Papst: „In Fastenzeit erkennen, worauf das Herz gerichtet ist“
Anne Preckel – Vatikanstadt
„Im Leben werden wir immer irgendwelche Dinge zu tun haben und Ausreden finden, aber jetzt ist es an der Zeit, zu Gott zurückzukehren“, markierte Papst Franziskus in seiner Predigt den Auftakt der Fastenzeit an diesem Aschermittwoch.
Umkehr zu Gott, zum Wesentlichen
Die Fastenzeit sei eine Einladung zur Umkehr, eine Zeit, um zum Wesentlichen zu finden. Diese „Reise“ beziehe unser ganzes Leben und uns als Ganze mit ein, so der Papst: „Es ist eine Zeit, um die Wege zu überprüfen, die wir gehen, eine Zeit, um wieder den Pfad zu finden, der uns nach Hause zurückführt, und um die grundlegende Verbindung mit Gott wiederzuentdecken, von dem alles abhängt. Die Fastenzeit ist nicht eine Reihe von Opfervorsätzen, sie lässt uns erkennen, worauf das Herz gerichtet ist.“
Die Gläubigen sollten sich selbst fragen: „Wohin führt mich das Navigationsgerät meines Lebens – zu Gott oder zu meinem eigenen Ich? Lebe ich, um dem Herrn zu gefallen oder um beachtet, gelobt, bevorzugt zu werden? Habe ich ein ,flatterhaftes‘ Herz, das einen Schritt vorwärts und einen Schritt rückwärts macht, das ein wenig den Herrn und ein wenig die Welt liebt, oder habe ich ein Herz, das fest in Gott steht? Fühle ich mich wohl mit meinen Scheinheiligkeiten, oder kämpfe ich darum, mein Herz von aller Falschheit und Unwahrheit zu befreien, die es anketten?“
Weg der Befreiung
Franziskus schlug dann vor, die 40 Tage bis Ostern als Gelegenheit zu nutzen, uns selbst von Ballast zu befreien und zu reinigen. Die Fastenzeit sei „ein Auszug aus der Knechtschaft in die Freiheit“, wie der Auszug des Volkes Gottes aus Ägypten durch die Wüste: „Die Rückkehr zu Gott wird durch unsere krankhaften Anhänglichkeiten behindert, sie wird aufgehalten durch die verführerischen Schlingen des Lasters, durch die falsche Sicherheit des Geldes und des Scheins, durch das lähmende Gejammer, sich als Opfer zu sehen. Um den Weg gehen zu können, müssen wir diese Illusionen entlarven.“
Um auf dem Weg zu Gott voranzukommen, brauche es Erkenntnis und Einsicht. Als ersten Schritt der Rückkehr empfahl der Papst die Beichte: „Wie der verlorene Sohn haben auch wir den Geruch von Zuhause vergessen, wir haben kostbare Güter für belanglose Dinge verschleudert und stehen mit leeren Händen und einem unzufriedenen Herzen da. Wir sind gefallen. (…) Es ist die Vergebung des Vaters, die uns immer wieder auf die Beine bringt: Die Vergebung Gottes, die Beichte, ist der erste Schritt auf unserer Rückkehr.“ An dieser Stelle wandte sich der Papst auch an die Beichtväter, denen er empfahl, barmherzig und „wie Väter" zu sein.
Beichte, Demut, Barmherzigkeit
Wie der Aussätzige, der sich vor Jesus niederwarf, sollten auch wir „unsere Wunden vor Ihn hinlegen“ und bitten: „Heile mein Herz“, fuhr Papst Franziskus fort. Retten könnten wir uns nicht allein, erinnerte er: „Wir alle haben Leiden im geistlichen Bereich, doch allein können wir sie nicht heilen; wir alle haben tiefsitzende Laster, doch allein können wir sie nicht ausrotten; wir alle haben Ängste, die uns lähmen, doch allein können wir sie nicht überwinden.“ Die Erkenntnis, dass wir Gott und seine Barmherzigkeit brauchen, sei der Anfang unserer Rückkehr zu Gott, betonte Franziskus. Dies sei der „richtige Weg, der Weg der Demut“.
Der Papst nahm dann auf die Tradition der Aschekreuze Bezug, die auch bei der Aschermittwochsmesse im Petersdom ihren Platz hatte. Dieses Symbol der erinnere daran, „dass wir Staub sind und zum Staub zurückkehren werden“, so der Papst. „Wir können also nicht leben, indem wir dem Staub nachjagen und Dingen hinterherlaufen, die heute sind und morgen vergehen.“ Gott habe „unserem Staub seinen Geist des Lebens eingehaucht“, betonte er dann: „Kehren wir zurück zum Geist, der lebendig macht, zum Feuer, das unsere Asche wiederauferstehen lässt, zu diesem Feuer, das uns lehrt zu lieben. Beten wir wieder zum Heiligen Geist, entdecken wir wieder neu das Feuer des Lobpreises, das die Asche des Jammers und der Resignation verbrennt.“
Im Schmerz ist Gottes Liebe
Das Kreuz Jesu sei „der stille Lehrstuhl Gottes“, formulierte Papst Franziskus. Und er rief dazu auf, in der Fastenzeit demütig zu werden und über eigene Verfehlungen nachzudenken. In den Wundmalen Jesu seien „unsere Versäumnisse, die Wunden der Sünde, die Schläge, die uns wehgetan haben“, zu erkennen, zugleich aber auch Gottes Liebe:
„Seine Wunden sind offen für uns, und durch diese Wunden sind wir geheilt (vgl. 1 Petr 2,24; Jes 53,5). Küssen wir sie, und wir werden verstehen, dass genau dort, in den schmerzhaftesten Löchern des Lebens, Gott mit seiner unendlichen Barmherzigkeit auf uns wartet. Denn dort, wo wir am verletzlichsten sind, wo wir uns am meisten schämen, ist er uns entgegengekommen. Und jetzt lädt er uns ein, zu ihm zurückzukehren, um die Freude wieder zu finden, dass wir geliebt sind.“
Bei der Messe empfingen die mit Schutzmasken zelebrierenden Teilnehmer ein Kreuz aus Asche auf ihrem Haupt, die Papst Franziskus zuvor gesegnet hatte. Der Papst legte den anwesenden Kardinälen die Asche auf und empfing das Symbol selbst durch Kardinal Angelo Comastri. Wegen der Corona-Beschränkungen sprach der Papst die bei dem Akt üblicherweise gesprochene Formel nur ein Mal.
(vatican news – pr)
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