Papst: In den anderen Brüder und Schwestern sehen
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
„In dieser Katechese werde ich auf das Gebet für die Einheit der Christen eingehen. In der Tat ist die Woche vom 18. bis 25. Januar in besonderer Weise genau diesem Anliegen gewidmet: von Gott die Gabe der Einheit zu erflehen, um den Skandal der Spaltungen unter denen zu überwinden, die an Jesus glauben.“ So leitete der Papst seine Überlegungen bei der Generalaudienz ein, die aus der Bibliothek im Apostolischen Palast gestreamt wurde.
Unsere innere Zerrissenheit...
Wie im Johannesevangelium (Joh 17,21) beschrieben, habe Jesus beim Letzten Abendmahl für die Seinen gebetet, dass „alle eins sein sollen“, und uns damit sein „geistliches Testament“ hinterlassen, so Franziskus. Auffallend aber sei, dass der Herr diesen letzten Willen vor seinem Kreuzestod nicht als Gebot an seine Jünger formuliert, sondern ihn in einem Gebet zum Ausdruck gebracht habe. Denn das bedeute, dass die Einheit nicht durch unsere Bemühungen erlangt werden könne, sondern vorrangig eine Gnade sei, um die wir beten müssten. Aber dabei gebe es auch ein Problem: unsere innere Zerrissenheit – gegen die selbst die Apostel nicht gefeit gewesen seien.
„Auch der Apostel Paulus hat eine innere Zerrissenheit verspürt: das Gute zu wollen und zum Bösen zu neigen,“ erläuterte Franziskus. „Er hatte begriffen, dass die Wurzel so vieler Spaltungen um uns herum – zwischen den Menschen, in der Familie, in der Gesellschaft, unter den Völkern, ja sogar unter den Gläubigen – in uns selbst liegt.“
Darum habe auch das Zweite Vatikanische Konzil festgestellt, dass „die Störungen des Gleichgewichts, an denen die moderne Welt leidet, im Herzen des Menschen ihren Ursprung haben,“ zitierte der Papst aus der Pastoralkonstitution Gaudium et spes über die Kirche in der Welt von heute. Und diese innere Zwiespältigkeit des Menschen lasse viele schwere Zerwürfnisse auch in der Gesellschaft entstehen.
Der Teufel sät Zwietracht, der Heilige Geist führt alles zur Einheit
Das wahre Heilmittel liege also in der Bitte um Vergebung und Einheit an Gott, schlussfolgerte Franziskus und erinnerte daran, dass gerade wir als Christen aufgerufen seien, am Gebet des Herrn teilzunehmen und um Einheit zu bitten, damit die Welt glauben könne:
„Beten bedeutet, nach Einheit zu streben; ja zu kämpfen, denn unser Feind, der Teufel, ist der, der spaltet. Er löst Spaltung aus, überall und auf jede Art; der Heilige Geist dagegen führt immer alles der Einheit zu. Der Teufel versucht uns nicht mit hoher Theologie, sondern mit den Schwächen unserer Brüder und Schwestern. Er ist gerissen: Er lässt die Fehler und Mängel der anderen größer erscheinen, sät Zwietracht, stiftet zur Kritik an und schafft Fraktionen.“
Gottes Weg dagegen sei ein anderer, präzisierte Franziskus: Er nehme uns so, wie wir sind, und dränge uns zur Einheit.
„Die Wurzel der Gemeinschaft ist die Liebe Christi, die uns dazu bringt, Vorurteile zu überwinden, um im anderen einen Bruder und eine Schwester zu sehen, die man immer lieben muss. Denn dann entdecken wir, dass Christen anderer Konfessionen mit ihren Traditionen und ihrer Geschichte ein Geschenk Gottes sind,“ betonte der Papst und schloss seine Überlegungen mit folgender Feststellung:
„Das Gebet ist die Seele der ganzen ökumenischen Bewegung. Sie soll der Ausgangspunkt sein, um Jesus zu helfen, seinen Traum zu verwirklichen: dass alle eins sind.“
(vatican news-skr)
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