Im Wortlaut: Franziskus beim Angelus am 11. Oktober
Die offizielle Übersetzung mit den spontanen Einschüben des Papstes finden Sie demnächst auf der Vatikan-Website.
Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!
Mit der Erzählung des Gleichnisses vom Hochzeitsmahl des heutigen Evangelien-Abschnitts (vgl. Mt 22,1-14) umreißt Jesus den Plan, den Gott für die Menschheit erdacht hat. Der König, „der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtete“ (V.2), ist das Bild des Vaters, der für die ganze Menschheitsfamilie ein wunderbares Fest der Liebe und der Gemeinschaft um seinen eingeborenen Sohn vorbereitet hat. Ganze zwei Male schickt der König seine Diener, um die Eingeladenen zu rufen, aber sie weigern sich, weil sie an andere Dinge zu denken haben: die Äcker und die Geschäfte.
Auch wir ziehen oft unsere Interessen und materiellen Dinge dem Herrn vor, der uns ruft. Doch der König des Gleichnisses will nicht, dass der Saal leer bleibt, denn er will die Schätze seines Reiches (ver-)schenken. So sagt er zu den Dienern: „Geht also an die Kreuzungen der Straßen und ladet alle, die ihr trefft, zur Hochzeit ein“ (v.9). So verhält sich Gott: Wenn er abgelehnt wird, dann beginnt er neu, anstatt sich zu ergeben, und ruft dazu auf, jeden und jede, die an den Wegkreuzungen stehen, einzuladen, ohne jemanden auszuschließen.
Der ursprüngliche Begriff, den der Evangelist Matthäus verwendet, bezieht sich auf die Enden der Straßen, d.h. auf die Orte, an denen die städtischen Straßen enden und die Pfade beginnen, die in die Landschaft außerhalb der bewohnten Gebiete führen, in denen das Leben prekär ist. An diese Menschheit der Wegkreuzungen schickt der König im Gleichnis seine Diener, in der Gewissheit, Menschen zu finden, die bereit sind, sich an den Tisch zu setzen. So füllt sich der Bankettsaal mit den "Ausgeschlossenen", mit jenen, die nie als würdig schienen, an einer Feier, einem Hochzeitsbankett, teilzunehmen.
Die Kirche ist aufgerufen, zu den Wegkreuzungen von heute zu gehen, d.h. an die geographischen und existenziellen Ränder der Menschheit, an die Orte an den Rändern, zu den Situationen, in denen Menschen dichtgedrängt hausen und Bruchstücke des Menschseins ohne Hoffnung leben. Es geht darum, es sich nicht auf den bequemen und gewohnten Wegen der Evangelisierung und des Zeugnisses der Nächstenliebe einzurichten, sondern die Türen unseres Herzens und unserer Gemeinschaften für alle zu öffnen, denn das Evangelium ist nicht wenigen Auserwählten vorbehalten. Auch jene, die am Rand stehen, jene, die die Gesellschaft ablehnt und verachtet: Auch sie erachtet Gott als seiner Liebe würdig. Er bereitet sein Festmahl für alle vor: Gerechte und Sünder, Gute und Böse, Intelligente und Ungebildete.
Er stellt jedoch eine Bedingung: das Hochzeitskleid zu tragen. Und so kehren wir zum Gleichnis zurück. Als der Saal voll ist, kommt der König und begrüßt die Gäste der letzten Stunde, aber er sieht einen von ihnen ohne das Hochzeitskleid, jene Art Umhang, den jeder Gast am Eingang als Geschenk erhalten hat. Dieser, der das unentgeltliche Geschenk verweigert hat, hat sich selbst ausgeschlossen: der König kann daher nichts Anderes tun, als ihn hinauszuwerfen. Dieser Mann nahm die Einladung an, entschied dann aber, dass sie ihm nichts bedeutete: Er war jemand, der sich selbst genügte, ohne jegliche Lust, sich zu ändern. Das Hochzeitskleid symbolisiert die Barmherzigkeit, die Gott uns unentgeltlich schenkt. Es reicht nicht aus, die Einladung zur Nachfolge des Herrn anzunehmen, man muss auch offen sein für einen Weg der Bekehrung, der das Herz wandelt. Das Kleid der Barmherzigkeit, das Gott uns unaufhörlich anbietet, ist ein freies Geschenk seiner Liebe, ist Gnade. Und es verlangt, mit Staunen und mit Freude empfangen zu werden.
Möge die Heiligste Maria uns dabei helfen, die Diener des Gleichnisses des Evangeliums nachzuahmen, im Ablassen von unseren Plänen und engstirnigen Ansichten, um allen zu verkünden, dass der Herr uns zu seinem Festmahl einlädt, um uns die Gnade anzubieten, die rettet.
(vatican news)
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