine Tendenz oder eine Mode, sondern zeigt sich eher im konkreten Handeln.“

„Fratelli tutti“ fordere eine immer engere Zusammenarbeit der Staaten, den Primat der Regeln – vor allem aber, den Dialog nicht als Betäubungsmittel oder Flickschusterei zu betrachten, sondern als „Waffe“, so Kardinal Parolin.

Dialog als Waffe

„Die Waffen und der Krieg zerstören menschliche Leben, die Umwelt, die Hoffnung; der Dialog hingegen zerstört die Barrieren im Kopf und im Geist, öffnet Räume für die Vergebung, fördert die Versöhnung… Mutiger, geduldiger Dialog macht nicht solche Schlagzeilen wie Zusammenstöße und Konflikte. Aber er verhilft - so heißt es in der Enzyklika – der Welt zu einem besseren Leben.“

Auf der heutigen internationalen Bühne dächten viele Staaten nur an ihre eigenen Interessen, kritisierte Parolin. Oft werde so getan, als sei alles erlaubt, was nicht ausdrücklich verboten sei. „Fratelli tutti“ stemme sich dagegen, betone den Wert der Diplomatie, halte am Grundsatz fest, dass Verträge einzuhalten seien. In einer „Weltgesellschaft, in der Ideen und Entscheidungen immer fragmentierter werden“, sei der Multilateralismus wichtiger denn je.

Fratelli tutti unterm Arm: Kardinal Parolin vor der Presse
Fratelli tutti unterm Arm: Kardinal Parolin vor der Presse

Auch ein Muslim-Gelehrter lobt den Papst-Text

Außer Kardinal Parolin würdigten am Sonntagmorgen noch weitere Redner (sowie eine Rednerin) das neue päpstliche Lehrschreiben. Auch ein Muslim ergriff das Wort: der Sharia-Gelehrte Mohamed Mahmoud Abdel Salam. Er ist Generalsekretär des „Hohen Komitees für menschliche Geschwisterlichkeit“, das die Botschaft des interreligiösen Dokuments von Abu Dhabi von 2019 weitertragen soll.

„Als islamischer Rechtsexperte stelle ich fest, dass ich voll und ganz einverstanden mit dem Papst bin. Ich teile jedes Wort, das er in der Enzyklika zum Thema Geschwisterlichkeit schreibt!“

(vatican news - sk)

 

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04. Oktober 2020, 12:17