Zum Welttag der Armen: Papst fordert mehr Einsatz für Bedürftige
Zunächst kritisierte der Papst jene, die ihr Leben damit verbrächten, „nur Besitz anzuhäufen“. In seiner Predigt bei der Sonntagsmesse im Petersdom ging Franziskus darauf ein, dass es Menschen gebe, die nur darauf bedacht seien, dass es ihnen gut gehe, statt Gutes zu tun. Aber ein Leben, das Bedürfnissen nachjage, ohne auf Bedürftige zu schauen, sei „leer“. „Wenn wir über Gaben verfügen, dann nur, um anderen eine Gabe zu sein“, hob das Kirchenoberhaupt hervor.
Gruppe Obdachloser feierte mit
Zu dem Gottesdienst anlässlich des Aktionstags waren wegen der Corona-Pandemie nur rund 100 Gäste zugelassen, darunter auch eine Gruppe Obdachloser, die von der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio betreut werden. Das Mittagessen mit den Armen, zu dem Franziskus in den Vorjahren nach der Messe Hunderte Personen in die vatikanische Audienzhalle geladen hatte, musste entfallen. Stattdessen sollten Lebensmittelpakete an Betroffene verteilt werden.
Es folgte eine Warnung des Papstes: wenn das Leben nicht dem Dienst an den Mitmenschen gewidmet sei, der vertue sein Leben. Ausgehend vom Sonntagsevangelium (Mt 25, 14–30), in der es um das Gleichnis der Diener und der Talente ging, erläuterte Franziskus, welche als „gute Diener“ bezeichnet würden. Es seien jene, die etwas riskierten. Sie seien nicht vorsichtig und zurückhaltend; sie bewahrten nicht auf, was sie erhalten hätten, sondern setzten es ein: „Denn ein Gut, das nicht investiert wird, geht verloren, und die Bedeutung unseres Lebens hängt nicht davon ab, wie viel wir beiseitelegen, sondern davon, wie viel Frucht wir bringen.“
Nicht nur an Gebote klammern
Deshalb finde er es traurig, wenn ein Christ zurückschrecke und sich nur an die Einhaltung der Regeln und Gebote klammere, fuhr Franziskus fort. „Das ist nicht ausreichend.“ Die Treue zu Jesus bestehe nicht allein darin, keine Fehler zu machen. So laufe man Gefahr, „durch Unterlassung zu sündigen“. Gott lade dazu ein, sich „großzügig einzusetzen, die Angst zu besiegen und jene Passivität zu überwinden, die mitschuldig macht“.
Man dürfe „in diesen Zeiten voll Unsicherheit und Zerbrechlichkeit“ nicht nur an sich selbst denken, mahnte der Papst. „Machen wir uns keine Illusionen, während wir sagen: Friede und Sicherheit!“ Eine derartige Gleichgültigkeit sei nicht zulässig. Die beste Investition sei die in Armen, so Franziskus: „Sie garantieren uns eine ewige Rendite und sie ermöglichen uns schon jetzt, reicher an Liebe zu werden.“
Als Vorbild würdigte Franziskus den vor einigen Wochen in Norditalien getöteten Priester Don Roberto Malgesini. Der 51-Jährige war in Como von einem obdachlosen Migranten erstochen worden, den er selbst betreute. Die Tat löste landesweit große Anteilnahme und Betroffenheit aus. „Dieser Priester hatte keine großen Konzepte; er sah einfach Jesus in den Armen und den Sinn des Lebens im Dienen“, sagte der Papst.
Bischof Tebartz-van Elst als Konzelebrant
Als Konzelebrant nahm neben Kurienerzbischof Rino Fisichella auch der deutsche Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst an der Messe teil. Beide gehören dem Päpstlichen Rat zur Neuevangelisierung an.
Franziskus hatte den Welttag der Armen 2016 eingeführt. Er wird jeweils am zweiten Sonntag vor dem Advent begangen. Der diesjährige Aktionstag steht unter dem alttestamentlichen Motto „Streck dem Armen deine Hand entgegen“. Der Papst veröffentlichte dazu bereits Mitte Juni eine Botschaft, in der er auch auf die Notlagen der Corona-Krise hinwies. Zugleich kritisierte er „Gleichgültigkeit und Zynismus“ von weltweiter Finanzspekulation, den Reichtum weniger auf Kosten ganzer Nationen sowie Waffen- und Drogenhandel und Korruption.
(kna/vatican news – mg)
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