Paul VI., der Friede und die kranken Kinder: Alte Filmaufnahme entdeckt
Um halb neun Uhr am Neujahrsmorgen suchte Paul VI. die Klinik auf dem Nachbarhügel des Vatikans auf. In der Kapelle des Krankenhauses fand der Papst junge Patienten vor, die ihn bereits erwarteten. Die in Super 8 gedrehte Aufnahme zeigt 20 Kinder in ihren Betten und um sie herum die Direktoren, Ärzte, Mitarbeiter, die Schwestern der Kongregation der Töchter der Nächstenliebe, den Kaplan und das gesamte Personal. Der Papst dankte ihnen allen für ihren Einsatz zugunsten kranker Kinder. Den jungen Patienten versicherte Paul VI., „dass der Papst gerade wegen ihnen gekommen ist, er denkt immer an sie und will ihnen sein Herz öffnen". Er wolle gerne in dieser Situation „Jesus inmitten der Kinder sein“, sagte der Papst den Jungen und Mädchen mit Rührung in der Stimme.
Der Papst bringt und erbittet Geschenke
Jedes Kind erhielt als Andenken ein kleines weißes Spielzeug-Lamm und ein Andachtsbild. Der Papst bat die kleinen Patienten aber um eine Gegengabe. Er sei „gekommen, um das Geschenk eurer Tränen zu erbitten“ – und ein Gebet in seiner Intention, nämlich für den Frieden. Wenn die Kinder im Krankenhaus litten, so gebe es doch andere Kinder auf der Welt, die noch unglücklicher seien: diejenigen, die in Kriegsländern lebten, sagte Paul VI. Oft seien das Kinder ohne Hilfe und Beistand oder auch verwundet und krank.
Dem Papst brach die Stimme, als er die Einladung an die Kinder vor ihm erneuerte: „Werdet ihr auch beten? Werdet ihr dem Papst dieses Geschenk machen? Werde ich wohl recht haben, wenn ich sage: Die Kinder des ,Jesuskindes' opfern ihre Schmerzen, Leiden und Gebete für die große Sache des Friedens?" Das Gebet der Kinder werde sicherlich, so fuhr der Papst fort, Gottes Herz bewegen und der Sache des Friedens voranhelfen, weil es „die Kraft des unschuldigen Schmerzes" habe.
„Deshalb, meine Kinder, macht ihr dem Papst ein unschätzbares Geschenk, wenn ihr versprecht, eure Leiden und Gebete für den Frieden in der Welt aufzuopfern; für so viele Kinder, die so viel leiden wie ihr und noch mehr; und auch für all diese Menschen, die gegeneinander entfesselt sind, damit sie stattdessen zu Geschwistern werden, damit sie gut werden, und damit sie wirklich zum Frieden des Herrn geführt werden".
Die Messe endete mit dem gemeinsam gesprochenen „Gebet für den Frieden“, das Papst Paul VI. selbst geschrieben hatte. Danach weihte das Kirchenoberhaupt einen neuen Krankenhauspavillon ein und besuchte einige weitere Abteilungen der päpstlichen Kinderklinik.
Film im Krankenhaus gefunden und dem Vatikan geschenkt
Die Filmaufnahme wurde kürzlich im Archiv des Krankenhauses entdeckt und nun der vatikanischen Medienbehörde geschenkt. „Dieses bewegende historische Dokument unterstreicht aufs Neue die starke emotionale und spirituelle Bindung, die alle Päpste mit ihrem Krankenhaus hatten“, sagte die Präsidentin des Bambino Gesù, Mariella Enoc. Paul VI. habe den kleinen Patientinnen und Patienten große „moralische Autorität“ zuerkannt, ähnlich wie das später Papst Franziskus in einer Audienz für das Klinikpersonal zum 150-jährigen Jubiläum der Klinik getan habe.
Üblicherweise besuchen Päpste das Kinderkrankenhaus auf dem Gianicolo-Hügel rund um Weihnachten. In diesem Jahr musste sich Papst Franziskus wegen der Pandemie-Lage von seinem Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin vertreten lassen.
(vatican news – gs)
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