Angelus: Die Katechese im Wortlaut
Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!
Am vergangenen Mittwoch sind wir mit dem Ascheritus in die österliche Bußzeit eingetreten. Heute, am ersten Sonntag dieser liturgischen Zeit, weist uns das Wort Gottes den Weg, auf dem wir die vierzig Tage bis Ostern in fruchtbarer Weise leben können. Es ist der von Jesus zurückgelegte Weg, der im Evangelium im schlichten Stil des Evangelisten Markus zusammengefasst wird, der beschreibt, wie sich Jesus vor Beginn seiner Verkündigung vierzig Tage in die Wüste zurückzog, wo er vom Satan in Versuchung geführt wurde (vgl. 1,12-15). Der Evangelist betont, dass „der Geist - der Heilige Geist - Jesus in die Wüste trieb“ (V. 12). Derselbe Heilige Geist, der nach der durch Johannes im Jordan empfangenen Taufe auf Jesus herabkam, trieb ihn also nun dazu, in die Wüste zu gehen, um sich dem Versucher zu stellen und gegen den Teufel zu kämpfen. Das gesamte Dasein Jesu steht unter dem Zeichen des Geistes Gottes, der ihn beseelt, inspiriert und leitet.
Denken wir über die Wüste nach. Verweilen wir einen Moment an diesem Ort, der in der Bibel einen so wichtigen, natürlichen und symbolischen Platz einnimmt. Die Wüste ist der Ort, an dem Gott zum Herzen des Menschen spricht und wo das Gebet eine Antwort findet; es ist die Wüste der Einsamkeit, das Herz, das von den Dingen losgelöst ist, und nur in dieser Einsamkeit öffnet es sich dem Wort Gottes. Aber es ist auch der Ort der Prüfung und der Versuchung, wo sich der Versucher die menschlichen Schwächen und Bedürfnisse zu Nutze macht und als Alternative zur Stimme Gottes die Einflüsterungen seiner lügnerischen Stimme hören lässt. Eine Stimme, die einen anderen Weg aufzeigt, einen Weg der Täuschung. Der Versucher verführt. In der Tat beginnt während der vierzig Tage, die Jesus in der Wüste lebt, das „Duell“ zwischen Jesus und dem Teufel, das mit der Passion und dem Kreuz enden wird. Die gesamte Sendung Christi ist ein Kampf gegen den Teufel in seinen vielen Erscheinungsformen: die Heilungen von Krankheiten, die Exorzismen bei Besessenen, die Vergebung der Sünden. Es ist ein Kampf. Nach der ersten Phase, in der Jesus unter Beweis stellt, dass er mit göttlicher Vollmacht spricht und handelt, scheint der Teufel gewonnen zu haben, als der Sohn Gottes abgelehnt, verlassen, ja am Ende gefangen genommen und zum Tode verurteilt wird. Es sieht so aus, als hätte der Teufel gewonnen; als wäre er der Sieger. In Wahrheit aber war der Tod die letzte „Wüste“, die es zu durchqueren galt, um den Teufel endgültig zu besiegen und uns alle von seiner Macht zu befreien. Und so hat Jesus gewonnen in der Wüste des Todes, um in der Auferstehung zu siegen.
Jedes Jahr zu Beginn der Fastenzeit erinnert uns der Evangeliumsbericht von den Versuchungen Jesu in der Wüste daran, dass das Leben der Christen in der Nachfolge des Herrn ein Kampf gegen den Geist des Bösen ist. Er zeigt uns, dass sich Jesus freiwillig dem Versucher gestellt und ihn besiegt hat; und er erinnert uns daran, dass auch wir gegen die Versuchungen des Teufels nicht gefeit sind. Wir müssen uns der Gegenwart dieses listigen Feindes bewusst sein, der unsere ewige Verdammnis, unser Versagen will; und wir müssen bereit sein, uns gegen ihn zu verteidigen, ihn zu bekämpfen. Die Gnade Gottes lässt uns durch den Glauben, das Gebet und die Buße den Sieg über den Feind davontragen.
Und hier möchte ich gerne eines betonen: Bei diesen Versuchungen tritt Jesus nie in einen Dialog mit dem Teufel ein, niemals. In seinem Leben hat er nie einen Dialog mit dem Teufel geführt, niemals. Er treibt den Teufel aus den Besessenen aus; er verdammt ihn, er macht seine Verschlagenheit sichtbar - aber er führt nie einen Dialog mit dem Teufel. In der Wüste scheint es so, als ob es einen Dialog gibt, denn der Teufel stellt drei Fragen und Jesus antwortet. Aber Jesus antwortet nicht mit seinen Worten. Er antwortet mit dem Wort Gottes, mit drei Passagen der Heiligen Schrift. Und das müssen auch wir tun. Wenn der Versucher sich nähert und uns zu verführen beginnt: ,Denke dies und tue jenes...' - die Verführung ist das Sprechen mit ihm, wie es Eva getan hat. Eva hat gesagt: ,Aber man kann das nicht, denn wir ...', und sie ist in einen Dialog eingetreten. Und wenn wir in einen Dialog mit dem Teufel eintreten, werden wir besiegt werden. Denkt fest daran und tragt dies in eurem Herzen: mit dem Teufel darf man nie Dialog führen, das geht nicht - nur das Wort Gottes!
In der Fastenzeit drängt der Heilige Geist auch uns dazu, wie Jesus in die Wüste zu gehen. Und die ist – wie wir gesehen haben – kein physischer Ort, sondern eine existentielle Dimension, in der wir die Stille suchen und dem Wort Gottes lauschen, damit die wahre Bekehrung in uns vollzogen werden kann (vgl. Tagesgebet, 1. Fastensonntag, Lesejahr B). Habt keine Angst vor der Wüste und davor, in euch zu gehen und Momente des Gebetes zu suchen, der Stille. Habt keine Angst. Wir sind gerufen, auf den Pfaden Gottes zu wandeln, indem wir unser Taufversprechen erneuern: dem Satan, all seinen Werken und leeren Versprechungen zu widersagen. Der Feind lauert dort, seid vorsichtig - nie mit ihm sprechen! Vertrauen wir uns der mütterlichen Fürsprache der Jungfrau Maria an.
(vatican news - übersetzung: skr/pr)
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