Papst: Zukunft der Kirche und der Welt liegt in den „Kleinen“
Auch an diesem Mittwoch führte der Papst seine Katechesereihe über das Gebet fort. Bei seinen Überlegungen ging er vom Matthäusevangelium aus, in dem von den Zweifeln des Johannes berichtet wird. Der Täufer sitzt im Gefängnis und ist sich nicht (mehr?) sicher, ob Jesus wirklich der versprochene Messias ist (Mt 11,3). Auch in den Dörfern am See schlagen Jesus Zweifel und Feindseligkeit entgegen.
„Und in diesem Moment der Enttäuschung berichtet Matthäus von etwas, das überrascht: Jesus erhebt keine Klage zum Vater, sondern einen Lobgesang“, bemerkte Franziskus (vgl. Mt 11,25): „Mitten in der Krise preist Jesus den Vater und stimmt einen Lobgesang an. Warum?“
Zunächst preise Jesus den Vater „als das, was er ist: Vater, Herr des Himmels und der Erde“, ein Lobpreis, der der Erfahrung entspringe, sich „als Sohn des Allerhöchsten“ zu fühlen, erläuterte der Papst. Doch dann lobe Jesus den Vater, „weil er die Kleinen bevorzugt“, eine Erfahrung, die der Gottessohn selbst mache, wenn er in den Dörfern predige:
„Die ,Gelehrten` und die .Klugen' bleiben misstrauisch und verschlossen, die ,Kleinen' aber sind aufgeschlossen und nehmen die Botschaft an. Das kann nur der Wille des Vaters sein, und Jesus freut sich darüber. Auch wir müssen uns freuen und Gott loben, weil demütige und einfache Menschen das Evangelium annehmen.“ Auch er selbst freue sich, wenn er die „einfachen Gläubigen“ sehe, denen vielleicht vieles im Leben fehle, die aber Pilgerreisen unternähmen, beteten und Gott lobpreisten, so der Papst.
„In der Zukunft der Welt und in der Hoffnung der Kirche gibt es die ,Kleinen': jene, die sich nicht für besser halten als andere, die sich ihrer Grenzen und ihrer Sünden bewusst sind, nicht über andere herrschen wollen, sondern sich in Gott, dem Vater, als Geschwister erkennen.“
Das Gebet und der Lobpreis, den Jesus in dem Moment seines scheinbaren Versagens anstimme, helfen auch uns, die wir das Evangelium lesen, „unsere persönlichen Niederlagen anders beurteilen“, gab Franziskus zu bedenken: „Die Situationen, in denen wir die Gegenwart und das Wirken Gottes nicht sehen können und es den Anschein hat, als würde das Böse die Oberhand behalten und könne durch nichts besiegt werden.“ Jesus selbst, der „das Bittgebet so sehr empfohlen hat“, beginne gerade in dem Moment, in dem er Grund gehabt hätte, den Vater um Erklärungen zu bitten, damit, ihn zu preisen, erläuterte Franziskus weiter.
„Wer braucht den Lobpreis? Wir oder Gott?“, fragte der Papst und gab gleich darauf die Antwort: „Auch wir brauchen das Lobgebet. (...) Paradoxerweise sollen wir Gott nicht nur in frohen Stunden loben, sondern auch in den Momenten der Not. Gerade da ist die Zeit für das Lobgebet. Damit wir lernen, dass uns dieser anstrengende Aufstieg, dieser Weg voller Steine, einen neuen, weiteren Horizont erkennen lässt. Lobpreisen ist wie puren Sauerstoff einatmen: Es reinigt dir die Seele, es lässt dich weit blicken, [hilft dir, Einf.] nicht in dem schwierigen Moment, dem Dunkel der Schwierigkeiten eingesperrt zu bleiben.“
Der Sonnengesang: Ein Lobpreis in einer Zeit tiefer Not
Eine große Lehre liege auch in dem Gebet, das der heilige Franz von Assisi vor acht Jahrhunderten verfasst habe und das wohl eines seiner bekanntesten ist: im „Sonnengesang“ oder „Loblied der Geschöpfe“: „Der heilige Franziskus hat es nicht im Moment der Freude oder des Wohlbefindens komponiert, sondern in einer Stunde bitterer Not. Fast vollkommen erblindet, verspürte seine Seele die Last einer Einsamkeit, wie er sie noch nie empfunden hatte. Die Welt hatte sich durch sein Predigen nicht verändert, es gab noch immer Menschen, die sich von Zwist und Zwietracht zerfressen ließen – und als ob das nicht schon genug gewesen wäre, spürte er auch den Tod immer näher kommen.“
Doch das, was für den Heiligen ein Moment der bitteren Enttäuschung und des Wissens um das eigene Versagen hätte sein können, werde in einen Lobgesang verwandelt, wenn Franz von Assisi formuliere: „Gelobt seist du, mein Herr...“: „Franz von Assisi lobt Gott für alles, für alle Gaben der Schöpfung und auch für den Tod, den er mutig ,Schwester' nennt“, unterstrich Franziskus. „Die Heiligen lehren uns, dass man immer loben kann, in guten und in schlechten Zeiten, denn Gott ist der treue Freund. Das ist die Basis des Lobpreises: Gott ist der treue Freund, und seine Liebe lässt uns nie im Stich.“
(vatican news - cs)
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