Papst: „Keine alten Privilegien mehr!“
Mario Galgano – Vatikanstadt
Die Gerichtsprozesse im Vatikan müssen „die Gleichheit aller Mitglieder der Kirche und ihre gleiche Würde und Stellung respektieren“, gab der Papst den Richtern und Staatsanwälten mit. Es sei nicht möglich „auf Privilegien, die aus der Vergangenheit stammen und nicht mehr im Einklang mit der Verantwortung stehen“, zu zählen. Jeder wirke in gleicher Weise „beim Aufbau der Kirche“ mit, deshalb sei jeder vor dem Gesetz gleich gestellt.
Papst Franziskus betonte dies und definierte es als sein „vorrangiges Bedürfnis“, dem auch durch die Annahme „angemessener und normative Änderungen im aktuellen Verfahrenssystem“ beizutragen sei. „Die Tatsache, dass wir in der weltweiten Dynamik der wirtschaftlichen Beziehungen klein sind, befreit uns weder als Gemeinschaft der Gläubigen noch als Einzelne von einer besonderen Pflicht des Zeugnisses“, fügte er hinzu.
Aktive Reue und vorbildliche Haltung
Der Papst ging dann konkret auf die Rolle jener im Vatikan ein, die sich mit Finanzen und Geld beschäftigen: „Alle, die in diesem Bereich arbeiten, und alle, die institutionelle Positionen innehaben, sollten sich daher so verhalten, dass sie zwar eine aktive Reue - wo nötig - bezüglich der Vergangenheit zeigen, aber auch untadelig und vorbildlich für die Gegenwart und die Zukunft sind", sagte Papst Franziskus bei der Eröffnung des 92. Gerichtsjahres des Tribunals des Staates der Vatikanstadt an diesem Samstag.
Gesetzliche Veränderungen hätten das vatikanische Justizsystem in den vergangenen Jahren positiv geprägt, so Franziskus weiter. Diese würden in dem Maße fruchtbar sein, „in dem sie von weiteren Reformen im Strafrecht, insbesondere bei der Bekämpfung und Repression von Finanzverbrechen, und von der Intensivierung anderer Aktivitäten begleitet werden“, fügte er an. Die Änderungen sollten darauf abzielen, „die internationale Zusammenarbeit zwischen den vatikanischen Ermittlungsorganen und ähnlichen Institutionen anderer Nationen einfacher und zügiger zu gestalten“. Auch solle es künftig noch mehr Initiativen der Kriminalisten im Kleinstaat geben, um eine noch bessere Aufdeckung von Wirtschaftsdelikten zu ermöglichen. Neben dem Präsidenten des Tribunals, Giuseppe Pignatone, sowie dem sogenannten „Promotor der Justiz“ - dies entspricht dem Staatsanwalt -, Gian Piero Milano, waren Beamten, Anwälte, sowie weitere Mitarbeiter des Tribunals bei der Audienz. Außerdem war auch der italienische Regierungschef Mario Draghi zugegen. Er ist Mitglied der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften. Es war das erste offizielle Treffen des Papstes mit Draghi.
Bei dem Treffen sprach der vatikanische Staatsanwalt Gian Piero Milano unter anderem über internationale Zusammenarbeit des Vatikanstaates auch mit italienischen Strafverfolgungsbehörden.
Seit Herbst 2019 erschüttert ein Finanzskandal das Staatssekretariat, vornehmlich geht es dabei um eine verpatzte Investition in eine Londoner Immobilie. Papst Franziskus strebt seit Beginn seines Pontifikats ein Vorantreiben der Reform des Finanzsystems an.
(vatican news)
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