Papstvideo: Mit sozialer Freundschaft gegen Krieg und Mangel

Soziale Freundschaft als Heilmittel für Konflikt und Mangel - in menschlichen Beziehungen und weltweit. In einer Videobotschaft an seine ehemalige Bischofsstadt Buenos Aires knüpft der Papst an seine Enzyklika „Fratelli tutti“ an. Franziskus äußerte sich anlässlich des 23. Tages der Sozialpastoral zum Thema „Kultur der Begegnung“. Die Diözesanveranstaltung, an der Bergoglio als damaliger Erzbischof selbst oft teilnahm, begann am Donnerstagabend.

Anne Preckel – Vatikanstadt

„Wie viele Tage der Sozialpastoral haben wir damals gemeinsam durchgeführt!“ grüßt der Papst seine Heimatdiözese in seiner Videobotschaft, in der er auf die „soziale Freundschaft“ eingeht - ein Konzept, das Franziskus in seiner Enzyklika „Fratelli tutti“ vom Oktober 2020 vorstellte. Sie setzt der Papst den Missständen in der Welt entgegen: Feindschaft und Krieg, Mangel und fehlender Solidarität. Franziskus ortet dabei nicht nur im Miteinander der Nationen, sondern bis ins Gefüge sozialer Beziehungen hinein eine Unfähigkeit zum Dialog.

Hier als Hörbeitrag

Überall Krieg und Konflikt

„Schauen wir uns an, wie die Welt geht. Überall Krieg – wir erleben den dritten Weltkrieg in Stücken. Und das ist keine soziale Freundschaft. Schauen wir uns viele Länder an, wo man keinen Dialog führt, wo man schreit. Bevor die andere Person ihren Gedanken zu Ende geäußert hat, antworten wir ihr schon ohne ihr zuzuhören.“

„Bevor die andere Person ihren Gedanken zu Ende geäußert hat, antworten wir ihr schon ohne ihr zuzuhören“

Harmonie, Geschwisterlichkeit und soziale Freundschaft seien „unsere Berufung“, erinnert der Papst. Dafür brauche es eine grundlegende Haltung, die durch Zuhören und Wertschätzung geprägt sei: „Um dem anderen zuzuhören braucht es in meinem Herzen die Überzeugung, dass der Andere mir etwas Gutes zu sagen hat.“

Ideologie und zerstörerische Leidenschaft

Zwei „große Feinde“ der sozialen Freundschaft seien „alles bestimmende Ideologien“ und „Leidenschaften“, warnt Franziskus. Ideologien nähmen der „Konkretheit der menschlichen Natur“ ihre Kraft – „sie wollen sich der gelebten Erfahrung eines Volkes bemächtigen“. Leidenschaften zielten „viele Male“ auf die Auslöschung und Verdrängung des Anderen, sie seien „wie eine Dampfwalze, die weitergeht und zerstört, statt Dialog zu führen“, formuliert der Papst.

„Ideologien und Leidenschaften beeinträchtigen in der ganzen Welt soziale Freundschaft. Es ist wahr, dass es gute Kerne sozialer Freundschaft in der Welt gibt, doch es ist auch wahr, dass es viel, viel soziale Feindschaft gibt.“

Peripherien, auch hier fehlt soziale Freundschaft

Soziale Freundschaft fehlt laut Franziskus auch an den Rändern menschlicher Existenz, in Situationen des Mangels. Etwa wenn Kinder nicht in die Schule gehen können, wenn Hunger und Armut vorherrschen und es an Wasser, Gesundheitsversorgung und allgemein der Möglichkeit fehlt, ein menschenwürdiges Leben zu führen.

Jeder Mensch solle sich in seinem unmittelbaren Lebens- und Arbeitsumfeld die Frage stellen: Gibt es hier soziale Freundschaft? Soziale Freundschaft zeige sich als Erfahrung von Ganzheit, umschreibt der Papst das Konzept, das er in seiner Enzyklika „Fratelli tutti" durchdekliniert.

„Debe ser todo pleno. - Es muss alles vollständig sein.“

„Wenn es soziale Freundschaft gibt, muss es weder Kriege noch Bedürfnisse anderer Art geben, auch keine Erziehung, die nicht funktioniert. Es muss alles vollständig sein. An den Wirkungen begreifen wir, ob es soziale Freundschaft gibt.“

Bergoglio nahm selbst oft teil

Die Teilnehmer und Organisatoren der 23. Sozialpastoral-Konferenz der Erzdiözese Buenos Aires ermuntert der Papst zu Aktionen mit konkretem Bezug: „Denkt nicht abstrakt, sondern mit beiden Füßen auf dem Boden“, so Franziskus in dem Video. Die Veranstaltung der argentinischen Kirche trägt den Titel „Hin zu einer Kultur der Begegnung, ein Land für alle: Geschwisterlichkeit und soziale Freundschaft“. Sie startete diesen Donnerstag und endet kommenden Samstag.

Die „Tage der Sozialpastoral“ nahmen 1998 zunächst unter Schirmherrschaft der Caritas Buenos Aires ihren Anfang und werden seitdem regelmäßig durchgeführt. Die ein- oder mehrtägigen Konferenzen bringen zu wechselnden Themen Kirchenvertreter mit Akteuren in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zusammen. Bergoglio hat als damaliger Erzbischof von Buenos Aires die Initiative maßgeblich unterstützt und geprägt.

(vatican news – pr)
 

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04. Dezember 2020, 10:30