Papst Franziskus startet Gebets-Marathon
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
„In dieser dramatischen Situation voll von Leiden und Ängsten, welche die ganze Welt bedrücken, wenden wir uns an dich, o Mutter Gottes und unsere Mutter“, betete der Papst. Familien aus Rom und Umgebung rezitierten den Glorreichen Rosenkranz, angefangen mit dem Gesätz „der von den Toten auferstanden ist“.
Schauplatz war die „Cappella Gregoriana“ in einem Seitenschiff von St. Peter, in der sich ein Gnadenbild Mariens, „Mutter der immerwährenden Hilfe“, befindet. Das Gebet wurde per Livestream von den Vatikan-Medien nach draußen übertragen.
„O Jungfrau Maria, in dieser Pandemie des Coronavirus wende deine barmherzigen Augen uns zu und tröste alle, die um ihre verstorbenen Angehörigen trauern und weinen, die zuweilen in einer die Seele verletzenden Weise beerdigt wurden. Stütze alle, die sich um die Kranken ängstigen, denen sie wegen der Ansteckungsgefahr nicht nahe sein können.“
Der Papst betete auch für alle, die wegen Corona Angst um ihren Arbeitsplatz und vor der Zukunft haben, für alle, die im Gesundheitswesen gegen das Virus kämpfen, für die Politiker und Wissenschaftler. Ganz im Sinn seiner Enzyklika „Fratelli tutti“ vom letzten Herbst betete er außerdem für ein stärkeres „Gefühl der Zugehörigkeit zu einer einzigen großen Familie“ unter den Menschen und Völkern.
Eine Fürbitte gegen Aufrüstung
„Mutter Gottes und unsere Mutter, erflehe für uns bei Gott, dem barmherzigen Vater, dass diese harte Prüfung ein Ende habe und am Horizont wieder Hoffnung und Friede erscheine. Wie zu Kana trete bei deinem göttlichen Sohn für uns ein, dass die Familien der Kranken und der Verstorbenen getröstet werden und sie im Herzen wieder Vertrauen fassen können.“
Eine der Fürbitten in Franziskus‘ Gebet hörte sich ausgesprochen politisch an: „Heilige Maria, rühre die Gewissen an, damit die Unsummen für die Vermehrung immer ausgeklügelterer Waffensysteme vielmehr einer angemessenen Forschung zur künftigen Vermeidung ähnlicher Katastrophen zugutekommen.“ Auch dieser Gedanke findet sich in der letzten Enzyklika.
Mini-Lichterprozession wie in Lourdes
Junge Leute mit Kerzen empfingen den Papst zu Beginn des Gebets im Petersdom; zugleich erklang das „Ave Maria“ aus Lourdes. Da wurde sozusagen die abendliche Lichterprozession, die zu normalen Zeiten in dem südfranzösischen Wallfahrtsort stattfindet, im Kleinen nachvollzogen.
In der barocken Kapelle – der ältesten im heutigen Petersdom, und mit Marmorspolien aus antiken Bauten Roms verziert – intonierte ein Chor das älteste Mariengebet überhaupt: „Sub tuum praesidium“ („Unter deinen Schutz und Schirm“). Der Text ist auf einem ägyptischen Papyrus des 3. Jahrhunderts überliefert.
Altötting macht bei Papst-Initiative mit
„Zu Beginn dieses Monats, der der Gottesmutter gewidmet ist, verbinden wir uns im Gebet mit allen Marienwallfahrtsorten, die über die Welt verteilt sind…“ Dreißig Pilgerorte nehmen an der vom Papst relativ kurzfristig auf den Weg gebrachten Initiative teil, darunter auch das bayerische Altötting. Reihum wird den Mai hindurch jeden Abend in einem dieser Wallfahrtsorte der Rosenkranz in den Anliegen von Franziskus gebetet; per Livestream können Menschen rund um den Globus mit dabei sein.
Gebet für Frauen, die im Lockdown häuslicher Gewalt ausgesetzt waren
„Jeden Tag in diesem Monat Mai wollen wir Dir, Mutter der Barmherzigkeit, die vielen Menschen anvertrauen, die von dem Virus betroffen worden sind und die weiterhin unter seinen Folgen leiden: von unseren verstorbenen Brüdern und Schwestern zu den Familien, die den Schmerz und die Ungewissheit von morgen erleben; von den Kranken zu den Ärzten, zu den Wissenschaftlern und Krankenschwestern und -pflegern, die an vorderster Front in diesem Kampf stehen; von den Freiwilligen zu all den Berufstätigen, die ihren wertvollen Dienst zu Gunsten anderer geleistet haben; von den Menschen in Trauer und Schmerz zu jenen, die mit einem einfachen Lächeln und einem guten Wort denen Trost gebracht haben, die in Not sind; von jenen, vor allem Frauen, die Gewalt innerhalb der häuslichen Mauern erlitten haben aufgrund der erzwungenen Schließungen, zu jenen, die mit Enthusiasmus den Rhythmus des täglichen Lebens wieder aufnehmen wollen.“
Neue Anrufungen in jahrhundertealter Litanei
Franziskus segnete während der Feier Rosenkränze, die in alle Wallfahrtsorte geschickt werden sollen, welche an der Initiative teilnehmen. Als der Chor die Lauretanische Litanei anstimmte, erklangen zum ersten Mal im Beisein des Papstes auch drei Anrufungen, die Franziskus im Juni letzten Jahres in diese alte Litanei hat einfügen lassen: „Mutter der Barmherzigkeit“, „Mutter der Hoffnung“, „Trost der Migranten“.
„O Maria, Trösterin der Betrübten, umarme alle deine bedrängten Kinder und erwirke, dass Gott mit seiner allmächtigen Hand eingreife, um uns von dieser schrecklichen Epidemie zu befreien, damit das Leben wieder in Gelassenheit seinen normalen Lauf nehmen kann.“
(vatican news)
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