Radioakademie: Drei Päpste und ihre Heiligen- Teil 1
Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
482 Heiligsprechungen gab es im 26-jährigen Pontifikat von Papst Johannes Paul II. (1978-2005). Einigen dieser fast 500 Glaubenszeugen war der polnische Papst besonders verbunden - etwa seinem Landsmann, Maximilian Kolbe, der wie Edith Stein im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau sein Leben ließ. Beide sprach Papst Johannes Paul II. heilig; Edith Stein auch selig. Auf diese Ereignisse und Persönlichkeiten werfen wir ein Schlaglicht. Die heilige Teresia Benedicta vom Kreuz (Edith Stein) erklärte Johannes Paul II. kurz vor dem Heiligen Jahr 2000 auch zur Mitpatronin Europas - übrigens gemeinsam mit der heiligen Birgitta von Schweden, die Johannes Paul II. ebenso sehr schätzte und der wir uns daher auch ausführlicher widmen.
Die heilige Birgitta von Schweden (um 1303-1373)
Vorbild für Laien ...
Diese Frage beantwortete der Papst selbst in jenem Motu Proprio so: Mit Birgitta, die nicht nur einer Adelsfamilie entstammte, sondern auch Mutter von acht Kindern war, könnten sich auch all jene identifizieren, „die als Laien ihren gewöhnlichen Tätigkeiten in der Welt nachgehen und denen vor allem die hohe und verpflichtende Berufung zukommt, eine christliche Familie zu bilden“. Und mit Blick auf ihre nicht unumstrittenen mystischen Erfahrungen erklärte Johannes Paul II.:
„ …auch die Erfahrungen der großen Heiligen sind nicht frei von jenen Grenzen, die den Empfang der Stimme Gottes durch den Menschen immer begleiten.“
… und „wertvolles ökumenisches Band“
„Wiederum sind wir versammelt, um vor dem Herrn den Einsatz für die Einheit im Glauben und die Einheit der Kirche, den die hl. Birgitta in schwierigen Zeiten mit solcher Überzeugung unternahm, erneut zu bekräftigen. Birgittas ganzes Leben war von der Leidenschaft für die Einheit der Christen getragen“,
Die heilige Teresia Benedicta vom Kreuz - Edith Stein (1891-1942)
„Liebe Brüder und Schwestern! Wir verneigen uns heute mit der ganzen Kirche vor dieser großen Frau, die wir von jetzt an als Selige in Gottes Herrlichkeit anrufen dürfen; vor dieser großen Tochter Israels, die in Christus, dem Erlöser, die Erfüllung ihres Glaubens und ihrer Berufung für das Volk Gottes gefunden hat“,
sagte er in seiner Predigt bei der Seligsprechung Edith Steins, die Johannes Paul II. 1978 persönlich in Köln übernahm.
Heilige der Shoah und „Brücke zwischen Juden- und Christentum“
Elf Jahre später sprach Papst Johannes Paul II. Schwester Teresia Benedicta vom Kreuz dann auf dem Petersplatz heilig. Das Großereignis im Jahr 1998 lag übrigens am Beginn einer Festwoche, mit der Johannes Paul II. sein 20. Pontifikatsjubiläum beging – das sicherte der Heiligsprechung Edith Steins große Aufmerksamkeit. Aufmerksamkeit, die der polnische Papst sich für alle Opfer der Shoah wünschte, wie in seiner Predigt bei der Heiligsprechungsmesse deutlich wurde:
Zum Schluss der Heiligsprechung dankte Johannes Paul II. auf Italienisch Gott für das Geschenk der neuen Heiligen. Er bat darum, dass Edith Stein allen Beispiel für den Einsatz im Dienst an der Freiheit und auf der Suche nach Wahrheit sein möge. Zudem äußerte der Papst die Hoffnung, ihr Zeugnis möge dazu beitragen „die Brücke gegenseitigen Verständnisses zwischen Juden und Christen immer fester zu machen.“
Maximilian Kolbe (1894-1941)
Märtyrer? Ja!
Maximilian Kolbe war für den polnischen Papst klar Christus nachgefolgt und als Märtyrer gestorben. Die vatikanische Heiligsprechungskongregation sah das mit dem Martyrium Kolbes jedoch anders, das Kriterium „aus Hass auf den Glauben“ - odium fidei - sei nicht erfüllt gewesen. Der zuständige KZ-Kommandant habe den Austausch des zum Tode verurteilten durch Kolbe akzeptiert, dabei jedoch keinen Hass gegen diesen gezeigt. Johannes Paul II. beauftragte eine Kommission mit der Prüfung dieser Frage. Ergebnis: „Bekenner“ des Glaubens, ja, Märtyrer - Nein. Also klärte Johannes Paul II. diese Frage selbst:
„Ehre sei also dem großen Wirken Gottes im Menschen. Vor uns allen, die wir hier versammelt sind, erhebt Pater Maximilian Kolbe seinen ,Kelch der Rettung‘, der das Opfer seines ganzen Lebens enthält, besiegelt durch den Tod als Märtyrer, für einen Bruder‘“,
sagte der polnische Papst in seiner auf Italienisch gehaltenen Predigt bei der Heiligsprechungsmesse für Maximilian Kolbe am 10. Oktober 1982 auf dem Petersplatz. Damit erweiterte er die Kriterien für ein Martyrium: Menschenhass = Gotteshass. Unter den Gläubigen bei der Heiligsprechung war damals übrigens auch der Familienvater, den Kolbe vor dem Tod bewahrt hatte, Franciszek Gajowniczek. Er hatte den Krieg überlebt und in der Folge stets Zeugnis vom selbstlosen Opfer Kolbes abgelegt.
Zum Schluss dieser besonderen Heiligsprechung sprach Papst Johannes Paul II. übrigens auch noch einige Worte auf Deutsch:
„Liebe Brüder und Schwestern deutscher Sprache! Durch die heutige Heiligsprechung stellt die Kirche das heroische Lebensopfer von Pater Maximilian Kolbe als höchstes Zeugnis christlicher Bruderliebe vor Augen. […] Durch seine heroische Liebestat hat Pater Maximilian Kolbe das Lebensrecht eines Unschuldigen verteidigt und das ausschließliche Recht des Schöpfers auf das Leben des Menschen bekräftigt. Er ist dadurch in einer besonderen Weise Christus ähnlich geworden, der sein Leben am Kreuz für uns hingegeben hat. Folgen auch wir wie der hl. Maximilian Kolbe diesem Beispiel Christi in opferbereitem, liebendem Einsatz für unsere Mitmenschen!“
Bei uns auf CD
Sie können diese Radio-Akademie wie üblich bei uns auf CD bestellen. Eine E-Mail an cd@radiovatikan.de genügt; Bestellnummer: 341. Gegen einen Unkostenbeitrag senden wir Ihnen die komplette Radioakademie Drei Päpste und ihre Heiligen dann nach Ende der Ausstrahlung gerne zu. Auf Wunsch können wir Ihnen stattdessen auch eine Möglichkeit zum Download bieten.
(vatican news - sst)
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